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Astronomie

Kosmischer Radioblitz gibt Rätsel auf

Astronomen rätseln über Ursache und Herkunft ultrakurzer Radiopulse aus dem fernen Weltraum

Der grüne Kreis markiert, wo der Radioblitz geischtet wurde. Er leigt oberhalb des Sternentstehungsgebiets IC 410, stammt aber aus wesentlich größerer Entfernung, von weit außerhalb der Grenzen unserer Milchstraße. © Rogelio Bernal Andreo (DeepSkyColors.com)

Mysteriöses Signal: Astronomen haben einen seltsamen, ultrakurzen Radioblitz aus dem Weltraum aufgefangen, dessen Ursprung völlig rätselhaft ist. Ähnliche zuvor registrierte Pulse galten noch als irdische Störungen, doch die jetzige Beobachtung mit dem Arecibo-Radioteleskop räumt alle Zweifel aus: Der nur Sekundenbruchteile andauernde Puls stammt tatsächlich aus dem Kosmos. Was ihn aber verursacht, ist noch immer unbekannt.

Eine Beobachtung von Astronomen am Parkes Radioteleskop in Australien sorgt schon seit Jahren für Rätselraten unter den Astronomen. Denn ab und zu registrierte das Teleskop seltsame, nur Sekundenbruchteile andauernde Pulse von Radiostrahlung. Weil diese Radioblitze, als Fast Radio Bursts bezeichnet, von keinem anderen Radioteleskop aufgezeichnet werden konnten, blieb unklar, ob diese Blitze tatsächlich kosmischen Ursprungs sind – möglicherweise handelte es sich nur um atmosphärische Störungen oder Signale von der Erde.

Ursprung irgendwo außerhalb der Milchstraße

Jetzt jedoch haben Astronomen solche Radioblitze erstmals auch mit einem anderen Teleskop aufgefangen, dem Arecibo-Radioteleskop in Puerto Rico, der größten „Radio-Schüssel“ der Erde. AM 2. November 2010 registrierten die Sensoren des 305 Meter großen Teleskops am nördlichen Himmel in der Nähe des Sternbilds Fuhrmann ebenfalls einen solchen ultrakurzen Radioblitz. „Die Helligkeit und Dauer dieses Ereignisses stimmen mit den Eigenschaften der zuvor am Parkes Teleskop entdeckten Pulse überein“, sagt Erstautorin Laura Spitler vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn.

Die 305 Meter große "Schüssel" des Arecibo-Radioteleskops liegt in einem natürlichen Tal. © NAIC

Die Merkmale des Radioblitzes bestätigen zudem, dass er tatsächlich kosmischen Ursprungs ist: „Die Radiosignale zeigen alle Anzeichen dafür, dass sie tatsächlich von weit außerhalb unserer Milchstraße kommen – eine sehr aufregende Entdeckung!“, sagt Koautorin Victoria Kaspi von der McGill University in Montreal. Erkennbar war dies an der Ausbreitungsgeschwindigkeit der Radiowellen: Weil interstellare Elektronen die Radiowellen leicht abbremsen, bewegen sich kosmische Radiowellen langsamer als solche die von der Erde ausgehen.

Obwohl diese rätselhaften Radioblitze bisher nur selten eingefangen wurden, könnte es am Himmel bis zu 10.000 solcher Ereignisse pro Tag geben. Das schließen die Astronomen aus der bisherigen Häufigkeit der Blitze in jeweils nur kleinen Himmelsausschnitten.

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Ursache noch immer rätselhaft

Wie aber diese Radioblitze entstehen und woher sie genau kommen, ist noch immer ein großes Rätsel. Als Quelle kommt eine ganze Reihe exotischer astrophysikalischer Objekte in Frage, darunter sich auflösende Schwarze Löcher, Verschmelzungen von Neutronensternen oder Strahlungsausbrüche von Magnetaren. Auch gewaltige Strahlenausbrüche von Pulsaren könnten solche Blitze verursachen.

Um dieses Mysterium zu lösen, planen die Astronomen nun, den Himmel gezielter nach den rätselhaften Radioblitzen abzusuchen. Sowohl das Radioteleskop auf dem Effelsberg bei Bonn als auch Teleskope in Australien, Kanada und Südafrika haben die nötige Sensibilität, um diese nur wenige Tausendstel Sekunden anhaltenden Blitze einzufangen. Wenn dann mehr darüber bekannt ist, wie häufig und in welcher Verteilung die Blitze tatsächlich auftreten, könnte dies dabei helfen, ihren Ursprung herauszufinden, so die Hoffnung der Astronomen. (Astrophysical Journal, 2014; doi: 10.1088/0004-637X/790/2/101)

(Max-Planck-Institut für Radioastronomie / McGill University, 11.07.2014 – NPO)

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