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Medizin

Im Dezember Geborene sind herzgesünder

Sterberisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist bei Geburt im Frühjahr und Frühsommer höher

Dezemberkind
Im Dezember geborenen Kinder wie dieses Neugeborene sind später weniger anfällig für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. © Romrodinka/ iStock.com

Der Geburtszeitpunkt prägt: Im Dezember geborene Kinder haben ein deutlich geringeres Risiko, später an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall zu sterben. Eine Geburt im Frühjahr oder Frühsommer macht dagegen anfälliger für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie eine der größten Studien zu diesem Thema zeigt. Sie bestätigt, dass der Zeitpunkt der Geburt einen messbaren Einfluss auf die spätere Gesundheit hat. Warum das aber so ist, bleibt weiterhin offen.

Zu welcher Jahreszeit wir geboren wurden, kann uns mehr prägen als landläufig angenommen. Denn Studien zeigen, dass beispielsweise Winterkinder häufiger Linkshänder sind und eine weniger reizbare Persönlichkeit haben. Sommerkinder sind dafür oft schwerer, größer und spätentwickelnd. Und auch die spätere Gesundheit wird offenbar vom Geburtsmonat beeinflusst: Wissenschaftler haben 55 Krankheiten identifiziert, die je nach Geburtsdatum unterschiedlich stark vorkommen.

Beeinflusst der Geburtsmonat die Herzgesundheit?

Einen weiteren Effekt des Geburtszeitpunktes auf die Gesundheit haben nun Yin Zhang von der Harvard Medical School in Boston und ihre Kollegen bestätigt. Für ihre Studie hatten sie die Daten von 116.911 Teilnehmerinnen der Nurse’s Health Studie ausgewertet – einer der größten und längsten Gesundheitsstudien weltweit. Sie untersuchten, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Geburtszeitpunkt und der Anfälligkeit der Frauen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

„Der Zusammenhang zwischen Geburtsmonat und einem höheren Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu versterben, wurde bereits früher dokumentiert“, erklärt Seniorautorin Eva Schernhammer von der Medizinischen Hochschule Wien. Aber im Unterschied dazu konnten die Forscher nun verfälschende Einflussfaktoren wie die familiären oder sozioökonomischen Bedingungen klarer ausschließen.

Dezember am besten, April am schlechtesten

Die Auswertung ergab: Dezemberkinder sind in Bezug auf ihr Herz-Kreislauf-System am gesündesten. Ihr Risiko, später an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, lag in der Studie knapp 18 Prozent niedriger als bei den im April geboren, wie Zhang und ihr Team berichten. Dieser Unterschied blieb auch dann bestehen, wenn andere Risikofaktoren mit einbezogen wurden. Interessant dabei: Die im Winter geborenen Frauen hatten im Schnitt einen höheren Body-Mass-Index – und litten trotzdem seltener unter tödlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

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Insgesamt scheint demnach eine Geburt im Frühjahr und Frühsommer in Bezug auf das Herz-Kreislauf-Risiko eher ungünstig zu sein. Diese Studienteilnehmerinnen starben signifikant häufiger an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall als die Herbstgeborenen, wie die Forscher berichten. In Bezug auf die Gesamtmortalität – die Sterbefälle auch durch andere Ursachen – konnten sie keine Unterschiede feststellen.

Auch wenn dieser Geburtseffekt hier nur an Frauen bewiesen wurde, halten Zhang und ihre Kollegen es für sehr wahrscheinlich, dass auch für Männern gilt. Denn frühere, gemischte Studien haben einen sehr ähnlichen Effekt ergeben.

Ursachen noch immer ungeklärt

Was aber sagt uns das? Die Ergebnisse bestätigen erneut, dass der Zeitpunkt der Geburt durchaus einen Einfluss auf die spätere Gesundheit haben kann. Gleichzeitig wecken sie erneut die Frage, wodurch dieser Jahreszeiten-Effekt zustande kommt. „Die Mechanismen hinter den beobachteten Unterschieden sind bislang unklar“, erklären die Wissenschaftler. In der Diskussion sind sowohl vorgeburtliche als auch frühkindliche Einflüsse.

Als mögliche Faktoren gelten unter anderem Infektionen der Mutter, eine schlechtere Versorgung des Fötus mit Vitamin D oder auch Unterschiede in der mütterlichen Schadstoffbelastung. Eher unwahrscheinlich erscheine aufgrund der neuen Resultate dagegen ein Einfluss sozioökonomischer Faktoren, wie Schernhammer betont: „Diese Faktoren konnte wir für diese Zusammenhang weitgehend ausschließen.“

Dennoch gilt: Welche Prozesse und Faktoren tatsächlich dafür verantwortlich sind, dass Sommer- und Winterkinder offenbar mit ungleichem „Gepäck“ geboren werden, bleibt vorerst offen. (British Medical Journal, 2019; doi: 10.1136/bmj.l6058)

Quelle: BMJ, Medizinische Universität Wien

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