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Medizin

Gesunder Lebenswandel verlängert Leben um Jahre

Studie belegt kombinierte Effekte ungesunder Lebensweise erstmals in Zahlen

65- und 75-Jährige Frauen mit unterschiedlichem Gesundheitsverhalten: Wahrscheinlichkeit, die nächsten zehn Jahre zu überleben. Lesebeispiel Zelle unten links: eine 65-jährige Frau mit positivem Gesundheitsverhalten in allen vier Bereichen wird mit 90%-iger Wahrscheinlichkeit in zehn Jahren noch am Leben sein. © UZH

Kaum überraschend, aber nun auch statistisch belegt: Tabak, Alkohol, einseitige Ernährung und fehlende Bewegung verkürzen die Lebenserwartung. Die kombinierten Effekte dieser einzelnen Risikofaktoren haben Forscher jetzt erstmals in Zahlen gefasst. Ergebnis: Ein gesunder Lebenswandel kann das Leben leicht um zehn Jahre verlängern. Wer ungesund lebt, stirbt dagegen mit zweieinhalb Mal höherer Wahrscheinlichkeit früher. Die Studienergebnisse sollen dazu beitragen, zu gesunder Lebensweise anzuregen, hoffen die Forscher.

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Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs, Diabetes und chronische Atemwegserkrankungen: All diese Krankheiten treten in Industrieländern immer häufiger auf, oft mit tödlichem Ausgang. Als Risikofaktor gilt ein ungesunder Lebenswandel, insbesondere mangelnde Bewegung, ungesunde Ernährung sowie Tabak- und Alkoholkonsum. Dass die Lebenserwartung durch solches Verhalten sinkt, wird kaum jemanden überraschen. Umfangreiche statistische Daten, die den kombinierten Effekt dieser Risikofaktoren belegen, gab es allerdings bisher nicht.

Fast 17.000 Teilnehmer belegen drastisches Ergebnis

Brian Martin und seine Kollegen von der Universität Zürich haben darum eine ausführliche Studie mit fast 17.000 Teilnehmern angelegt. Darin untersuchten sie vier Faktoren, sowohl einzeln als auch kombiniert, auf ihre Auswirkungen auf die Lebenserwartung: Rauchen, Alkoholkonsum, Bewegung und regelmäßigen Verzehr von Früchten.

Grundlage waren Daten aus der Swiss National Cohort, einer schweizerischen Datenbank von Geburtsjahrgängen und Todesfällen, die für Forschungszwecke angelegt wurde. Die Forscher befragten Teilnehmer, die im Zeitraum 1977 bis 1993 ein Alter von 16 bis 90 Jahren hatten, über ihr Verhalten in den ausgewählten vier Risikobereichen, und glichen die Daten mit Todesfällen aus der Datenbank bis 2008 ab. Mit der neuen Studie lassen sich die Folgen eines ungesunden Lebenswandels erstmals in Zahlen darstellen.

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Das Ergebnis fällt drastisch aus: „Ein gesunder Lebensstil kann einen zehn Jahre jünger erhalten“, so die Zusammenfassung von Erstautorin Eva Martin-Diener. Wer raucht, viel trinkt, sich nicht bewegt und sich ungesund ernährt, weist epidemiologisch betrachtet ein zweieinhalb Mal höheres Sterblichkeitsrisiko auf als jemand, der auf seine Gesundheit achtet. Dieser Einfluss bleibt auch dann noch erkennbar, wenn individuelle biologische Risikofaktoren wie Körpergewicht und Blutdruck mitberücksichtigt werden.

Gefährliches Zusammenspiel der Risikofaktoren

„Der Effekt jedes einzelnen Faktors auf die Lebenserwartung ist relativ groß“, so Martin-Diener weiter. Am schädlichsten jedoch scheint das Rauchen zu sein: Gegenüber einer Gruppe von Nichtrauchern haben Rauchende ein um 57 Prozent erhöhtes Risiko, frühzeitig zu sterben. Der Einfluss von ungesunder Ernährung, wenig Sport und Alkoholmissbrauch zeigt sich in einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko von jeweils rund 15 Prozent.

Wirklich gefährlich wird ungesundes Verhalten im Zusammenspiel: „Erstaunt hat uns das 2,5-fach höhere Risiko bei einer Kombination aller vier Risikofaktoren“, erläutert Martin. Für einen 75-jährigen Mann etwa liegt die Wahrscheinlichkeit, die nächsten zehn Jahre trotz aller Risikofaktoren zu überleben, bei nur noch 35 Prozent – bei gesundem Lebenswandel dagegen bei 67 Prozent. Bei Frauen erhöht sich die entsprechende Überlebenschance von 47 auf 74 Prozent.

65- und 75-Jährige Männer mit unterschiedlichem Gesundheitsverhalten: Wahrscheinlichkeit, die nächsten zehn Jahre zu überleben. © UZH

Effekte zeigen sich im Alter

Ein ungesunder Lebenswandel hat Martin zufolge vor allem einen nachhaltigen Einfluss: Während bei den 45- bis 55-Jährigen viel Wein, Zigaretten, ungesunde Ernährung und Bewegungsfaulheit noch kaum Auswirkungen auf die Sterblichkeit zeigen, werden diese bei den 65- bis 75-Jährigen sichtbar: Ein 75-jähriger Mann, der keines der vier Risikoverhalten zeigt, erlebt seine kommenden zehn Jahre genauso wahrscheinlich wie ein zehn Jahre jüngerer Raucher, der sich nicht bewegt, sich ungesund ernährt und viel trinkt.

Die Züricher Mediziner stellen die Abhängigkeit der Lebenserwartung von den vier riskanten Verhaltensweisen in sogenannten Überlebenstafeln dar. Darauf lässt sich der Einfluss einzelner Faktoren ebenso wie ihr Zusammenwirken erkennen. Die Wissenschaftler hoffen, dass diese Darstellung Menschen, etwa beim Gang zum Arzt, zu einer gesünderen Lebensweise anregt: „Die einfach verständlichen Übersichtstafeln können künftig Ärzte in den Praxen bei der Gesundheitsberatung ihrer Patienten unterstützen“, ist Martin-Diener sicher.

(Preventive Medicine, 2014; doi: 10.1016/j.ypmed.2014.05.023)

(Universität Zürich, 08.07.2014 – AKR)

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