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Neurobiologie

Auch Gehirne älterer Menschen können noch wachsen

Erlernen neuer Aufgaben vergrößert bestimmte Gehirnbereiche

Auch mit 60 Jahren ist das menschliche Gehirn noch in der Lage, zu wachsen, wenn es neue Aufgaben erlernt. Das belegt jetzt erstmals eine Studie in der internationalen Fachzeitschrift „Journal of Neuroscience“. In ihr zeigten die Gehirne von älteren Versuchspersonen deutliche Begrößerungen bestimmter Gehirnbereiche nach regelmäßigem Training des Jonglierens.

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Die Forscher um Arne May vom Institut für Systemische Neurowissenschaften des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und aus Jena hatten erst vor einiger Zeit als Erste nachweisen können, dass das menschliche Gehirn auch nach Abschluss des Reifungsprozesses mit etwa 20 Jahren noch in bestimmten Regionen wachsen kann. Dies geschieht dann, wenn eine , wenn eine neue Aufgabe, wie zum Beispiel das Jonglieren, erlernt wird. Unbekannt war bisher allerdings, ob auch ältere Menschen diese so genannte „Neuroplastizität“ aufweisen.

In ihrer aktuellen Studie baten die Wissenschaftler nun 44 Probanden zwischen 50 und 67 Jahren, jonglieren zu lernen. Die Hirne der 24 Frauen und 20 Männer wurden vor und nach dem dreimonatigen Training sowie nach einer dreimonatigen Trainingspause mit Hilfe der 3-Tesla-Kernspintomografie untersucht. Verglichen wurden diese Daten mit denen von 25 untrainierten Personen, 17 Frauen und acht Männern, zwischen 55 und 67 Jahren, die an denselben Tagen gescannt wurden.

Vergrößerung einiger Hirnregionen

Nach der Trainingsphase ließ sich bei den Jongleuren eine einseitige Vergrößerung der grauen Substanz im „visuellen Assoziationscortex“ erkennen. Diese Gehirnregion ist darauf spezialisiert, Bewegung im Raum wahrzunehmen. Nach der dreimonatigen Trainingspause hatte sich die Erweiterung

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teilweise wieder zurückgebildet. Die Kontrollgruppe zeigte keinerlei Veränderungen in diesem Bereich.

Ausschließlich bei den Jongleuren fanden die Forscher zudem eine Vergrößerung im Hippocampus, der Hirnregion, die für das Lernen wichtig ist, sowie Vergrößerungen im „Nucleus accumbens“, der zum hirneigenen Belohnungssystem gehört. Gerade für den Hippocampus ist bekannt, dass sich dort neue Hirnzellen bilden können.

„Das Ergebnis zeigt, dass die Veränderungen nicht nur auf das jugendliche Gehirn beschränkt sind, sondern dass sich die anatomische Struktur des erwachsenen Gehirns selbst im Alter noch signifikant verändern kann“, erklärt May. „Auch und gerade für ältere Menschen ist es daher wichtig, neue

Herausforderungen zu meistern und Neues zu lernen.“

(Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, 10.07.2008 – NPO)

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