Zum ersten Mal in Deutschland ist es einem Team von Transplantationsmedizinern gelungen, eine Lebend-Nieren-Transplantation erfolgreich durchzuführen, obwohl die Blutgruppen von Spender und Empfänger inkompatibel waren. Angesichts der langen Wartezeiten für eine Transplantation könnte dieses Verfahren neue Perspektiven eröffnen.
Für die Lebend- Spende ergeben sich mit der so genannten AB0-Inkompatiblen Lebend-Nieren-Transplantation nun ganz neue Perspektiven: Allein in der Bundesrepublik Deutschland warten derzeit etwa 12.000 Patienten auf eine Nierentransplantation. Doch die Wartezeit bei Blutgruppenabhängigkeit im Bereich von Eurotransplant, der europäischen Koordinierungsstelle für die Vergabe von Spenderorganen mit Sitz in Leyden, Niederlande, lag bisher zwischen fünf und sechs Jahren. Frühzeitige Transplantationen von dialysepflichtigen Patienten sind nur mit einer Lebend-Spende möglich. Mit der Einführung der AB0-Inkompatiblen Form der Organ-Verpflanzung könnte sich jedoch die Zahl der möglichen Lebend-Nieren-Spende-Transplantationen erheblich vergrößern.
Inkompatibilität engt Angebot ein
Immer wieder gibt es die Situation, dass Spender und Empfänger aufgrund der Blutgruppe nicht zueinander passen. Der Ausweg aus dieser Situation besteht in der Durchführung einer Cross-over-Transplantation, wie sie 1999 in Zusammenarbeit mit der Universität Basel durchgeführt wurde. Leider hat die in der Öffentlichkeit entstandene Diskussion, die das Verfahren zunächst als ungesetzlich darstellen wollte, weitere Transplantationen dieser Art unmöglich gemacht.
Erst durch die Entscheidung des Bundessozialgerichtes vom Dezember vergangenen Jahres, ist es klar, dass auch solche Transplantationen unter bestimmten Voraussetzungen möglich sind. Zwischenzeitlich hat das Freiburger Transplantationszentrum sich darum bemüht, für solche Patienten Wege zu finden, die auch eine Transplantation über Blutgruppenunterschiede aufgrund einer speziellen Vorbehandlung ermöglichen. Die erste jetzt durchgeführte Transplantation entgegen den Blutgruppenregeln, hatzu einem Erfolg geführt, der für viele betroffene Spender und Empfängerpaare in Deutschland eine Ermutigung sein kann, den gleichen Weg zu gehen.
Stärkere Förderung nötig
Erfolge der Lebendspendetransplantation und Erweiterung der Möglichkeiten können nahc Ansicht dfer Freiburger Mediziner aber nur dann erfolgreich für die Patienten genutzt werden, wenn die postmortale Organspende in Deutschland intensiver und mehr als bisher gefördert werde. Der Bedarf an Transplantationen pro Million Einwohner ist jedes Jahr so groß, dass er nur durch eine aktive Förderung in der postmortalen Organspende gedeckt werden kann.
Angesichts der dramatisch langen Wartezeiten auf eine Nierentransplantation während der es zu einer erheblichen Verschlechterung des Gesundheitszustandes vieler Patienten kommt, sei jedoch die Lebendspende notwendig und müsse gefördert werden, zumal die Bereitschaft bei Patienten und deren Angehörigen zur Spende sehr hoch sei. Vielen Betroffenen bleibt nur der Weg einer postmortalen Organspende. Eine Förderung von beidem könne jedoch die durchschnittlichen Wartezeiten reduzieren. Diese sind in den USA derzeitig bei rund zwei Jahren und in den skandinavischen Ländern bei sechs bis neun Monaten. Dieses Ziel zu erreichen ist nach EINschätzung der Freiburger zwar schwierig, aber nicht unmöglich.
(Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, 07.05.2004 – NPO)