Pegeln sich bei Schilddrüsenpatienten trotz regelmäßiger Einnahme eines Thyroxinpräparates die Hormonwerte nicht ein, können Magenprobleme die Ursache sein. Eine aktuelle Studie der Universität Rom zeigt, dass eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori nicht nur Magengeschwüre hervorruft, sondern auch die Aufnahme des Schilddrüsenhormons Thyroxin beeinträchtigt. Patienten, bei denen eine Thyroxin-Therapie nicht anschlägt, sollten sich deshalb auf Helicobacter pylori testen lassen. Diese Empfehlung gab der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN) jetzt auf seiner Jahrestagung in München.
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Das Schilddrüsenhormon Thyroxin reguliert den Stoffwechsel des Körpers. Ist die Hormonproduktion gestört oder ein Kropf vorhanden, müssen die Betroffenen meist synthetisches Thyroxin – so genanntes L-Thyroxin – einnehmen. Professor Marco Centanni von der Universität Rom untersuchte 259 Schilddrüsen-Patienten, die mit L-Thyroxin behandelt werden sollten. Vor Beginn der Therapie wurden die Probanden auf Helicobacter pylori getestet. Patienten, die das Bakterium in sich trugen, benötigten deutlich größere Mengen an L-Thyroxin als Patienten ohne Magenprobleme.
"Diese Erkenntnisse sind völlig neu und haben unmittelbare Auswirkungen auf die medizinische Versorgung von Schilddrüsenpatienten", berichtet Professor Jörg Mahlstedt, Vorsitzender des BDN, auf der Jahrestagung des Verbandes. In der Regel können Patienten mit Struma oder einer Schilddrüsenunterfunktion problemlos auf eine moderate Thyroxin-Dosis eingestellt werden. "Werden über eine längere Zeit auch mit höheren Dosen nicht die gewünschten Hormonwerte erreicht, vermuten wir Ärzte häufig, dass die Patienten ihre Tabletten nicht regelmäßig nehmen. Doch nun wissen wir, dass auch Magenprobleme die Ursache sein können", so Mahlstedt. Der Essener Nuklearmediziner rät in diesen Fällen dringend zu einem Helicobacter-pylori-Test.
Mit dem so genannten Heliprobe System steht ein wirkungsvolles nuklearmedizinisches Verfahren für die Helicobacter-pylori-Diagnostik zur Verfügung. Das Bakterium, das häufig Gastritis und auch Magenkrebs verursacht, wird damit schnell und zuverlässig aufgespürt. Nach der Einnahme einer mit einem Kohlenstoffisotop markierten Kapsel pustet der Patient lediglich in eine Atemkarte. Mithilfe eines kleinen Gerätes stellt der Arzt dann innerhalb weniger Minuten fest, ob eine Infektion vorliegt.
(BDN/ipse Communication, 18.10.2006 – DLO)