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Medizin

Fasten wirkt als Diät-Katalysator

Einige Tage Nahrungsverzicht als Einstieg verstärken die positiven Effekte der Mittelmeerdiät

Fasten
Einige Tage des einleitenden Fastens können den Erfolg einer Ernährungsumstellung und Diät deutlich verbessern.© Julia Mikhaylova/ Getty Images

Positiver Verstärker: Einige Tage Fasten verstärken die positive Wirkung einer Ernährungsumstellung – beispielsweise bei Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes. Der Nahrungsverzicht verändert die Darmflora und fördert das Wachstum gesundheitsfördernder Bakterien, wie nun eine Studie belegt. Gleichzeitig werden immunologisch bedingte Entzündungsprozesse gehemmt. Das hilft, Gewicht, Stoffwechsel und Blutdruck zu normalisieren.

Ob bei Übergewicht, wegen eines Bluthochdrucks oder Diabetes: In vielen Fällen kann das Abnehmen und eine Ernährungsumstellung, beispielsweise zu einer Mittelmeerdiät, die Gesundheit der Betroffenen entscheidend verbessern. Denn durch die gesündere Ernährung, das Abnehmen und mehr Bewegung normalisieren sich Blutdruck, Fett- und Zuckerstoffwechsel und häufig können Patienten dann sogar auf die zuvor nötigen Medikamente verzichten. Allerdings schlägt die Diät nicht bei allen gleich gut an.

Broccoli statt Rinderbraten

Wie wirkt die Ernährungsumstellung am besten? Und welche Rolle spielen dabei die Darmflora und das Immunsystem? Das haben nun Andras Maifeld vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin und seine Kollegen näher untersucht. Dafür teilten sie 71 Versuchspersonen, die an Adipositas, Bluthochdruck und Diabetes litten – dem sogenannten metabolischem Syndrom – in zwei Gruppen ein.

Eine Gruppe fastete fünf Tage lang und nahm dabei keine feste Nahrung zu sich, dann begannen beide Gruppe mit einer Mittelmeerdiät. Bei dieser auch DASH-Diät genannte Ernährungsweise kommen viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Nüsse und Hülsenfrüchte, Fisch und mageres weißes Fleisch auf den Tisch. Im Verlauf der dreimonatigen Studie analysierten die Forscher regelmäßig Blutproben der Testpersonen unter anderem auf Immunzellen und -Botenstoffe und ermittelten anhand von Stuhlproben die Zusammensetzung der Darmflora.

Weniger Gewicht, niedrigerer Blutdruck

Es zeigte sich: „Bei den Probandinnen und Probanden, die mit einer fünftägigen Fastenperiode in die gesunde Ernährung eingestiegen sind, blieben der Body-Mass-Index, der Blutdruck und der Bedarf an blutdrucksenkenden Medikamenten dauerhaft niedriger“, berichtet Maifelds Kollege Dominik Müller.  Auch die Gewichtsabnahme hielt bei den Testpersonen mit einleitendem Fasten länger an.

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Konkret sank der systolische Blutdruck im Schnitt um 8 Millimeter Quecksilber (mmHG), dieser Effekt war in der Fastengruppe ausgeprägter und hielt auch nach drei Monaten und bei verringerter Dosierung der Medikamente an. „Eine Umstellung auf gesundes Essen wirkt sich positiv auf den Blutdruck aus“, erklärt Maifeld. „Geht der Diät eine Fastenkur voraus, verstärkt sich dieser Effekt sogar noch.“

Veränderungen in der Darmflora

Aber warum? Um den Ursachen dieses positiven Fasteneffekts auf die Spur zu kommen, wertete das Team als nächste die Daten zur Darmflora und dem Immunzustand der Studienteilnehmer aus. Es zeigte sich: Der Nahrungsverzicht veränderte die Zusammensetzung der Darmbakterien stark. „Das Fasten wirkt wie ein Katalysator für die schützenden Mikroorganismen im Darm“, erklärt Koautorin Sofia Forslund vom MDC.

Durch den Nahrungsverzicht vermehrten sich vor allem die Spezies von Darmmikroben, die Ballaststoffe zu kurzkettigen Fettsäuren verstoffwechseln. Diese Fettsäuren wirken entzündungshemmend und beeinflussen auch das Immunsystem positiv, wie die Forschenden erklären. Diese positive Veränderung der Darmflora blieb auch nach Ende der Fastenperiode bestehen.

Auch das Immunsystem stellt sich um

Immunologische Analysen bestätigten den positiven Effekt: Die Anzahl von entzündungsfördernden T-Zellen nahm bei den Mitgliedern der Fastengruppe ab, während sich regulatorische T-Zellen vermehrten. „Das angeborene Immunsystem bleibt während des Fastens stabil, während sich das adaptive Immunsystem herunterfährt“, erklärt Maifeld.

Nach Ansicht der Wissenschaftler sprechen diese Ergebnisse dafür, dass das einleitende Fasten eine dauerhaft positive Veränderung der Darmflora und der Immunreaktion bewirkt. Dies wiederum trägt dazu bei, den Blutdruck zu senken, den Fettstoffwechsel zu normalisieren und den Diabetes abzumildern. Die Kombination von Fasten mit der DASH-Diät führt zudem zu einem langanhaltenden Abnehmerfolg.

Hilfe gerade bei „diätresistenten“ Pfunden

Wie Maifeld und seine Kollegen erklären, könnte sich ein solches Einstiegsfasten vor allem den Patienten helfen, die bislang kaum auf Diäten angesprochen haben. Denn schon länger ist bekannt, dass die Darmflora für den Diäterfolg und für den gefürchteten Jojo-Effekt eine entscheidende Rolle spielt. Haben die „falschen“ Bakterien die Überhand, bleibt der Abnehmerfolg oft aus: „Die Betroffenen haben oft das Gefühl, dass sich der ganze Aufwand nicht lohnt und fallen in alte Muster zurück“, sagt Forslund.

Gerade in diesen Fällen könnte eine Fastenkur vorweg die Darmflora günstig verändern und so die positiven Effekte der Ernährungsumstellung verstärken, wie die Forschenden erklären. (Nature Communications, 2021; doi: 10.1038/s41467-021-22097-0)

Quelle: Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft

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