Unterwelt und Pioniere: 14 Landmarken auf dem Zwergplaneten Pluto sind jetzt offiziell getauft. Die Internationale Astronomische Union (IAU) hat die ersten Namen für die von der Raumsonde New Horizons entdeckten Krater, Gebirge und Ebenen verliehen. Als Namensgeber dienten Unterweltgötter aus der Mythologie, aber auch der Pluto-Entdecker Clyde Tombaugh oder die Raumsonden Sputnik und Voyager.
Lange war Pluto nur ein verschwommener Punkt am Himmel – der Zwergplanet war selbst für starke Teleskope zu weit entfernt, um Details seiner Oberfläche zu zeigen. Erst der Vorbeiflug der NASA-Raumsonde New Horizons liefert die ersten nahen Bilder des fernen Himmelskörpers – und überraschte alle. Denn Pluto entpuppte sich als erstaunlich dynamischer Planet mit fließenden Gletschern, Gebirgen aus Wassereis, organischen Nebelwolken und vielleicht sogar aktiven Eisvulkanen und einem Ozean unter dem Eis.
Vom Vorschlag zur offiziellen „Taufe“
Angesichts der Fülle dieser neuentdeckten Landschaftsformen mussten nun dringend Namen her. Zuständig dafür ist die Internationale Astronomische Union (IAU), die Standesorganisation aller Astronomen und Planetenforscher. Bei ihr können Namen eingereicht und vorgeschlagen werden, die offizielle Entscheidung übernimmt dann die IAU.
Schon während des Vorbeiflugs der Raumsonde und der Auswertung der Bilder hatte das New Horizons-Team einigen Landmarken vorläufige Namen gegeben. So nannte sie die Ebene mit den wandernden Eisschollen Sputnik Planitia zu Ehren des allerersten Satelliten in der Erdumlaufbahn. Außerdem lancierten sie einen Wettbewerb, bei dem die Öffentlichkeit Namen vorschlagen konnte.
Wer sind die Namensgeber?
Jetzt hat die IAU den ersten 14 Landmarken auf dem Pluto ihre offiziellen Namen verliehen. Passend zum Namen des Zwergplaneten gehören einige zu Unterwelt-Wesen aus verschiedenen Mythologien. Andere ehren berühmte Mathematiker, Geografen oder Astronomen. Und wie schon vom New-Horizons-Team begonnen, erinnern einige Namen auch an bahnbrechende Raumfahrtmissionen.
„Diese Namen unterstreichen, wie wichtig es ist, die Grenzen des Bekannten immer weiter zu überschreiten“, erklärt Rita Schulz von der IAU-Arbeitsgruppe für planetare Nomenklatur. „Die jetzt genehmigten Namen ehren viele Menschen und Raummissionen, die den Weg für die Erkundung des Pluto und des Kuipergürtels ebneten – der fernsten jemals erforschten Welten“, ergänzt New Horizons-Missionsleiter Alan Stern vom Southwest Research Institute (SwRI) in Boulder.
Tombaugh, Sleipnir und Al-Idrisi
Und das sind die Namen: Das auffallende, helle „Herz“ des Pluto wird nach dem Entdecker des Zwergplaneten Tombaugh Regio getauft. Die in diesem Gebiet liegende Eisschollen-Ebene behält ihren Namen Sputnik Planitia. Der Name des angrenzenden Gebirges, Al-Idrisi-Montes, war ebenfalls schon vom New-Horizons-Team vorgeschlagen worden. Er ehrt den arabischen Geografen Ash-Sharif al-Idrisi, dessen Hauptwerk frei übersetzt den Titel trägt: „Das Vergnügen dessen, der sich danach sehnt, die Horizonte zu überschreiten.“
An das Unterwelt-Motiv knüpfen dagegen die Namen für drei Landmarken im Südosten des hellen „Herzens“ an: Die Schlucht Sleipnir Fossa erinnert an das mythische achtbeinige Pferd, das den nordischen Gott Odin in die Unterwelt trug. Die Senke Adlivun Cavus ist nach dem Inuit-Gott der Unterwelt benannt und der Berggrat Tartarus Dorsa trägt den Namen der tiefsten, dunkelsten Unterwelt-Grube der griechischen Mythologie.
Nach Raumsonden sind – neben Sputnik Planitia – zwei Ebenen nördlich des hellen Herzens von Pluto benannt: Hayabusa- Terra trägt den Namen der japanischen Raumsonde, die als erste eine Probe von einem Asteroiden zurück zur Erde brachte. Voyager Terra erinnert an die beiden NASA-Sonden, die seit 40 Jahren im Weltraum unterwegs sind und die heute die fernsten Außenposten der Menschheit bilden.
Zwei Bergzüge im Süden von Tombaugh Regio heißen nun Tenzing Montes und Hillary Montes – zu Ehren der beiden Bergsteiger, die als erste den Himalaya bezwangen. Ein Krater westlich von Tombaugh Regio ist nach Venetia Burney benannt, dem elfjährigen Mädchen, das dem Zwergplaneten den Namen „Pluto“ gab. Ein Graben trägt den Namen des römischen Dichters Virgil und ein weiterer Krater ist nach James Eliot benannt, einem MIT-Forscher, der erkannte, dass man durch Sternbedeckungen Ringe und Atmosphären von Planeten nachweisen kann.
Weitere Namen für Landmarken auf Pluto und seinem großen Mond Charon sind bereits in Arbeit und sollen demnächst folgen.
(International Astronomical Union (IAU), 08.09.2017 – NPO)