Ein internationales Team von Astrophysikern hat ein außergewöhnliches kosmisches Ereignis beobachtet: Ein alter Stern, der eigentlich bereits am Ende seines normalen Lebens angekommen war, ist unerwartet schnell in neuem Glanz erstrahlt.
In seltenen Fällen „zündet“ ein solcher Stern nochmals, anstatt stellare Schlacke zu werden. Bisher vermutete man, dass dieser Prozess etliche hundert Jahre dauert. Dieses Mal konnte ein Aufleuchten aber schon nach wenigen Jahren beobachtet werden. Dies zwingt die Forscher unter der Führung von Professor Albert Zijlstra von der Universität Manchester, ihre Vorstellungen über das Wiedererwachen von Sternen zu überdenken.
Die Astrophysiker unter Beteiligung des Innsbrucker Forschers Professor Stefan Kimeswenger studierten den Stern V4334 Sgr im Sternbild des Schützen. In Fachkreisen bekannt als „Sakurai’s Object“. Der Stern zeigte 1996 einen starken Helligkeitsanstieg. Zuerst glaubten Astrophysiker, dass dieser Ausbruch eine übliche Nova-Explosion sei. Folgeuntersuchungen zeigten, dass „Sakurai’s Object“ jedoch keine Nova war.
Mit dem Radio Interferometer des National Radio Observatory in New Mexico, dem Hubble Telescope und dem „Very Large Telescope“ des European Southern Observatory in Chile konnten die Modelle bestätigt werden. Die Forscher berichten über ihre Entdeckungen in der aktuellen Ausgabe des Wissenschafts-Journals Science.
Wiederentzünden von Fusionsreaktionen möglich
Rechner-Simulationen hatten vorausgesagt, wie so ein Wiederentzünden von Fusionsreaktionen folgen würde. Der beobachtete Stern aber folgte diesen Modellen nicht. Das Ereignis lief in Realität 100-mal schneller ab, als in der Simulationen vorausgesagt. „Wir haben jetzt ein neues theoretisches Modell erarbeitet. Die neuen Beobachtungen haben den ersten, unser Modell unterstützenden, Beweis erbracht“, sagte Kimeswenger.
Der Stern ist ein alter weißer Zwerg, der keinen Wasserstoff für Kernfusionsreaktionen in seinem Inneren mehr hatte. Astrophysiker glauben, dass solche Sterne manchmal in einem letzten Aufflackern der Kernfusion noch einmal sehr hell leuchten. Allerdings ist der Ausbruch von „Sakurai’s Object“ der erste, der in letzter Zeiten beobachtet werden konnte.
Aufflackern 100-mal schneller als erwartet
Die ursprünglichen Rechenmodelle sagen für das erneute Aufflackern eine Zeitdauer von ein paar hundert Jahren voraus. Diese Annahme erwies sich als nicht korrekt. „Sakurai’s Object“ durchlief die ersten Phasen dieses Prozesses in ein paar Jahren – 100-mal schneller als wir erwartet hatten. So mussten wir unsere Modelle überprüfen und anpassen“, so Kimeswenger.
Die neuen Modelle prognostizieren, dass der Stern sich sehr schnell wieder erhitzen, und sein Maximum an Temperatur und Helligkeit in wenigen Jahren erreichen wird. In diesem Zustand wird er etwas verweilen und dann langsam wieder abkühlen. „Schlussendlich soll es eine weitere Erhitzungsepisode geben, bevor der Stern in einer letzten Kühlung zur stellaren Schlacke wird“, prognostizierte Kimeswenger.
(Universität Innsbruck, 08.04.2005 – DLO)