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Raumfahrt

Mond: Neuer Run auf lunare Rohstoffe?

Mehrere private Unternehmen planen künftige Abbau-Missionen zum Erdtrabanten

Der 2013 vorgestellte Prototyp der Mond-Landesonde MX-1 © Moon Express

Rückkehr zum Mond? Seit 1972 hat kein Mensch mehr seinen Fuß auf den Erdtrabanten gesetzt. Doch das könnte sich ändern. Denn der Mond ist reich an Seltenen Erden, Titan, Helium-3 und Wassereis – und das weckt Pläne eines Rohstoffabbaus auf dem kargen Himmelskörper. Einige private Firmen haben bereits konkrete Pläne für ein „Moonmining“ und auch China steht in den Startlöchern, wie das Magazin „Physics World“ berichtet.

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Als die beiden Apollo-17 Astronauten Gene Cernan und Harrison Schmidt am 14. Dezember 1972 den Mond verließen, war es ein Abschied für lange Zeit: Bis heute hat kein Mensch mehr den Erdtrabanten besucht, die bemannte Raumfahrt beschränkt sich seither auf Besuche im niedrigen Erdorbit. Der Aufwand eines Fluges zum Mond lohnte sich schlicht nicht – so dachte man zumindest. Doch seither haben unbemannte Sonden einiges über den Mond herausgefunden, das diese Einstellung ändern könnte.

So wies die indische Mondsonde Chandrayaan-1 im Jahr 2010 meterdicke Eisschichten in den Kratern des lunaren Nordpols nach. Allein dort soll es mindestens 600 Millionen Tonnen Wassereis geben, noch mehr am lunaren Südpol. “ Es ist dies, mehr als alles andere, das das Interesse am Mond neu geweckt hat“, erklärt Physics World- Autor Richard Corfield. „Denn wo es Wassereis gibt, da gibt es auch Treibstoff.“

SEC: Raketentreibstoff für den Erdorbit

Per Elektrolyse können aus dem Wassereis Wasserstoff und Sauerstoff gewonnen werden und damit ein wichtiger Raketentreibstoff. Der große Vorteil gegenüber dem Wassereis auf der Erde: Der Mond hat nur ein Sechstel der Erdschwerkraft, es ist daher erheblich energiesparender und damit billiger, diese Ressource dort abzubauen statt auf der Erde und dann beispielsweise im Erdorbit zum Auftanken von Raketen zu nutzen.

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Genau das plant bereits die texanische Shackleton Energy Company (SEC) Sie will Roboter und Menschen zum Mond schicken, um dort das lunare Wassereis abzubauen und in Treibstoff umzuwandeln. Ein Teil des Eises soll dann vor Ort genutzt werden, um die Bergbaukolonie zu unterhalten. Den größten Teil aber will SEC in den niedrigen Erdorbit bringen, um dort eine Art Raketentankstelle zu installieren. Wie Dale Tietz, der CEO des Unternehmens erklärt, ist es 20 Mal billiger, diesen Treibstoff vom Mond aus in den Erdorbit zu bringen als von der Erde aus.

MoonEx: Peroxid und Teleskope

Moon Express (MoonEx), eine von Silicon Valley-Investoren finanzierte Firma, plant ebenfalls, das lunare Wassereis als Treibstoff nutzen, aber in anderer Form. Sie wollen daraus sogenanntes High-Test-Peroxide (http) herstellen, einen zum größten Teil aus Wasserstoff-Peroxid bestehenden Treibstoff. Mit diesem fliegt auch der im Dezember 2013 vorgestellte Prototyp der unbemannten Moon Express Mondrakete MX-1.

Bis 2018 will Moon Express zudem zwei Teleskope auf die Rückseite des Mondes bringen. Das Radioteleskop und das optische Teleskop sollen im Malapert-Krater installiert werden. Zuvor muss allerdings der Moon Ex-Rakete eine erste Landung auf dem Erdtrabanten gelingen. Das Unternehmen ist aber offensichtlich zuversichtlich: Sie sind Teilnehmer am Google Lunar X Prize, der demjenigen 20 Millionen US-Dollar verspricht, der bis Ende 2015 eine Landesonde auf dem Mond aufsetzt.

Jagd auf Seltenerd-Metalle

Beim neuen Run auf den Mond geht es aber nicht nur um das Wassereis: Der Mondregolith ist reich an Lanthan, Neodym und anderen Seltenerd-Metallen. Sie sind entscheidende Rohstoffe für moderne Technologien von der Windanlage bis zum Handy. Moon Express plant daher explizit, auf dem Mond Platin- und Seltenerd-Metalle abzubauen. Für das Unternehmen ist der Erdtrabant „der achte Kontinent der Erde, der gewaltige Ressourcen bereithält, um die Zukunft der Erde zu sichern und zu bereichern“

Die chinesische Landesonde Chang'e 3 auf der Mondoberfläche im Dezmeber 2013. © China National Space Administration

China als Mondpionier

Am weitesten fortgeschritten auf dem Weg zu einer Rückkehr zum Mond ist momentan China. Auch sie sind dabei vor allem an den Seltenerd-Metallen, aber auch an Titan interessiert, das im lunaren Regolith rund zehnmal häufiger vorkommt als im irdischen Gestein. Im Dezember 2013 landeten sie bereits ihre Mondsonde Chang’e 3 mit deren Rover in der Ebene Sinus Iridum.

2017 will China eine unbemannte Probensammel-Mission folgen lassen, 2020 sogar eine bemannte Mondmission. Zudem gibt es auch Pläne, in fernerer Zukunft „eine Basis auf dem Mond zu errichten, wie wir es am irdischen Süd- und Nordpol bereits getan haben“, verkündete die chinesische Weltraumbehörde erst kürzlich. Ob diese Pläne tatsächlich verwirklicht werden, bleibt abzuwarten. Im Moment scheint aber zumindest das Interesse an unbemannten und bemannten Missionen zum Erdtrabanten wieder erwacht – nach Jahrzehnten der Stagnation. ( Physics World, 2015)

(Institute of Physics (IOP), 04.02.2015 – NPO)

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