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Astronomie

Jüngstes Supernova-Relikt der Milchstraße entdeckt

Sternenexplosion ereignete sich vor nur 150 Jahren

Radio-Aufnahme des Supernova-Relikts G1.9+0.3 © University of Cambridge

Es ist gerade einmal 150 Jahre alt und damit extrem jung nach kosmischen Maßstäben: Das bisher jüngste Supernova-Relikt der Milchstraße. Ein internationales Astronomenteam entdeckte den Überrest einer Sternenexplosion mithilfe der Radioteleskope des Very Large Array (VLA) und des Chandra-Röntgenobservatoriums.

Wenn ein sehr massereicher Stern am Ende seines Lebenszyklus explodiert, bleibt von dieser Supernova meist nachglühendes Material zurück. In der Milchstraße waren bisher rund 250 solcher Relikte bekannt, der jüngste davon in einem Alter von 340 Jahren. Jetzt hat ein internationales Astronomenteam ein weiteres Supernova-Relikt entdeckt, das noch jünger ist.

Schnelle Ausdehnung als Indiz für geringes Alter

Die Wissenschaftler um Dave Green von der Universität von Cambridge und Stephen Reynolds von der North Carolina State Universität stießen auf das G1.9+0.3 benannte Phänomen, als sie Aufnahmen des weltraumgestützten Röntgenobservatoriums Chandra aus dem Jahr 2007 mit Daten der gekoppelten Radioteleskope des Very Large Array (VLA) in den USA aus dem Jahr 1985 verglichen.

Es zeigte sich, dass das Supernova-Relikt sich innerhalb der in den Daten überspannten rund zwei Jahrzehnte deutlich ausgedehnt hatte – ein Anzeichen dafür, dass es sehr jung sein muss. Um sicherzustellen, dass diese Ausdehnung nicht auf die Herkunft der Daten von unterschiedlichen Teleskopen und die unterschiedlichen Frequenzen der Aufnahmen zurückzuführen waren, nutzten die Forscher erneut das VLA, um die neuen Beobachtungen direkt mit der Aufnahme von 1985 vergleichen zu können.

Gas und Staub schluckten Licht der Explosion

Tatsächlich bestätigten auch diese Daten die extrem schnelle Ausdehnung von G1.9+0.3. Innerhalb von nur 23 Jahren vergrößerte sich das Supernova-Relikt um 15 Prozent. Zurückgerechnet ergibt sich daraus ein Alter von nur 150 Jahren und macht damit G1.9+0.3 zum jüngsten Supernova-Relikt der Milchstraße. Theoretisch hätten Astronomen Mitte des 19. Jahrhunderts diese Sternenexplosion daher durchaus beobachten können, doch dichte Wolken von Gas und Staub schluckten vermutlich einen Großteil des dabei ausgestrahlten sichtbaren Lichts. Die heutigen Radio- und Röntgenteleskope jedoch durchdringen die verdeckenden Wolken und können so auch das Nachglühen der Explosion noch sichtbar machen.

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G1.9+0.3 ist jedoch nicht nur das einzige Supernova-Relikt, das jemals in einem so jungen Entwicklungsstand beobachtet werden konnte. Es scheint – ungewöhnlich für Supernova-Relikte – in den letzten Jahren noch an Radiointensität zugenommen zu haben. „Die Entdeckung, dass G1.9+0.3 so jung ist, ist sehr aufregend”, erklärt Green. „Es füllt eine große Alterslücke in den bekannten Supernova-Relikten. Es ermöglicht uns, in den kommenden Jahren seine Entwicklung genau zu beobachten.“

(University of Cambridge, 15.05.2008 – NPO)

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