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Medizin

Corona: Kann Brille tragen schützen?

Schutz der Augen scheint das Ansteckungsrisiko zu verringern, aber mehr Studien sind nötig

Brille
Brillenträger könnten gegen eine Ansteckung mit SARS-CoV-2 besser geschützt sein. © wsfurian/ iStock.com

Plus für Brillenträger: Das Tragen einer Brille könnte einen zusätzlichen Schutz gegen SARS-CoV-2 bieten, wie Daten aus China nahelegen. Dort war der Anteil von Brillenträgern unter den untersuchten Covid-19-Patienten auffallend gering – nur gut fünf Prozent statt der gut 30 Prozent in der allgemeinen Bevölkerung. Die Forscher werten dies als Indiz dafür, dass die Brille eine schützende Barriere zwischen dem Coronavirus und den Augenschleimhäuten bildet.

Das Coronavirus SARS-CoV-2 wird vor allem durch Tröpfcheninfektion und Aerosole übertragen, die beim Sprechen, Atmen oder Husten und Niesen entstehen. Als erste Eintrittspforte in den Körper dienen dem Virus Schleimhautzellen der Nase und restlichen Atemwege, aber auch Zellen in anderen Organen tragen den ACE2-Rezeptor, an dem das Coronavirus andockt.

Augen sind eine Eintrittspforte

Doch wie ist es mit den Augen? Untersuchungen zeigen, dass auch die Augenschleimhäute den ACE2-Rezeptor tragen. Bei Patienten mit Covid-19 wurden zudem bereits Coronaviren in der Tränenflüssigkeit und den Tränensäcken nachgewiesen. „Die Augen gelten daher als eine Eintrittspforte in den menschlichen Körper für SARS-CoV-2“, erklären Weibiao Zeng vom Universitätsklinikum Nanchang und seine Kollegen.

Deshalb haben die Forscher untersucht, ob das dauerhafte Tragen einer Brille das Ansteckungsrisiko verringern kann. Für ihre Studie verglichen sie bei 276 Covid-19-Patienten im Durchschnittsalter von 51 Jahren den Anteil und Krankheitsverlauf von kurzsichtigen Brillenträgern mit dem der Nichtbrillenträger. „Unseres Wissens nach ist dies die erste Studie, die den Zusammenhang zwischen dem Tragen einer Brille und der Covid-19-Infektion untersucht“, so die Wissenschaftler.

Signifikant weniger Brillenträger unter den Covid-Patienten

Sie stellten fest: Unter den eingewiesenen Patienten waren 5,8 Prozent – 16 Personen – dauerhafte Brillenträger. In der allgemeinen Bevölkerung lag die Rate der Brillenträger in dieser Altersgruppe dagegen bei 31 Prozent. Der Anteil der an Covid-19-Erkrankten war demnach unter den Brillenträgern signifikant geringer, als nach diesen Zahlen zu erwarten wäre, sagen Zeng und sein Team. In der Schwere der Verläufe und an den Symptomen gab es allerdings keine Unterschiede.

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Nach Ansicht der Forscher könnte dies ein erster Hinweis darauf sein, dass Brillenträger weniger anfällig für eine Ansteckung mit SARS-CoV-2 sind. Sie vermuten, dass die Gläser vor den Augen zum einen als direkte Barriere für den Strom von potenziell infektiösen Tröpfchen wirken. Zum anderen könnten die Brille ihre Träger daran hindern, sich die Augen zu reiben oder die Hautpartien rund um die Augen zu berühren. „Studien haben gezeigt, dass normale Menschen sich unwillkürlich rund zehnmal pro Stunde an die Augen fassen“, sagen Zeng und seine Kollegen.

„Plausibel, aber Datenlage noch zu dünn“

Noch allerdings ist die Datenlage viel zu dünn, um daraus allgemeine Empfehlungen abzuleiten, betonen die Wissenschaftler. Ob eine Brille oder Gesichtsvisiere tatsächlich einen zusätzlichen Schutz verleihen, müsse nun in größeren Studien überprüft werden. Ähnlich sieht es Lisa Maragakis von der Johns Hopkins University. In einem begleitenden Kommentar schreibt sie: „Auch wenn die Ergebnisse faszinierend sind, können wir daraus noch nicht ableiten, dass die breite Bevölkerung nun Schutzbrillen oder Gesichtsschilde tragen sollte.“

Aber auch sie hält es für biologisch plausibel, dass eine Brille einen gewissen zusätzlichen Schutz bieten kann: „Wir wissen, dass SARS-CoV-2 über Kontakt von viralen Partikeln mit den Schleimhäuten der Augen übertragen werden kann, und daher ist es plausibel, dass eine Brille als Barriere gegen die Übertragung durch Tröpfchen oder kontaminierte Hände dienen kann“, so Maragakis. Aber auch sie hält weitere Studien dazu für dringend nötig. (JAMA Ophthalmology, 2020; doi: 10.1001/jamaophthalmol.2020.3906; doi: 10.1001/jamaophthalmol.2020.3909)

Quelle: JAMA

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