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Sonnensystem

Juno: Überraschungen am Jupiter

Gasriese verblüfft durch fehlende Wolkenmuster und einzigartige "Geräusche"

Bläulich und erstaunlich frei von Sturmbändern oder einem "Hexagon": Junos Blick auf den Nordpol des Jupiter © NASA/JPL-Caltech/ SwRI/MSSS

Geisterhafte Geräusche, Polarlichter und das mysteriöse Fehlen eines Sturm-„Hexagons“: Schon das erste nahe Rendezvous der NASA-Raumsonde Juno mit dem Jupiter liefert überraschende Bilder und Daten vom Gasriesen. Denn der Nordpol des Planeten sieht völlig anders aus als erwartet – er ist bläulich gefärbt und erstaunlicherweise frei von Sturmbändern. Auch der erste Blick auf die Südpol-Polarlichter des Jupiter gelang Juno.

Vor gut einer Woche hat die NASA-Raumsonde Juno ihren ersten nahen Vorbeiflug am Jupiter absolviert. Die Sonde kam den Wolken des Gasriesen dabei bis auf 4.200 Kilometer nahe – so nah wie noch nie eine Orbitersonde zuvor. Schon die ersten Daten und Bilder dieser sechsstündigen Passage vom Nord- zum Südpol des Planeten enthüllen Überraschendes.

Blau und ohne Sturmbänder

„Wir haben gerade erst den ersten Blick auf den Nordpol des Jupiter geworfen – und er gleicht Nichts, was wir zuvor gesehen oder uns vorgestellt haben“, sagt Scott Bolton vom Southwest Research Institute in San Antonio. „Er ist viel blauer gefärbt als andere Bereiche des Planeten und es gibt eine Menge Stürme.“

Doch im Gegensatz zum gewohnten Anblick von wirbelnden Sturmbändern, wie es näher am Äquator des Jupiter normal ist, erscheint der Nordpol eher diffus: „“Diese Aufnahmen sind kaum als Jupiter zu erkennen – es gibt keine Zonen oder Gürtel, wie wir sie von diesem Planeten gewohnt sind“, berichtet Bolton.

Wo ist das Hexagon?

Eine weitere bemerkenswerte Entdeckung am Jupiter-Nordpol betrifft ebenfalls etwas, das überraschenderweise fehlt: „Der Saturn hat ein Hexagon an seinem Nordpol“, erklärt Bolton. Dieses sechseckige, leicht gewellte Wolkenmuster wird durch Jetstreams gebildet, stabile Windströmungen, die seit Jahrzehnten nahezu unverändert sind.

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Jupiters Aurora und Wolkenbänder im Infrarot des Waves-Instruments © NASA/JPL

Doch beim Jupiter scheint dieses charakteristische Windmuster zu fehlen. „Es gibt nichts auf dem Jupiter, das diesem Hexagon auch nur ähnlich sieht“, berichtet Bolton. „Der größte Planet unseres Sonnensystems ist wirklich einzigartig. Wir haben nun 36 weitere Vorbeiflüge um herauszufinden, wie einzigartig genau der Jupiter ist.“

Erster Blick auf die Süd-Polarlichter

Die Raumsonde Juno lieferte bei ihrem ersten nahen Rendezvous mit Jupiter auch die ersten Infrarot-Nahaufnahmen des Gasriesen. Der Jovian Infrared Auroral Mapper (JIRAM) zeigt sowohl subtile Temperaturunterschiede in der Atmosphäre des Planeten als auch die Polarlichter in bisher unerreichtem Detail.

„Diese ersten Infrarot-Ansichten des Jupiter enthüllen warme und kühle Flecken, die wir noch nie zuvor gesehen haben“, sagt Alberto Adriani vom Institut für Astrophysik und Planetenforschung in Rom. Auch die Polarlichter am Südpol zeichneten sie erstmals auf. „Kein anderes Instrument, ob von der Erde oder aus dem All, konnte bisher die südliche Aurora des Jupiters sehen“, so Adriani. „Mit JIRAM sehen wir, dass sie hell und stark strukturiert ist.“

Geisterhafte Geräusche

Ebenfalls einzigartig sind die Daten, die das Radio/Plasma Wave-Experiment (Waves) der Raumsonde Juno gesammelt hat. Denn es zeichnete beim Vorbeiflug geisterhafte Geräusche auf, die vom Jupiter ausgehen. Das der Planet solche Radiowellen ausstrahlt, ist seit den 1960er Jahren bekannt, aber sie konnten bisher noch nie von so Nahem aufgefangen und „belauscht“ werden.

So klingt der Jupiter: Juno belauscht die Radioemissionen des Gasriesen.© NASA/JPL

„Jupiter spricht zu uns auf eine Weise, wie es nur Gasriesen können“, sagt Bill Kurth von der University of Iowa. „Das Waves-Instrument registrierte die charakteristischen Emissionen energiereicher Partikel, die die Polarlichter an Jupiters Nordpol erzeugen.“ Diese Emissionen gehören zu den stärksten im gesamten Sonnensystem. Die neuen Daten sollen helfen herauszufinden, wie genau sie entstehen.

(NASA/JPL, 05.09.2016 – NPO)

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