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Astronomie

Riesen-Gaswolke rast auf Milchstraße zu

Kollision in 30 Millionen Jahren wird neue Sternbildung auslösen

Die Smith Cloud würde am Nachthimmel so groß erscheinen wie 30 Vollmonde - sie ist aber nicht direkt sichtbar © Saxton/ Lockman/ NRAO/AUI/NSF/ Mellinger

Auf Kollisionskurs: Eine große Gaswolke bewegt sich auf die Außenbezirke unserer Milchstraße zu. Sie wird in rund 30 Millionen Jahren mit hoher Geschwindigkeit kollidieren und dann einen Ausbruch neuer Sternbildung auslösen. Wie Astronomen nun festgestellt haben, stammt diese Gaswolke aber nicht von außerhalb, sondern wurde einst von unserer Galaxie ausgeschleudert. Warum und wie dies geschah, ist jedoch noch rätselhaft.

Unsere Milchstraße ist alles andere als ruhig und statisch: Ihr Schwarzes Loch durchläuft Strahlenausbrüche, Sterne werden aus ihren Bahnen geschleudert und im galaktischen Gas gibt es rätselhafte Störeffekte. Im Außenbereich der Milchstraße rasen zudem gleich mehrere große Gaswolken umher.

30 Mal größer als der Vollmond

Eine dieser Gaswolken, die sogenannte Smith Cloud, bewegt sich mit gut einer Million Kilometern pro Stunde direkt auf unsere Galaxie zu. Würde die etwa 11.000 Lichtjahre lange und 2.500 Lichtjahre breite Wolke im sichtbaren Licht leuchten, erschiene sie am Himmel wie eine Art riesenhafter Komet, rund 30 Mal größer als der Vollmond.

Woher diese Gaswolke stammt, war bisher rätselhaft. Dies haben Andrew Fox vom Space Telescope Science Institute in Baltimore und seine Kollegen nun mit Hilfe des Hubble-Weltraumteleskops aufgeklärt. Sie analysierten das Spektrum der von der Wolke abgegebenen Strahlung und konnten so ihre chemische Zusammensetzung ermitteln.

Rekonstruierte Flugbahn der Smith Cloud: Vor rund 70 Millionen Jahren wurde die Gaswolke von der Milchstraße ausgeschleudert, in 30 Millionen Jahren wird sie wieder mit ihr kollidieren. © NASA/ESA/ A. Feild (STScI)

Von der Milchstraße selbst ausgeschleudert

Dabei zeigte sich: Die Gaswolke besteht nicht nur aus Wasserstoff und Helium, was der Fall wäre, wenn das Gas aus dem intergalaktischen Raum stammt oder von einer gescheiterten Galaxie. Stattdessen enthält sie auch schwerere Elemente wie Schwefel – und dies etwa genauso viel wie die Außenbereiche der Milchstraße.

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Die Astronomen schließen daraus, dass die Gaswolke aus unserer Galaxie stammt. Sie muss einst von der Milchstraße ausgeschleudert worden sein und kehrt nun wie ein Bumerang zu ihr zurück. „Die Gaswolke ist ein Beispiel dafür, wie sich unsere Galaxie mit der Zeit verändert“, sagt Fox. „Die Milchstraße ist ein brodelnder, sehr aktiver Ort, in dem Gas aus einem Teil der Scheibe ausgeschleudert werden kann, um dann in einen anderen zurückzukehren.“

Kollision in 30 Millionen Jahren

In rund 30 Millionen Jahren wird die Smith Wolke mit hoher Geschwindigkeit mit den Außenbezirken der Milchstraße kollidieren. Wie die Astronomen erklären, wird dies dort einen wahren Ausbruch neuer Sternbildung verursachen – wahrscheinlich genug, um rund zwei Millionen neuer Sonnen entstehen zu lassen. „Unsere Galaxie recycelt ihr Gas durch solche Wolken und bildet dann Sterne an anderen Orten als zuvor“, erklärt Fox.

Diese Erkenntnisse werfen neue Fragen auf: Welches dramatische Ereignis katapultierte die Gaswolke aus der Milchstraße hinaus? Könnte ein Gebiet mit dichter Dunkler Materie die Wolke eingefangen und mitgerissen haben? Und wie schaffte sie es, dennoch intakt zu bleiben? Diese Fragen wollen die Forscher nun durch weitere Beobachtungen klären. (The Astrophysical Journal Letters, 2016; doi: 0.3847/2041-8205/816/1/L11)

(NASA/ Goddard Space Flight Center, 01.02.2016 – NPO)

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