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Astronomie

Keine zweite Chance für das Arecibo-Teleskop

Berühmtes Radioteleskop wird nach seinem Einsturz nicht wiederaufgebaut

Arecibo-Radioteleskop
Blick auf die 305 Meter große Empfängerschüssel und die darüber hängende Instrumentenplattform des Arecibo-Radioteleskops in Puerto Rico vor seinem Einsturz. © Mario Roberto Durán Ortiz/ CC-by-sa 4.0

Endgültig vorbei: Das berühmte Arecibo-Radioteleskop wird nach seinem Einsturz im Dezember 2020 nicht wieder aufgebaut. Die US National Science Foundation, bisher der Betreiber des Observatoriums, will stattdessen künftig ein Bildungszentrum an diesem Standort in Puerto Rico einrichten. Erhalten bleiben dann nur ein kleines Zwölf-Meter-Radioteleskop sowie die LIDAR-Anlage. Für viele Astronomen ist der endgültige Verlust des 305-Meter-Radioteleskops ein schwerer Schlag.

Das Arecibo-Radioteleskop war eines der wichtigsten Werkzeuge der Astronomie – und lange Zeit das größte Radioteleskop der Welt. Mit seiner 305 Meter großen Antennenschüssel haben Astronomen seit 1963 Exoplaneten und intergalaktische Molekülwolken aufgespürt, die rätselhaften Fast Radiobursts eingefangen und im Rahmen des SETI-Projekts nach Radiosignalen von Außerirdischen gesucht. Auch zur Überprüfung von Einsteins Äquivalenzprinzip anhand von Pulsaren trug das Radioteleskop bei.

Einsturz eines Wahrzeichens der Astronomie

Am 1. Dezember 2020 endete die ruhmreiche Geschichte des Arecibo-Teleskops – es stürzte ein. Nachdem bereits im August 2020 ein erstes Stahlseil gebrochen war, riss im November ein zweites Tragseil und durch die Überbelastung brachen dann auch die Haltetürme. Als Folge stürzte die 80 Tonnen schwere Empfängerplattform auf die darunterliegende Antennenschüssel und zerschmetterte weite Teile davon. Auch der Sekundärspiegel des Teleskops wurde zerstört. Seither wurden die Trümmer des Radioteleskops abgebaut.

Und was nun? Viele Astronomen hofften, dass das Arecibo-Teleskop vielleicht wieder aufgebaut werden würde. Alternativ gab es Vorschläge für ein „Next Generation Arecibo Telescope“, dass statt aus einer großen Antennenschüssel aus einem Array von mehreren kleinen, beweglichen Radioantennen bestehen sollte. Dadurch hätte das Observatorium ein weiteres Sichtfeld und eine größere Empfindlichkeit bekommen.

Bildung statt astronomische Beobachtungen

Doch aus all dem wird offenbar nichts: Die US National Science Foundation (NSF), die für Finanzierung und Betrieb des Arecibo-Observatoriums zuständig ist, wird kein neues Teleskop an diesem Standort bauen. Stattdessen hat sie vor wenigen Tage eine Ausschreibung für ein Bildungszentrum lanciert. Demnach soll dort eine Einrichtung zur Förderung der naturwissenschaftlichen und mathematischen Bildung aufgebaut werden.

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„Es ist niederschmetternd, dass dies ihre endgültige Entscheidung ist“, kommentierte die Astronomin Desirée Cotto-Figueroa von der University of Puerto Rico gegenüber „Nature“. „Vor allem im Hinblick auf die Bemühungen der Forschenden und Mitarbeiter am Arecibo-Observatorium, es auch nach dem Einsturz mit den verbleibenden Instrumenten als Zentrum exzellenter Forschung weiterzubetreiben.“ Demgegenüber betont die NSF, dass das Observatorium als Ganzes nicht geschlossen wird.

So sollen sowohl das Zwölf-Meter-Radioteleskop als auch die LIDAR-Anlage vorerst weiter betrieben werden. Ersteres ist Teil eines Radioteleskopverbunds europäischer Radioastronomen. Die LIDAR-Anlage dient vor allem zur Erforschung der Erdatmosphäre und der in ihr enthaltenen Aerosole. Doch der Wandel weg von einer Forschungseinrichtung hin zu einem Ausbildungszentrum wirft die Frage auf, wie lange diese Anlagen noch finanziert werden. Denn der Standort soll künftig „Arecibo Center for STEM Education and Research“ heißen – nicht mehr Arecibo-Observatorium.

Quelle: National Science Foundation, Nature news

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