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Medizin

Coronavirus infiziert auch Katzen

Katzen und Frettchen sind anfällig für eine Infektion, Hunde dagegen kaum

Katze Corona
Hauskatzen können sich mit SARS-CoV-2 infizieren – ob sie dann uns Menschen anstecken können, ist aber noch unklar. © SondraP, Romolo Tavani/ iSTock

Vierbeiner im Corona-Test: Auch Hauskatzen können sich mit dem Coronavirus anstecken, wie nun eine Studie aus China nahelegt. Demnach vermehrt sich das Virus nach der Infektion erfolgreich in den oberen Atemwegen von Katzen und Frettchen. Hunde scheinen dagegen keine geeigneten Wirte für SARS-CoV-2 zu sein, wie die Forscher berichten. Ob jedoch eine infizierte Hauskatze uns Menschen anstecken kann, bleibt vorerst unklar.

Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 ist eine klassische Zoonose – ein Infektionskrankheit mit Ursprung im Tierreich. Nach bisheriger Erkenntnis entwickelte sich das Virus zunächst in Fledermäusen, bevor es dann, vermutlich über ein weiteres Tier, die Artbarriere zum Menschen übersprungen hat. Durch entsprechende Mutationen kann es sich seither direkt von Mensch zu Mensch verbreiten – und tut dies effektiv, wie die aktuelle Pandemie zeigt.

Können Haustiere das Virus übertragen?

Doch wie es mit der Übertragung des Coronavirus auf Haus- und Nutztiere? Vor einigen Wochen sorgte die Meldung eines infizierten Hundes in Hongkong für Besorgnis bei Tierbesitzern, ob aber Hund, Katze und andere Tiere tatsächlich Covid-19 bekommen können oder ob dieser Hund einfach nur Viren seines Besitzers an der Schnauze trug, blieb zunächst ungeklärt.

„Katzen und Hunde sind in engem Kontakt mit dem Menschen und es ist daher wichtig, ihre Anfälligkeit gegenüber SARS-CoV-2 zu verstehen“, erklären Jianzhong Shi vom Veterinärmedizinischen Forschungszentrum in Harbin und seine Kollegen. Deshalb haben sie untersucht, ob sich verschiedene Haus- und Nutztiere mit SARS-CoV-2 infizieren können – und ob sie das Virus auf andere Lebewesen übertragen. Diese Frage sei nicht nur wichtig für die Abschätzung des Risikos, sondern auch für die Impfstoffforschung und die Wahl der dabei eingesetzten Versuchstiere, betonen die Forscher.

Kaum Hinweise auf eine Infektion bei Hunden

Für ihre Studie verabreichten die Forscher Frettchen, Katzen und Beagles eine konzentrierte Virenlösung durch die Nase. In den folgenden Tagen untersuchten sie, ob sich die Coronaviren in den Geweben der Atemwege und Lunge vermehrt hatten, welche Symptome und Gewebeveränderungen sichtbar waren und auch, ob Viren im Verdauungstrakt nachweisbar waren. Zusätzlich testeten sie, ob die Tiere Antikörper gegen SARS-CoV-2 entwickelt hatte.

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Das Ergebnis: Entgegen früheren Befürchtungen erwiesen sich die Hunde als wenig geeignete Wirte für das Coronavirus. Von den vier mit den Viren infizierten Beagles entwickelte nur einer Antikörper gegen SARS-CoV-2. Virale RNA wurde aber weder in den Lungen der Tiere noch in anderen Organen nachgewiesen, wie die Forscher berichten. Auch ein Versuch der Ansteckung zweier weiterer Hunde durch nahen Kontakt blieb erfolglos.

„Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Hunde nur eine geringe Anfälligkeit gegenüber SARS-CoV-2 besitzen, konstatieren Shi und sein Team. Hühner, Enten und Schweine erweisen sich in ergänzenden Versuchen sogar als komplett immun.

Katzen stecken sich an – und möglicherweise andere

Anders sah dies bei den Katzen und Frettchen aus: Bei beiden Tierarten vermehrte sich das Coronavirus in den oberen Atemwegen und löste eine deutliche Immunreaktion aus. Vor allem bei jungen Hauskatzen im Alter von 70 bis 100 Tagen konnten die Forscher auch massive Schäden an den Schleimhäuten der Atemwege und Lungen nachweisen. Bei den älteren Katzen und Frettchen allerdings blieb die Lunge verschont.

Wichtig auch: Infizierte Katzen können das Virus auf andere übertragen – wenngleich nicht sonderlich effizient, wie in Übertragungsexperiment ergab. Dafür hielten die Forscher drei gesunde Katzen mehrere Tage lang in Käfigen direkt neben drei mit SARS-CoC-2 infizierten Tiere. Bei einem dieser drei Paare erfolgte eine Ansteckung der gesunden Katze mittels Tröpfcheninfektion, wie Shi und seine Kollegen berichten. Auch im Kot einiger infizierter Katzen wiesen die Forscher das Coronavirus nach.

„Wir haben damit festgestellt, dass Frettchen und Katzen hochgradig anfällig für SARS-CoV-2 sind, Hunde dagegen nur eine geringe Anfälligkeit besitzen, berichten die Forscher.

Noch viele Fragen offen

Was aber bedeutet dies konkret? Muss nun auch das Haustier in Quarantäne? Shi und sein Team empfehlen zumindest, auch Hauskatzen auf das Coronavirus zu testen: „Eine Überwachung auf SARS-CoV-2 in Katzen sollte als ergänzende Maßnahme gegen Covid-19 in Betracht gezogen werden“, sagen sie. Im Moment allerdings erscheint eine solche Testung von Haustieren eher unrealistisch, da die Testkapazitäten schon für menschliche Patienten nicht ausreichen.

Andere Wissenschaftler warnen dagegen vor überzogener Panikmache. Denn in der Studie bekamen die Katzen extrem hohe Dosen des Virus direkt in den Rachen und die Nase. Im Alltag würden bei normalem Kontakt zwischen Mensch und Hauskatze nicht einmal ansatzweise so viele Viren überragen werden. Umgekehrt gelang die Weitergabe des Virus nur bei einem von drei Katzenpaaren. „Das spricht dafür, dass das Virus bei Katzen nicht sehr stark übertragbar ist“, kommentiert die Virologin Linda Saif von der Ohio State University in einem Beitrag in „Nature News“.

Kein Hinweis auf Ausbreitung durch Haustiere

Ob Hauskatzen das Coronavirus auf uns Menschen übertagen können, ist zudem noch völlig ungeklärt und auch, ob sie das Virus dafür überhaupt in genügenden Mengen ausscheiden. So haben Studien bei der SARS-Pandemie im Jahr 2003 zwar nachgewiesen, dass Katzen sich und andere Katzen anstecken können. Für eine massive Ausbreitung der Infektion unter Hauskatzen oder eine wichtige Rolle der Katzen für die Ausbreitung der Pandemie gibt es aber keinerlei Indizien, wie Saif erklärt.

Dennoch können grundlegende Vorsichtsmaßnahmen nicht schaden. So empfiehlt das US-Seuchenzentrum CDC beispielsweise Covid-19-Patienten, ihre Haustiere nicht zu streicheln. Sie sollten zudem vermeiden, von ihnen abgeleckt zu werden. (bioRxiv, 2020; doi: 10.1101/2020.03.30.015347)

Quelle: bioRxiv, Nature News,

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