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Medizin

Calcium: Gut im Essen, schädlich als Zusatz?

Positive Wirkung des Minerals verkehrt sich bei Ergänzungsmitteln ins Gegenteil

Calcium im Essen wirkt positiv auf die Gesundheit, als Nahrungsergänzungsmittel jedoch kann es negative Folgen haben. © photka/iStock.com

Überraschender Unterschied: Calcium ist keineswegs in jeder Form gut für die Gesundheit. Wie eine US-Studie enthüllt, hat eine calciumreiche Ernährung zwar positive Effekte auf Knochen, Gefäße und Herz. Das jedoch verkehrt sich ins Gegenteil, wenn man viel Calcium in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu sich nimmt. Dann steigt das Risiko für eine Arteriosklerose sogar deutlich an.

Calcium gilt als wertvolles Mineral für den Knochenaufbau und soll vor allem einer Osteoporose vorbeugen helfen. Lange galten daher Milch und Milchprodukte daher als besonders gesund. Inzwischen allerdings mehren sich Hinweise darauf, dass viel Milchtrinken den Knochen wenig bringt, dafür aber der Milchzucker sogar negative Gesundheitswirkungen entfalten kann. Viele Menschen greifen daher auf Calcium-Tabletten zurück – in fester Überzeugung, ihrem Körper damit etwas Gutes zu tun.

Ob das stimmt, haben nun John Anderson von der University of North Carolina und seine Kollegen untersucht. Für ihre Studie werteten sie die Gesundheitsdaten von 2.742 Männern und Frauen ab 45 Jahren über zehn Jahre hinweg aus. Dabei erhoben sie auch, wie viel Calcium die Teilnehmer über die Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel aufnahmen.

Positiv in der Nahrung, schädlich als Tablette

Das überraschende Ergebnis: Eine calciumreiche Ernährung wirkte sich positiv nicht nur auf die Knochen, sondern auch auf die Herz- und Gefäßgesundheit aus. Diejenigen, die mehr als 1.400 Milligramm Calcium täglich aufnahmen, entwickelten innerhalb von zehn Jahren 27 Prozent weniger häufig Arteriosklerose oder Herzerkrankungen.

Völlig anders wirkte sich dagegen die Aufnahme von Calcium über Nahrungsergänzungsmittel aus: Diejenigen, die eine ähnliche Menge Calcium als Tablette eingenommen hatten, entwickelten 22 Prozent häufiger eine Arteriosklerose, wie die Forscher berichten.

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Abgelagert statt aufgenommen

„Es gibt ganz offensichtlich Unterschiede darin, wie unser Körper Calcium aus Ergänzungsmitteln oder aus der Nahrung aufnimmt und verarbeitet“, sagt Anderson. „Das könnte daran liegen, dass Nahrungsergänzungsmittel Calciumsalze enthalten oder daran, dass bei ihnen das Calcium in einer großen Dosis auf einmal eingenommen wird und der Körper dies nicht verarbeiten kann.“

Tatsächlich haben früherer Studien bereits gezeigt, dass Calcium aus Nahrungsergänzungsmitteln häufig gar nicht dort ankommt, wo es benötigt wird – in den Knochen. Gleichzeitig wird dieses Calcium aber auch nicht vollständig mit dem Urin ausgeschieden. „Das legt nahe, dass es sich in den Geweben des Körpers anreichert“, sagt Anderson. Dieses überschüssige Calcium könnte daher auch die Kalkablagerungen in den Arterien fördern.

Viel hilft nicht viel

„Wenn es um Ergänzungsmittel mit Vitaminen und Mineralien geht, glauben viele Menschen, dass viel auch viel hilft“, kommentiert Koautorin Erin Michos von der Johns Hopkins University in Baltimore. „Aber unsere Studie liefert nun weitere Belege dafür, dass überschüssiges Calcium in Form von Ergänzungsmitteln dem Herzen und Gefäßsystem sogar schaden kann.“

Die Forscher empfehlen daher eine gesunde, calciumreiche Ernährung – in dieser Form könne auch eine hohe Aufnahme des Minerals offenbar mehr nützen als schaden. Wer jedoch Calciumpräparate einnehmen will oder muss, der sollte vorher einen Mediziner um Rat fragen und mit ihm die richtige Dosis und Art der Nahrungsergänzungsmittel abstimmen. (Journal of the American Heart Association, 2016; doi: 10.1161/JAHA.116.003815)

(Johns Hopkins Medicine, 12.10.2016 – NPO)

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