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Medizin

Diabetes weltweit außer Kontrolle?

Wahres Ausmaß der Krankheit extrem unterschätzt

Diabetes ist längst eine Volkskrankheit. Doch das wahre Ausmaß der Epidemie wurde bisher unterschätzt. Das zeigen jetzt neue, im Diabetes-Atlas der Internationalen Diabetes-Föderation (IDF) veröffentlichte Daten. Anstatt wie angenommen 30 Millionen sind 246 Millionen Personen weltweit von der Krankheit betroffen – mehr als selbst die pessimistischsten Prognosen vorhersagten. Deutschland liegt immerhin unter den Top-4 der betroffenen Länder.

Auf einer Pressekonferenz gestern in Kapstadt erklärte sich IDF- Präsident Pierre Lefebvre: „Es ist gerade einmal 20 Jahre her, dass die verlässlichsten verfügbaren Informationen von 30 Millionen Diabetes-Patienten sprachen. Nun zeichnet sich ein düsteres Bild ab. Diabetes bahnt sich seinen Weg zur Epidemie des 21. Jahrhunderts." Die neuen Daten prophezeien, dass die Gesamtzahl an Personen mit Diabetes innerhalb von 20 Jahren rasant auf 380 Millionen steigen wird, wenn entsprechende Maßnahmen ausbleiben.

Indien, China, USA und Deutschland sind die Top-4

Diabetes – meist handelt es sich um Typ-2-Diabetes – betrifft heute 5,9 Prozent der erwachsenen Weltbevölkerung, beinahe 80 Prozent davon befinden sich in Entwicklungsländern. Die am meisten betroffenen Regionen sind der östliche Mittelmeerraum sowie der Nahe Osten mit 9,2 Prozent aller Erwachsenen. An dritter Stelle folgt Nordamerika mit 8,4 Prozent. Die höchsten Zahlen stammen jedoch aus der Westpazifik-Region mit rund 67 Mio. Diabetikern, gefolgt von Europa mit 53 Millionen.

Indien steht an der Spitze der weltweiten Top Ten hinsichtlich der höchsten Anzahl an Diabetikern mit seinen derzeit 40,9 Mio., gefolgt von China mit 39,8 Mio. Danach reihen sich USA, Russland, Deutschland, Japan, Pakistan, Brasilien, Mexiko und Ägypten. Entwicklungsländer belegen 7 Ränge der weltweiten Top Ten.

Der neu gewählte IDF-Präsident Martin Silink dazu:" Die Diabetes-Zeitbombe tickt seit 50 Jahren…und sie wird immer lauter. Allen Warnungen zum Trotz haben Generationen von Weltpolitikern die Bedrohung weitgehend ignoriert. Diabetes ist nun explodiert, und am stärksten bekommen dies die Länder im Nahen Osten, Indien, China und die USA zu spüren."

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Es trifft die Armen

Ein komplexes Zusammenspiel genetischer, sozialer und ökologischer Faktoren steuert den globalen explosionsartigen Anstieg von Typ-2-Diabetes. In Ländern mit geringem und mittlerem Einkommen kann wirtschaftlicher Fortschritt zu Änderungen des Lebensumfeldes führen, die sich innerhalb einer oder zwei Generationen auch auf Ernährung und körperliche Betätigung auswirken. In der Folge kann bei Personen Diabetes ausbrechen, obwohl sich ihr Körpergewicht nur geringfügig erhöht. In der entwickelten Welt findet Diabetes seine grösste Verbreitung unter den Ärmsten. Überall wo Armut und mangelhafte Hygiene Familien zum Konsum von "Low-Cost-per-Calorie"- Nahrungsmitteln (möglichst viele Kalorien für möglichst wenig Geld) und verpackten Getränken zwingen, floriert der Typ-2-Diabetes.

Genationswechsel vollzogen

Diabetes ist tödlich. Die Krankheit ist für 3,8 Mio. Todesfälle pro Jahr verantwortlich, ein ähnliches Ausmass wie bei HIV/AIDS. Einst als Alterskrankheit angesehen, hat Diabetes nun einen Generationenwechsel vollzogen und betrifft zunehmend Personen im Arbeitsalter, vor allem in Entwicklungsländern. Dies hat wirtschaftliche Konsequenzen.

Resolution gefordert

Die Internationale Diabetes-Föderation steht an der Spitze einer Koalition aus Diabetes-Vertretungsorganisationen und anderen Interessensvertretern, die eine UN-Resolution zu Diabetes fordern, um eine angemessene Beachtung der Erkrankung zu gewährleisten. Für Länder wie den pazifischen Inselstaat Nauru kann eine UN-Resolution nicht rasch genug kommen. Nauru steht an der Spitze der Länder mit der höchsten Diabetes- Prävalenz. Beinahe ein Drittel der Gesamtbevölkerung leidet an Diabetes und seinen Folgen.

Die Internationale Diabetes-Föderation (IDF) ist eine Organisation mit mehr als 190 Mitgliedsverbänden in über 150 Ländern. Mission der IDF ist, die Behandlung, Vorbeugung und Heilung von Diabetes weltweit voranzutreiben . Die IDF führt die Kampagne für eine UN-Resolution zu Diabetes an.

(Int. Diabetes Federation, 05.12.2006 – NPO)

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