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Medizin

Herztransplantation: Immunbremse entdeckt

Interleukin-10 hemmt Abstoßung des fremden Herzens

Jede Organtransplantation löst im Körper des Empfängers Abwehrreaktionen gegen das fremde Gewebe aus. Das fremde Organ kann direkt nach der Operation abgestoßen werden oder einer schleichenden Entzündung ausgesetzt sein, beim transplantierten Herzen der so genannten Transplantatvaskulopathie TAV. Wissenschaftler am Universitätsklinikum Heidelberg haben jetzt entdeckt, dass ein Botenstoff des Immunsystems, das Interleukin 10 (IL 10), die unerwünschten Abwehrreaktionen teilweise unterdrücken kann.

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Blutgruppe von Spender und Empfänger stimmen bei einer Herztransplantation überein, viele Gewebemerkmale jedoch nicht. Das Immunsystem des Empfängers erkennt daher das Spenderorgan als Fremdkörper und wehrt sich dagegen. Medikamente sollen diese Abstoßungsreaktion unterdrücken. „Trotz aller Fortschritte in der Transplantationsmedizin: Bei vielen Patienten entwickelt sich innerhalb weniger Jahre eine chronische TAV. Sie gilt als eine der Haupttodesursachen nach Herztransplantationen“, erklärt Dr. Christian Gleißner vom Universitätsklinikum Heidelberg.

Entzündung verstopft Gefäße

Dabei spielen sich Entzündungsprozesse an der Innenhaut der Herzkranzgefäße ab, die zu einer aggressiven Form von Arteriosklerose führen. Innerhalb weniger Jahre sind diese Gefäße stark verengt und Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Herzens stark vermindert. An der Innenwand der Herzgefäße treffen Gefäßwandzellen des Spenders und weiße Blutzellen des Empfängers aufeinander. Die Endothelzellen präsentieren auf ihrer Oberfläche bestimmte Antigene, die von den Lymphozyten als fremd erkannt werden. Dadurch aktivieren die Gefäßwandzellen die Lymphozyten: Die weißen Blutzellen vermehren sich und produzieren Zytokine, die Abwehrreaktionen des Immunsystems gegen das transplantierte Organ unterstützen.

Interleukin 10 hemmt Immunreaktion

„Ein bestimmtes Zytokin, das so genannte Interleukin 10, bremst im gesunden Körper Abwehrreaktionen. Wir wollen herausfinden, ob diese „Immunsystem-Bremse“ auch beim Kontakt von Spenderherz und Empfängerblut funktioniert“, erklärt Dr. Gleißner. Deshalb behandeln die Heidelberger Wissenschaftler isolierte Endothelzellen mit Interleukin 10, bevor sie mit fremden Blutzellen in Kontakt kommen. Tatsächlich vermindert sich die Fähigkeit der behandelten Endothelzellen, die fremden Blutzellen zu aktivieren und dadurch Abwehrreaktionen zu verstärken.

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Ziel seines von der „International Society for Heart and Lung Transplantation“ geförderten Projektes ist es nun, die molekularen Mechanismen zu untersuchen, mit denen Interleukin 10 die Lymphozytenaktivierung durch die Gefäßwandzellen hemmt. „Wir hoffen, einen neuen Ansatzpunkt zur Vorbeugung und Therapie von TAV gefunden zu haben. Ein wirksamer Schutz vor chronischer Abstoßung wäre für Herztransplantierte von entscheidender Bedeutung.“

Für die erfolgreichen Arbeiten wurde Dr. Christian Gleißner mit dem „2004 Research Fellowship Award“ ausgezeichnet. Die „International Society for Heart and Lung Transplantation“ unterstützt durch den mit 40.000 Dollar dotierten Preis klinische Forschung und Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Transplantation sowie der Herz- und Lungenkrankheiten.

(Universitätsklinikum Heidelberg, 02.07.2004 – NPO)

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