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Medizin

Gerinnungseiweiß gegen Hirnblutungen

Studie belegt Wirksamkeit von gerinnungshemmendem Medikament

Hirnblutungen machen etwa 15 Prozent aller Schlaganfälle aus. Meist sind sie tödlich; nur 20 Prozent der überlebenden Patienten tragen keine schweren Behinderungen davon. Besonders problematisch sind Nachblutungen, die vor allem in den ersten drei Stunden nach den ersten Symptomen auftreten. Bislang standen den Ärzten bei dieser Form des Schlaganfalls keine Behandlungsmöglichkeiten offen – bis jetzt.

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Eine Studie, die jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht worden ist, macht Hoffnung auf eine neue Therapie mit einem Medikament, das die Blutgerinnung fördert. An der Studie nahmen 73 Zentren in 20 Ländern teil; Mitglied in der Planungsgruppe und Studienkoordinator für Europa und Koautor der Veröffentlichung war Privatdozent Dr. Thorsten Steiner, Oberarzt der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg.

„Es konnte nicht nur die Zahl der Patienten, die nach der Hirnblutung starben oder schwere Behinderungen davontrugen signifikant gesenkt werden, sondern es erhöhte sich auch die Zahl der Patienten, die keine oder nur eine leichte Behinderung hatten“, berichtet Dr. Steiner. Das Ausmaß der Blutung – sichtbar im Computertomogramm – wurde ebenfalls deutlich reduziert. Durch die Behandlung konnte die Mortalität gesenkt und das klinische Ergebnis verbessert werden, obwohl eine leicht erhöhte Rate von Gefäßverschlüssen auftrat.

Bei dem Medikament handelt es sich um ein gentechnisch hergestelltes Gerinnungseiweiß, den so genannten Faktor-VII, der üblicherweise bei Patienten, die an der vererbten Bluterkrankheit leiden, zur Blutstillung eingesetzt wird und unter dem Handelsnamen NovoSeven(r) vertrieben wird. An der Schlaganfall-Studie nahmen insgesamt 399 Patienten teil, die wegen einer schweren Hirnblutung in die Klinik aufgenommen worden waren; sie erhielten entweder das Medikament oder ein unwirksames Placebo.

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„Noch ist das Medikament nicht zugelassen, weil die Daten in einer weiteren Studie bestätigt werden müssen. Sollte das Medikament zugelassen werden, würde dies erstmalig eine Therapie der Hirnblutung ermöglichen. Deshalb sind wir sehr darauf bedacht, die Nachfolgestudie schnell auf den Weg zu bringen“, sagt Dr. Steiner. Allerdings könne das Medikament nur bei akuten Blutungen angewendet werden und nicht bei weiter zurückliegenden Schlaganfällen.

(Universitätsklinikum Heidelberg, 07.03.2005 – NPO)

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