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Medizintechnik

Halskette erkennt Herzrhythmusstörungen

Integrierte EKG-Messelektrode ermöglicht häufiges und mobiles Messen des Herzschlags

Herz
Herzrhythmusstörungen treten oft unregelmäßig auf und sind daher nicht immer leicht zu diagnostizieren. © Sergey Nivens/ iStock.com

Nützlicher Schmuck: Mediziner haben eine Halskette entwickelt, die bei der Diagnose von Herzrhythmusstörungen helfen kann. Dafür ist eine EKG-Elektrode in die Kette integriert, die die Träger zum Messen ihres Herzschlags einfach auf die Brust pressen. Tests ergaben, dass diese Messungen ausreichende Qualität liefern, um beispielsweise Vorhofflimmern erkennen zu können – eine der häufigsten Formen der Herzrhythmusstörung.

Normalerweise hält unser Herz von selbst seinen regelmäßigen Takt – dafür sorgt unter anderem ein kleiner Nervenknoten im rechten Herzvorhof. Doch gerade bei älteren Menschen, aber auch durch zu viel Stress und Lärm kann es Herzrhythmusstörungen kommen. Das Herz schlägt dann entweder viel zu langsam oder aber chaotisch und viel zu schnell wie beim Vorhofflimmern. Wird dies nicht rechtzeitig erkannt, können Herzinfarkte, Schlaganfälle und Herzstillstand die Folge sein.

Das Problem dabei: Weil Herzrhythmusstörungen unregelmäßig und nicht vorhersehbar auftreten, ist es schwer, sie sozusagen „auf frischer Tat“ zu ertappen.

EKG-Kette
Für die EKG-Messung presst man einfach die flache Elektrode an die Brust. © ESC

Einfache Messung mit KI-Unterstützung

Eine Lösung dafür haben nun finnische Mediziner bei der European Society of Cardiology vorgestellt. Sie haben eine Halskette entwickelt, in die eine EKG-Elektrode integriert ist. Sie ermöglicht es den Trägern dieser Kette, jederzeit und überall ihren Herzschlag zu kontrollieren. Dafür starten die Nutzer eine App auf ihrem Smartphone und halten dann die Elektrode 30 Sekunden lang mit der falschen Hand an ihre Brust oder auch zwischen den beiden Handflächen.

Die Elektrode misst den Herzschlag und überträgt ihre Daten an die App. Diese sendet das mobile EKG in eine Cloud, in der eine künstliche Intelligenz die Messung mit Referenzwerten abgleicht und prüft, ob ein Vorhofflimmern vorliegen könnte. Innerhalb weniger Sekunden erhält der Nutzer das Ergebnis des Abgleichs und erfährt, ob sein EKG normal ist oder auf eine Rhythmusstörung hinweist. Zusätzlich erzeugt die App einen EKG-Bericht, der an die behandelnden Mediziner weitergeleitet werden kann.

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EKG ähnlich gut und treffsicher wie klassische Methode

So weit das Prinzip Aber wie präzise und verlässlich ist diese Do-it-Yourself-Messung? Das haben Elmeri Santala von der Universität Ostfinnlands und sein Team in einer klinischen Studie untersucht. Dafür ließen sie 145 Probanden mit der EKG-Kette ihren Herzrhythmus prüfen, parallel dazu nahmen die Mediziner ein EKG mit der klassischen Methode – durch drei auf der Brust aufgeklebte Elektroden.

Das Ergebnis: Das KI-System des Ketten-EKGs erkannte Vorhofflimmern bei den Probanden mit hoher Genauigkeit, wie die Forscher berichten. Die Trefferquote bei der Diagnose war ähnlich hoch wie beim klassischen EKG und auch bei der Auswertung durch zwei Kardiologen erlaubte die Qualität der Messung eine sichere Diagnose. „Damit bietet dieses tragbare Halsketten-EKG eine neue und einfache Methode, um Herzrhythmusstörungen wie das Vorhofflimmern zu erkennen“, sagt Santala.

Chance auf schnellere Diagnose

Gerade für Menschen ab 65 Jahren empfiehlt die European Society of Cardiology regelmäßige Kontrollen des Herzrhythmus, weil das Risiko für ein Vorhofflimmern bei ihnen erhöht ist. Wird diese Herzrhythmusstörung rechtzeitig erkannt, kann sie gut medikamentös oder mit einem Herzschrittmacher behandelt werden. Nach Ansicht der Forscher könnte die EKG-Halskette die Diagnose dieser Erkrankung deutlich erleichtern.

„Die EKG-Halskette ist einfach zu nutzen und erlaubt es, selbst wiederholt seinen Herzrhythmus zu kontrollieren“, erklärt Santala. „Das erhöht die Chance, ein Vorhofflimmern zu erkennen.“ Noch befindet sich die EKG-Kette im Teststadium, doch sie könnte möglicherweise schon bald auf den Markt kommen.

Quelle: European Society of Cardiology

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