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Medizin

Fettleber durch Alltagszucker?

Schon 80 Gramm Fruchtzucker oder Haushaltszucker verdoppeln die Fettproduktion in der Leber

Soft Drink
Zuckerhaltige Limonaden fördern die Fettproduktion in der Leber und machen dick. © simarik/ iStock.com

Süßer Dickmacher: Schon geringe Mengen an Fruchtzucker oder Haushaltszucker erhöhen die Fettproduktion in der Leber – und könnten langfristig Diabetes und eine Fettleber begünstigen, wie eine Pilotstudie enthüllt. Demnach reichen weniger als ein Liter süßer Limonade täglich aus, um die Leber-Fettproduktion zu verdoppeln. Zur Überraschung der Forschenden wirkten gemischte Zuckerarten wie Haushaltszucker dabei sogar stärker als reine Fructose.

Zu viel Zucker ist ungesund – das ist schon länger klar. Denn die süße Kalorienbombe kann Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern. Das gilt besonders für den gerne als gesund angepriesene Fruchtzucker. Er wird in der Leber besonders leicht in Fett umgewandelt und trägt damit zur Fettleber und erhöhten Blutfettwerten bei, kann dem Herzen schaden und Darmkrebs begünstigen.

Limonade-Trinken für die Wissenschaft

Aber ab welcher Menge ist Zucker schädlich? Das haben nun Bettina Geidl-Flueck von der Universität Zürich und ihr Team untersucht. Dafür nahmen 94 junge, gesunde Männer sieben Wochen lang täglich ein mit unterschiedlichen Zuckerarten gesüßtes Getränk zu sich. Die Limonaden enthielten jeweils rund 80 Gramm Fruchtzucker, Traubenzucker oder Haushaltszucker (Sacharose) – einer Verbindung aus einem Fructose- und einem Glucosemolekül.

80 Gramm pro Tag entspricht ungefähr der Zuckermenge, die man beim Trinken von 0,8 Liter einer handelsüblichen Limonade zu sich nimmt. Über Blutproben und dem Getränk zugesetzte Isotopenmarker ermittelte das Team regelmäßig, wie hoch die Produktion von Fettsäuren in der Leber und andere Parameter des Fettstoffwechsels bei den Teilnehmern waren.

Fettproduktion verdoppelt

Das Ergebnis: Obwohl die Probanden insgesamt nicht mehr Kalorien aufnahmen als eine Kontrollgruppe ohne Süßgetränk, stieg die Fettproduktion in ihrer Leber signifikant an. Das galt allerdings nur für die Fructose- und Sacharose-Gruppen. Bei diesen führten schon die geringen zusätzlichen Zuckermengen dazu, dass sich der Leberstoffwechsel umstellte und mehr Fettsäuren produzierte.

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Das Ausmaß des Effekts war erheblich. „Die körpereigene Fettproduktion in der Leber war in der Fruchtzucker-Gruppe doppelt so hoch wie in der Traubenzucker-Gruppe oder der Kontrollgruppe – und dies noch mehr als zwölf Stunden nach der letzten Mahlzeit beziehungsweise dem letzten Zuckerkonsum“, berichtet Seniorautor Philipp Gerber von der Universität Zürich. Beim Konsum von reiner Glucose blieb die Fettproduktion dagegen unbeeinflusst.

Gemischte Zuckerarten wirken sogar stärker

Überraschend jedoch: „Wir haben erwartet, dass Getränke mit freier Fructose den stärksten Effekt auf die hepatische Fettproduktion haben würden, gefolgt von Sacharose mit mittleren Effekten und wenig Wirkung bei Glucose“, erklären die Forschenden. Doch das Ergebnis sah anders aus: Die Sacharose und damit der gewöhnliche Haushaltszucker kurbelte die Fettproduktion sogar noch stärker an als die reine Fructose.

Warum diese Kombination stärker wirkt als der reine Fruchtzucker ist momentan noch unklar. Geidl-Flueck und ihre Kollegen vermuten, dass der Fruchtzucker im Leberstoffwechsel einen metabolischen Schalter umlegt, der vermehrt Glucose in die Leber „umleitet“. Statt in jeder Zelle verbrannt zu werden, wird die Glucose dadurch zu einem größeren Teil als normal in der Leber verstoffwechselt und zu Fett umgewandelt.

Konsequenzen für den Alltagskonsum

Diese Erkenntnis könnte erhebliche Bedeutung für den Konsum gesüßter Lebensmittel und Getränke haben. Denn viele dieser Produkte sind mit Haushaltszucker oder Mischformen von Fructose und Glucose wie dem Maissirup gesüßt. Dies könnte demnach sogar noch stärkere Auswirkungen auf den Fettstoffwechsel und die Gesundheit haben, als es ihr bloßer Fruchtzuckergehalt nahelegt.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt generell, den täglichen Zuckerkonsum auf rund 50 Gramm oder noch besser auf 25 Gramm zu beschränken. Davon allerdings sind die meisten Menschen hierzulande weit entfernt. (Journal of Hepatology, 2021; doi: 10.1016/j.jhep.2021.02.027)

Quelle: Universität Zürich

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