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Medizin

Coronavirus trifft MOSAiC-Expedition

Teilnehmer an Messflügen positiv getestet – vor dem Aufbruch in die Arktis

Polarstern
Die Polarstern und ihre Crew sind bisher nicht vom Coronavirus betroffen – wohl aber ein Teilnehmer der begleitenden Messflug-Kampagne. © AWI/ Michael Gutsche

Quarantäne für MOSAiC-Forscher: In Bremerhaven ist ein Team-Mitglied der Arktis-Expedition MOSAiC positiv auf das Coronavirus getestet worden. Er sollte heute nach Spitzbergen aufbrechen, um von dort aus Messflüge in die Arktis zu unternehmen. In einigen Wochen sollten sie auch an dem im Eis eingefrorenen Forschungsschiff Polarstern zwischenlanden. Jetzt müssen er und seine 20 Teamkollegen erst einmal in Quarantäne.

Es ist die größte Arktis-Expedition aller Zeiten: Ein Jahr lang driftet der Forschungseisbrecher Polarstern mit gut hundert Wissenschaftlern an Bord durch die zentrale Arktis – eingefroren im Polareis. Seit Beginn der MOSAiC-Expedition im Herbst 2019 hat das Schiff bereits einen Nord-Rekord erreicht und erfolgreich zwei Schichtwechsel der Crew absolviert.

Während im Arktiseis die Forschung weitergeht, bereiten sich in Bremerhaven und in anderen an der Expedition beteiligten Forschungseinrichtungen schon die Teilnehmer des nächsten Driftabschnitts auf ihren Einsatz vor. Dazu gehören auch Forscher, die begleitende Messflüge durch die zentrale Artis durchführen sollen.

In Südtirol angesteckt

Einen dieser Wissenschaftler hat es jetzt erwischt: Der aus Bayern stammende Mann wurde positiv auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet – er hat sich mit dem Erreger infiziert. Laut einer Mitteilung der Behörden hatte sich der Mann bereits Tage zuvor in Südtirol mit dem Coronavirus angesteckt, bei seinem Aufenthalt in Bremerhaven war die Infektion bereits am Abklingen. Symptome hatte er keine. Inzwischen wurden auch Kontaktpersonen getestet, waren aber negativ.

Der Mann gehört zu einem rund 20-köpfigen Team, das am 5.März am Alfred-Wegener-Institut (AWI) auf den Einsatz bei der MOSAiC-Flugkampagne vorbereitet wurde. Ursprünglich sollten der Betroffene und seine Kollegen am 12. März 2020 nach Spitzbergen aufbrechen, um von dort aus mit zwei Forschungsflugzeugen Messflüge über die zentrale Arktis durchzuführen. In einigen Wochen sollten die Flugzeuge auch zur Polarstern fliegen und dort zwischenlanden.

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Tests und Quarantäne für alle

Nach dem ersten Coronavirus-Fall werden nun alle Teilnehmer des Lehrgangs am AWI für zwei Wochen in Quarantäne geschickt. Der Aufbruch in die Arktis verschiebt sich entsprechend. „Nach eingehender Beratung mit den Gesundheitsbehörden und logistischer Beurteilung der Lage sind wir zu dem Schluss gekommen, den Start der MOSAiC-Flugkampagne aufgrund der am Freitag festgestellten Infektion eines Teilnehmers mit Covid-19 zu verschieben“, teilte das Institut mit.

Wegen der Coronavirus-Epidemie werden alle künftigen Teilnehmer an der MOSAiC-Expedition inzwischen vor Abflug in die Arktis auf das Virus getestet. Denn sollte die Infektion das im Eis isolierte Forschungsschiff Polarstern erreichen, gäbe es dort kaum Möglichketen, schwer Erkrankte angemessen zu versorgen. Zudem könnte sich das Virus – ähnlich wie zuvor schon auf Kreuzfahrtschiffen – an Bord schnell ausbreiten.

Expedition vorerst nicht gefährdet

Forschungsleiter Marcus Rex vom AWI ist jedoch zuversichtlich, dass die strengen Schutzmaßnahmen das Team in der Arktis so gut wie möglich vor einer Einschleppung des Virus schützen. Die rechtzeitige Identifizierung des Covid-Falls unter den Teilnehmern zeigt seiner Ansicht nach, dass die Maßnahmen greifen. Allerdings: „Das Risiko ist nicht Null „, räumt auch Rex ein.

Doch was bedeutet dies für den Fortgang der MOSAiC-Expedition? Bisher sei dies noch kein größeres Problem, erklärte Ko-Koordinator Matthew Shupe von der University of Colorado gegenüber „Nature News“. Die Messflüge werden um zwei Wochen verschoben, nach absolvierter Quarantäne können alle nicht infizierten Teilnehmer nach Spitzbergen fliegen.

Aber sollte es weitere Verzögerungen oder Covid-Fälle unter den künftigen Teilnehmern geben, könnte das Zeitfenster für die Flugmission so eng werden, dass nicht mehr alle Messflüge durchgeführt werden können. „Diese Ereignisse machen das Ganze schon komplizierter“, so Shupe.

Quelle: Alfred Wegener Institut, Nature News, Stadt Bremerhaven

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