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Astronomie

Zwergplanet Haumea hat einen Ring

Astronomen entdecken ersten beringten Himmelskörper jenseits des Neptun

Zwergplanet Haumea ist nicht nur ungewöhnlich elliptisch, er hat auch einen Ring - ein Novum unter den bisher bekannten transneptunischen Objekten. (Illustration) © IAA-CSIC/ UHU

Spannender Fund: Astronomen haben den ersten beringten Himmelskörper außerhalb des Neptun-Orbits entdeckt. „Ringträger“ Haumea ist gleichzeitig der erste Zwergplanet mit einem Ring. Dieser zeigte sich, als Haumea vor einem Stern vorüberzog und sein Ring dabei zweimal kurz dessen Licht dimmte. Wie jedoch der 70 Kilometer breite Ring entstand, und ob auch andere transneptunische Objekte beringt sind, ist noch unbekannt, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature“ berichten.

Lange galten die Planeten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun als die einzigen beringten Himmelskörper im Sonnensystem. Umso größer war daher die Überraschung, als Astronomen vor einigen Jahren Chariklo und Chiron entdeckten, zwei Asteroiden mit eigenen Ringen. Woher diese Brocken ihre Ringe haben und warum es kaum andere beringte Asteroiden zu geben scheint, ist bis heute unklar.

Verräterische Sternbedeckung

Jetzt haben Astronomen doch noch einen weiteren „Ringträger“ aufgespürt: den Zwergplaneten Haumea. Er ist einer von nur vier bisher bekannten Zwergplaneten jenseits des Neptun und auch sonst eher ungewöhnlich: So ist Haumea langgezogen elliptisch, besitzt eine Kruste aus kristallinem Wassereis und rotiert so schnell wie kein anderer Himmelskörper im Sonnensystem.

Um mehr über haumea zu erfahren, hat das Team um Jose Luis Ortiz vom astrophysikalischen Institut Andalusiens in Granada einen glücklichen kosmischen Zufall genutzt: Aus Berechnungen wussten sie, dass Haumea am 21. Januar 2017 direkt vor einem Stern vorüberziehen würde und mobilisierten daraufhin Kollegen in der ganzen Welt. Mit Erfolg: Zwölf Teleskope in zehn verschiedenen Observatorien beobachteten die Sternbedeckung von Haumea.

Ein „Gürtel“ um Haumeas Äquator

Als Haumea vor dem hellen Stern vorüberzog, beobachteten die Astronomen Ungewöhnliches: „Zusätzlich zur Hauptbedeckung gab es kurze Abschattungen kurz vor und nach dem Hauptereignis“ , berichten Oriz und seine Kollegen. Offenbar gab es im Orbit von Haumea etwas, das kurzzeitig das Licht des Sterns schluckte. Die beiden Monde des Zwergplaneten konnten es nicht sein – was aber dann?

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Der hier noch nicht eingezeichnete Ring verläuft in der Bahnebene des Haumea-Mondes Hi'ika (unten rechts) © A. Feild / Space Telescope Science Institute

„Diese Abschattungen lassen sich am besten dadurch erklären, dass Haumea einen dichten, schmalen Ring besitzt“, erklären die Astronomen. Aus der Dauer und Intensität der Abschattung schließen sie, dass Haumeas Ring rund 1.000 Kilometer von der Oberfläche des Zwergplaneten entfernt liegt und rund 70 Kilometer breit sein muss. Der Ring scheint dunkler zu sein als die Oberfläche von Haumea und liegt in der Äquatorebene des Zwergplaneten.

Erster Ring eines Transneptuniers

Die Entdeckung von Haumeas Ring ist in mehrfacher Hinsicht spannend: Sie belegt, dass es auch jenseits des Neptun – und damit in den eisigen Außenwelten unseres Sonnensystems, beringte Himmelskörper gibt. „Möglicherweise kommen solche Ringe jenseits des Neptun sogar häufig vor“, mutmaßen Ortiz und seine Kollegen.

Gleichzeitig macht der Ring um Haumea diesen fernen Zwergplaneten noch ungewöhnlicher und rätselhafter als er ohnehin schon ist. Denn wie er zu seinem Ring kam, ist noch völlig offen. „Mit der Entdeckung eines beringten Objekts im äußeren Sonnensystem wird die fundamentale Frage, wie sich solche Ringe bilden und entwickeln, noch spannender“, kommentiert Amanda Sickafoose vom South African Astronomical Observatory. (Nature, 2017; doi: 10.1038/nature24051)

(Nature, 12.10.2017 – NPO)

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