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Astronomie

ISON: Kometenschau fällt wohl aus

Der Komet wird nach seiner Sonnenpassage lichtschwächer, könnte zerbrochen sein

Was von ISON übrig geblieben ist: Eine schweifartige Struktur entfernt sich von der Sonne. © ESA / NASA / SOHO

Der Komet ISON scheint seine Sonnenpassage nicht intakt überlebt zu haben. Aufnahmen des Kometen nachdem er den sonnennächsten Teil seiner Bahn absolviert hat, zeigen nur noch einen schwach leuchtenden Schweif. Astronomen vermuten, dass der Komet auseinander gebrochen sein könnte. Ob sich an der Spitze des Restschweifs doch noch ein fester Kern verbirgt, ist daher fraglich. Das erhoffte Himmelsschauspiel wird aber wohl in jedem Falle ausfallen.

Der Komet ISON hat am vergangenen Donnerstagabend seine größte Sonnenannäherung absolviert. Die spannende Frage dabei war, ob der nur aus Staub und Eis bestehende Kometenkern diese nahe Begegnung übersteht. Spezielle Aufnahmen des Sonnenobservatoriums SOHO zeigten, dass ISON während der Sonnenpassage noch einen aktiven Kern besaß, der Gas und Staub spuckte. Die Spezialkamera spaltet das vom Himmelskörpers ausgehende Licht in seine einzelnen Bestandteile auf. Daraus können Forscher auf Elemente und Moleküle in der Staubwolke des Kometen schließen.

Geteilter Schweif und schwindende Helligkeit

„Unsere Messungen zeigen ein klares Signal des Kometen während des Sonnenvorbeiflugs“, sagt Werner Curdt vom Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau. Etwa zwei Stunden nach der Perihelpassage fanden sich jedoch keine Anzeichen mehr für eine aktive Schweif-Produktion. Zunächst galt der Komet sogar als ganz zerstört. Dann tauchte der Schweif von ISON am Donnerstagabend doch wieder im Gesichtsfeld des Sonnenobservatoriums auf. Zu diesem Zeitpunkt war aber unklar, ob sich an der Spitze des Schweifs noch ein Kometenkern verbirgt oder nicht.

Aufnahmen, die mehrere Stunden nach dem Perihel gewonnen wurden, ließen dann weitergehende Schlüsse zu. „Der Staubschweif des Kometen zeigt sich nun zweigeteilt“, berichtet Curdts Kollege Hermann Böhnhardt. Der Teil des Schweifs, der in Richtung Sonne zeigt, besteht demnach aus Staubteilchen, die noch vor der Perihelpassage freigesetzt wurden. Der andere Teil dagegen enthält offenbar jüngeres Material: Es wurde während des Vorbeiflugs emittiert und deutet darauf hin, dass zu diesem Zeitpunkt zumindest noch ein Teil des Kerns existierte und aktiv war.

Aufnahme von 1. Dezember 2013: ISON ist nur noch als schwach leuchtende Wolke am oberen rechten Bildrand zu erkennen. © NASA/ESA / SOHO

Fragmente oder Kernrest?

Auf aktuellen Aufnahmen hat die Helligkeit des Kometen deutlcih abgenommen. ISON scheint demnach seine Staubproduktion eingestellt zu haben. Das könnte darauf hindeuten, dass es keinen festen Kern mehr gibt, der Staub freisetzen könnte. Ob der Kometenkern im Perihel noch intakt war oder seinen Weg als kleines Bruchstück oder als Ensemble von Fragmenten fortsetzte, steht noch nicht fest. Nach Angaben der NASA sprach zunächst iniges dafür, dass es doch noch einen kleinen Kernrest an der Spitze des Schweifs gab. Andere Astronomen gehen davon aus, dass nur noch eine Staubwolke übrig ist.

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Aber eines scheint damit klar: Eine große Kometenshow wird es mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr geben. Denn selbst wenn noch ein kleiner Kern übrig ist, wird ISON nicht mehr so viel Schweifmaterial bilden können, dass er wie erhofft mit bloßem Auge zu sehen sein wird.

Animation der Sonnenpassage von Komet ISON (NASA)

(NASA/ Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, 02.12.2013 – NPO)

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