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Mikrobiologie

Hunde als Grippe-Überträger?

Neuer Influenzastamm könnte von Vierbeinern auf Menschen überspringen

Hund und Kind
Könnten Hunde auch für den Menschen gefährliche Influenza-Viren übertragen? © Altrendo/ iStock.com

Vom Hund zum Menschen? Hunde könnten zum Überträger eines neuen Influenza-Virus werden. Wie Forscher berichten, ist aus der Kombination einer Hundegrippe und der Schweinegrippe H1N1 in den Vierbeinern ein möglicherweise auch für den Menschen gefährlicher Erregerstamm entstanden. Ihre Experimente legen nahe, dass dieses neue Virus zumindest das Potenzial hat, auf menschliche Wirte überzuspringen und sich rasch zu verbreiten.

Immer wieder entstehen durch Mutationen von Influenza-Viren neue Stämme, die auch für den Menschen gefährlich sind. Ihren Ursprung haben diese Grippeformen oftmals in Tieren. So infizierten eigentlich von Vögeln stammende Erregerstämme in den letzten Jahren immer wieder menschliche Wirte – und auch die sogenannte „Schweinegrippe“ erlangte durch den Austausch einiger Gene die Fähigkeit, auf den Menschen überzuspringen.

Nun warnen Forscher, dass unsere sprichwörtlich besten Freunde in diesem Zusammenhang womöglich ebenfalls ein Risiko darstellen: Hunde. Das Team um Daesub Song von der Korea-Universität in Seoul hat beobachtet, dass aus einem unter anderem in Asien und den USA verbreiteten Hundegrippevirus (CIV) und der Schweinegrippe H1N1/2009 ein neues Influenza-Virus hervorgehen kann. Dieser im Jahr 2012 bei einem Hund identifizierte und CIVmv genannte Erregerstamm könnte auch für den Menschen gefährlich werden, wie Experimente nahelegen.

Neuer Erregerstamm

Um herauszufinden, wie groß das Potenzial des neuen Stammes ist, auf den Menschen überzuspringen, führten Song und seine Kollegen Untersuchungen mit Frettchen durch. Der Grund: Grippeviren docken an ihre Wirtszellen über bestimmte Rezeptoren an deren Oberfläche an. Da sich die Rezeptoren bei Frettchen und Menschen sehr ähnlich sind, gelten die Tiere als verlässliche Modelle für eine Risikoabschätzung.

Die Experimente offenbarten: Mit dem Virus infizierte Frettchen zeigten dieselben Symptome wie erkrankte Hunde – von Atemnot über Husten bis hin zu Appetitverlust und Lethargie. Darüber hinaus zeigte sich, dass sich der Erreger in den Frettchen rasch vermehrte und sich schneller als andere Influenza-Viren von Tier zu Tier verbreitete. Dies bedeutet nach Ansicht der Wissenschaftler: Obwohl CIVmv der ursprünglich aus der Vogelgrippe H3N2 hervorgegangenen Hundegrippe CIV stark ähnelt, könnte die Gefahr einer Infektion auch von Menschen bei diesem Erregerstamm weitaus größer sein.

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„Verstärkt beobachten“

„Hunde wurden als Wirte neuer Erregerstämme in der Influenza-Forschung bisher vernachlässigt“, sagt Song. Er plädiert angesichts seiner Beobachtungen dafür, Grippeviren bei Haustieren wie den Vierbeinern verstärkt zu beobachten. Viele Menschen sind mit Hunden enger in Kontakt als etwa mit Hühnern oder Schweinen, wie der Wissenschaftler betont. Daher sei das Risiko besonders hoch, dass ausgehend von den Vierbeinern neue Stämme entstehen, die Menschen infizieren und eines Tages möglicherweise sogar von Mensch zu Mensch übertragen werden können.

Im Fokus des Forscherteams stehen jedoch nicht nur Hunde. Wie sich herausstellte, können auch Katzen von der Hundegrippe befallen werden. Auch ausgehend von diesen tierischen Begleitern des Menschen könnten sich demnach potenziell neue, für den Menschen gefährliche Erregerstämme entwickeln. „Die Hundegrippe könnte sich mit humanen Influenza-Viren vermischen und letztendlich zu neuen Pandemien führen“, schließt Song. (Microbiology Society, 2019; Meeting)

Quelle: Microbiology Society

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