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Sonnensystem

Extreme Nahansicht des Jupitermonds Europa

NASA-Raumsonde Juno zeigt eisbedeckte Oberfläche aus nur 412 Kilometer Höhe

Eiskruste Europa
Diese Nahaufnahme der eisigen Kruste des Jupitermonds Europa hat die NASA.-Raumsonde bei einem Vorbeiflug in nur 412 Kilometer Höhe erstellt. © NASA/JPL-Caltech/SwRI

Faszinierender Anblick: Die NASA-Raumsonde Juno hat den Jupitermond Europa in nur 412 Kilometer Höhe überflogen – und dabei die erste Nahaufnahme des Eismonds seit mehr als 20 Jahren erstellt. Das hochaufgelöste Bild zeigt einen 150 Kilometer großen Ausschnitt der von Rissen, Wülsten und rätselhaften dunklen Ablagerungen geprägten Eisoberfläche. Was diese Strukturen verursacht und wie der Ozean unter der Eiskruste beschaffen ist, ist bisher erst in Teilen geklärt.

Der Jupitermond Europa gilt als einer der vielversprechendsten Orte für extraterrestrisches Leben im Sonnensystem. Denn unter seiner Eiskruste besitzt dieser Mond einen salzigen, von warmen Strömungen durchzogenen Ozean aus flüssigem Wasser. Auch hydrothermale Schlote und vielleicht sogar Vulkane könnte es am Grund dieses subglazialen Ozeans geben. Wasserdampffontänen und Risse im Eis zeugen zudem von einem aktiven Austausch mit der Eisoberfläche. Besuch erhielt Europa bisher nur in Form naher Vorbeiflüge der Voyager-Raumsonden sowie in den 1990er Jahren der Galileo-Raumsonde der NASA.

Europa
Das Bild umfasst einen 150 x 200 Kilometer großen Ausschnitt der Europa-Oberfläche. © NASA/JPL-Caltech/SwRI

Überflug in nur 412 Kilometer Höhe

Jetzt hat auch die NASA-Raumsonde Juno einen nahen Vorbeiflug am Jupitermond unternommen. Am 29. September 2022 überflog sie die eisige Oberfläche Europas im Abstand von nur 412 Kilometern. Dabei richtete die Sonde die Kamera ihrer Stellar Reference Unit (SRU) – eine eigentlich zur Navigation mithilfe der Sterne gedachte Optik – auf die Oberfläche des Jupitermonds. Bei ihrer Passage mit der Geschwindigkeit von 24 Kilometer pro Sekunde erstellte diese Kamera dieses 150 mal 200 Kilometer umfassende Bild.

Die SRU-Kamera ist speziell für scharfe Aufnahmen bei wenig Licht ausgelegt. Daher war sie perfekt dazu geeignet, um Aufnahmen von der nur schwach vom Widerschein des Jupiter angestrahlten Nachtseite des Mondes zu erstellen. Diese Beleuchtung lässt die Oberflächenstrukturen besonders deutlich hervortreten. „Diese Aufnahme enthüllt eine unglaubliche Menge an Details in einer hohen Auflösung und bei so günstigen Lichtbedingungen wie nie zuvor“, sagt Heidi Becker, eine der wissenschaftlichen Leiterinnen der Juno-Mission.

Risse, Rippen und dunkle Flecken

Die Aufnahme zeigt einen Teil der Eiskruste des Jupitermonds, der von zahlreichen feinen Gräben und Doppelrippen durchzogen ist. An mehrere Stellen sind dunkle Ablagerungen auf dem Eis zu erkennen, hier unter anderem oben rechts, am rechten Rand und unterhalb der Bildmitte zu sehen. Die Forscher vermuten, dass dies Spuren von Eruptionen sein könnten. Das längliche Gebilde in recht unterhalb von der Bildmitte ist knapp 70 Kilometer lang und rund 37 Kilometer breit. Sein Ursprung ist jedoch bisher unklar.

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„Diese Merkmale sind extrem spannend“, sagt Becker. „Zu verstehen, wie sie gebildet wurden und wie sie mit Europas Geschichte verknüpft sind, kann uns mehr darüber verraten, welche internen und externen Prozesse die eisige Kruste des Monds prägen.“ In den nächsten Wochen werden Becker und ihr Team die von Juno gelieferten Aufnahmen und Daten ihrer wissenschaftlichen Instrumente vom Europa-Vorbeiflug genauer analysieren.

Datenauswertung hat erst begonnen

Eigentlich ist Juno in erster Linie eine für die Erforschung des Jupiters konzipierte Raumsonde, die den Gasriesen in einem elliptischen, ihm teilweise extrem nahe kommenden Orbits umkreist. Aber die NASA hat ihre Flugbahn jetzt schon mehrfach so angepasst, dass die Raumsonde auch nahe an einigen der großen inneren Monde des Jupiter vorbeifliegen kann. Im Juni 2021 passierte Juno auf diese Weise Ganymed, im Jahr 2023 ist eine nahe Annäherung an den Vulkanmond Io geplant.

„Unser Team ist wirklich begeistert, dass wir die Ziele unserer erweiterten Mission so ausweiten konnten, dass Juno drei der vier Galileischen Monde und Jupiters Ringe besuchen kann“, sagt Missionsleiter Scott Bolton vom Southwest Research Institute. „Mit dem aktuellen Flyby an Europa hat Juno nun schon zwei der interessantesten Monde des Jupiters von Nahem gesehen.“ Die Juno-Daten und Aufnahmen von Europa sollen auch dazu beitragen, die Ziele der für die 2030er Jahre geplanten NASA-Mission Europa Clipper zu spezifizieren.

Quelle: NASA Jet Propulsion Laboratory

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