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Astronomie

Noch mehr Erdzwillinge in unserer Nähe

Vier erdähnliche Planeten sind nur zwölf Lichtjahre, ein weiterer nur 16 Lichtjahre entfernt

Der Rote Zwerg Gliese 832 liegt nur 16 Lichtjahre von uns entfernt. Er könnte nicht nur eine lebensfreundliche Supererde, sondern sogar gleich davon haben. © PHL/ University of Puerto Rica, Arecibo

Vielversprechende Nachbarn: In unserer unmittelbaren Umgebung scheint es vor Erdzwillingen geradezu zu wimmeln. Astronomen haben nun fünf weitere erdähnliche Planeten in nur zwölf und 16 Lichtjahren Entfernung entdeckt. Vier Exoplaneten kreisen um den sonnenähnlichen Stern Tau Ceti, zwei dieser Planeten könnten potenziell lebensfreundlich sein. Ein weiterer Erdzwilling kreist um den Roten Zwerg Gliese 832.

Lange blieb unsere unmittelbare kosmische Nachbarschaft bei den Planetenjägern außen vor: Exoplaneten wurden vor allem in größeren Entfernungen entdeckt. Doch inzwischen hat sich das Bild gewandelt: Astronomen haben gleich sieben Erdzwillinge um den 40 Lichtjahre entfernten Stern TRAPPIST-1 aufgespürt, außerdem eine nur 15 Lichtjahre entfernte Supererde und sogar einen Erdzwilling um unseren nächsten Nachbarn Proxima Centauri. Jetzt haben zwei Astronomenteams weitere nahegelegene Erdzwillinge aufgespürt.

Verräterisches Taumeln

Fabo Feng von der University of Hertfordshire und sein Team haben gleich vier erdähnliche Planeten um Tau Ceti entdeckt, einen nur zwölf Lichtjahre von uns entfernten sonnenähnlichen Stern. Dieser Stern im Sternbild Wal ist mit bloßem Auge am Himmel sichtbar. Doch um ihn Planeten kreisen, haben die Forscher erst durch das winzige Taumeln entdeckt, das die Schwerkraft der Planeten bei Tau Ceti auslöst.

Das Problem dabei: Bei kleinen Planeten sind diese Schwerkrafteinflüsse so gering, dass sie nur schwer von Erschütterungen durch stellare Plasmaausbrüche und anderen Folgen der Sternenaktivität zu unterscheiden sind. „Wir haben jedoch neue Methoden entwickelt, um dieses Rauschen aus den Daten zu entfernen und so die schwachen Planetensignale zu enthüllen.“

Das System von Tau Ceti im Vergleich zu unserem Sonnensystem © Fabo Feng

Tau Ceti: Zwei Erdzwillinge, zwei Supererden

Bei den vier Planeten um Tau Ceti handelt es sich um erdähnliche Planeten, die ihren Stern mit Umlaufzeiten von 20, 49, 160 und 600 Tagen umkreisen. Die beiden äußeren Planeten sind wahrscheinlich Supererden von maximal vier Erdmassen. Die beiden inneren könnten mit rund 1,7 Erdmassen deutlich kleiner sein, wie die Astronomen berichten.

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Während die beiden inneren Planeten zu dicht am Stern liegen, um lebensfreundlich zu sein, bewegen sich Tau Ceti e und f am Rand der habitablen Zone. Auf ihrer Oberfläche könnte es daher möglicherweise flüssiges Wasser geben. Allerdings: Beide Außenplaneten kreisen in einer Zone mit viele Asteroiden und Planetentrümmern. Als Folge könnten auf ihnen zehnmal häufiger als auf der Erde Meteoriten einschlagen – keine so gute Voraussetzung für Leben.

Noch eine Supererde um Gliese 832

Einen weiteren Erdzwilling haben Suman Satyal von der University of Texas in Arlington und seine Kollegen entdeckt. Er kreist rund 16 Lichtjahre von uns entfernt zwischen zwei bereits bekannten Exoplaneten um den Roten Zwerg Gliese 832. Bereits 2014 hatten Astronomen neben einem eher kühlen Gasriesen auch eine potenziell lebensfreundliche Supererde um diesen Stern entdeckt.

Im blauen Bereich kreist wahrscheinlich eine weitere Supererde um Gliese 832 © UPR Arecibo

Jetzt zeigt sich, dass zwischen diesen beiden Exoplaneten wahrscheinlich eine weitere Supererde kreist. „Nach unseren Berechnungen könnte diese fremde Welt zwischen einer und 15 Erdmassen umfassen“, berichtet Satyal. Die neue Supererde könnte sich noch in der habitablen Zone von Gliese 832 befinden. Das System würde dann gleich zwei potenziell lebensfreundliche Planeten enthalten. Noch muss die Präsenz dieses dritten Planeten um den Roten Zwerg allerdings durch einen Transit oder seine Schwerkraftwirkung bestätigt werden.

Angesichts der jüngsten zahlreichen Entdeckungen von erdähnlichen Planeten in unserer unmittelbaren Nachbarschaft scheint klar, dass unser Sonnensystem weder ein Exot noch allein in dieser Ecke des Weltalls ist – im Gegenteil. Es scheint fast so, als wenn so gut wie jeder Stern in unserer Umgebung ebenfalls mindestens einen Planeten besitzt. Eine vielversprechende Aussicht für mögliche interstellare Reisen unserer fernen Nachfahren. (Astronomical Journal, in press; arXiv:1708.02051; The Astrophysical Journal, 2017; doi: 10.3847/1538-4357/aa80e2)

(UC Santa Cruz, University of Texas Arlington, 22.08.2017 – NPO)

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