Als "Herr der Ringe" wird der Saturn oft bezeichnet, der zweitgrößte Planet unseres Sonnensystems. Das Rätsel um die Entstehung seines größten Ringes haben nun Wissenschaftler mithilfe der NASA- Raumsonde Cassini gelöst: Ein Vulkan auf dem Saturnmond Enceladus schleudert beständig Staubteilchen in den Weltraum und speist so den Ring. Ohne diesen dauerhaften Nachschub hätte sich dieser schon längst in „Staub“ aufgelöst.
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"Anders als die klassischen Ringe, die aus zentimeter- bis metergroßen Gesteinsbrocken bestehen, enthält dieser Ring nur winzige Staubteilchen", erklärt Alexander Krivov von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Dieser ausgedehnte staubige Ring um Saturn gab den Wissenschaftlern seit seiner Entdeckung in den 1960er Jahren ein großes Rätsel auf. Denn dass sich die nur einen Mikrometer großen Staubteilchen dauerhaft zu einem Ring anordnen, ist ungewöhnlich. "Normalerweise ist die Lebensdauer derart winziger Teilchen sehr kurz", erklärt Krivov das wissenschaftliche Problem. In kosmischen Maßstäben bedeutet das einen Zeitraum von maximal 100 Jahre. Deshalb vermuteten die Forscher, dass der Staubring des Saturns aus einer unbekannten Quelle ständig neu gespeist werden muss, um dauerhaft zu bestehen.
Vulkan schleudert Staub ins All
Dieser bislang unbekannten Quelle ist ein internationales Forscherteam unter Beteiligung Krivovs jetzt auf die Spur gekommen. Wie die Wissenschaftler im Journal "Science" veröffentlichten, schleudert ein Vulkan am Südpol des Saturnmondes Enceladus Staubteilchen und Wasserdampf in die Höhe. Er sorgt so dafür, dass sich der Staubring um den Saturn stetig erneuert. Diesen ungewöhnlichen Vulkan entdeckte die NASA- Raumsonde Cassini während ihres Vorbeifluges an Enceladus am 14. Juli 2005. Während sich die Sonde dem Saturnmond bis auf 170 Kilometer näherte, konnte der an Bord befindliche Staubdetektor den Ausstoß der Staubteilchen nachweisen.
"Die Entdeckung der Staubquelle auf Enceladus war für die Fachwelt eine Sensation", erklärt Krivov, der zunächst eine andere Erklärung für den Saturnstaub vermutete. Der russische Astrophysiker, der seit Dezember 2004 an der Universität Jena arbeitet, hatte bereits an der Galileo-Mission zum Jupiter mitgearbeitet und Staubringe um den Jupiter erforscht. "Dort ist es so, dass hauptsächlich Einschläge kleiner Meteoriten auf Monden Staub aufwirbeln." Das passiert auf den Saturnmonden zwar auch, wie Krivov inzwischen weiß. "Im Vergleich zu den Staubmengen, die Enceladus abgibt, fällt das aber kaum ins Gewicht."
(idw – Friedrich-Schiller-Universität, 13.04.2006 – AHE)