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Astronomie

Es gibt noch bessere Welten als die Erde

Astronomen identifizieren potenziell "superhabitable" Exoplaneten

Supererde
Im Weltall könnte es Planeten geben, die noch lebensfreundlicher sind als die Erde – 24 Kandidaten für solche superhabitable Welten haben Astronomen jetzt identifiziert. © NASA

Habitabler als die Erde: Astronomen haben 24 Exoplaneten identifiziert, die noch lebensfreundlicher sein könnten als unser Heimatplanet. Sie sind etwas älter, wärmer und größer als die Erde und umkreisen leicht kühlere und kleinere Sterne als die Sonne. Das verleiht diesen Planeten bessere Ausgangsbedingungen und mehr Zeit für die Entstehung von Leben, wie die Forscher erklären. Ob es auf diesen „superhabitablen“ Welten aber außerirdisches Leben gibt, ist unbekannt.

habitable Zone
Eine Lage in der habitablen Zone ist schon gut, aber es gibt noch mehr Faktoren, die die Lebensfreundlichkeit beeinflussen. © NASA

Damit sich auf einem Planeten Leben entwickeln kann, müssen die Voraussetzungen stimmen – der Planet muss habitabel sein. Dazu gehört eine Atmosphäre, die Wasser und Atemgase festhält, eine Temperatur, die flüssiges Wasser ermöglicht, sowie die Präsenz geeigneter chemischer Ausgangssubstanzen und Lebensräume. Hinzu kommt der Faktor Zeit: Venus und Mars waren in ihrer Anfangszeit zwar auch lebensfreundlich, aber diese habitable Phase endete, bevor sich Leben entwickeln konnte – zumindest nach jetzigem Kenntnisstand.

Es könnte noch bessere Planeten geben

Doch wie sieht es jenseits des Sonnensystems aus? Immerhin haben Astronomen inzwischen hunderte Exoplaneten entdeckt, die erdähnlich, wasserreich und potenziell lebensfreundlich sind. Selbst unser nächster Nachbarstern Proxima Centauri besitzt einen Planeten in der habitablen Zone. Auf solchen Planeten könnte sich die Suche nach außerirdischem Leben daher besonders lohnen.

„Aber wir müssen dabei vorsichtig sein, nicht nur nach einer zweiten Erde zu suchen, denn es könnte Planeten geben, die für Leben sogar noch geeigneter sind“, erklärt Dirk Schulze-Makuch von der Washington State University. Welche Merkmale solche superhabitablen Exoplaneten haben müssten und ob es sie unter den gut 4.500 vom Weltraumteleskop Kepler über Transits identifizierten Planetenkandidaten gibt, haben er und sein Team nun näher untersucht.

Sonne ist nicht der optimale Heimatstern

Was macht einen superhabitablen Planeten aus? Der erste Faktor ist der Heimatstern: Damit das Leben genügend Zeit hat, sich zu entwickeln, ist ein möglichst langlebiger Stern mit wenig Strahlenausbrüchen optimal. Die Sonne jedoch könnte schon in gut einer Milliarde Jahren alles Leben auf der Erde unmöglich machen – insgesamt bietet sie demnach nur gut fünf Milliarden Jahre lang lebensfreundliche Bedingungen.

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„Dem Leben auf Planeten um sonnenähnliche G-Sternen könnte demnach schlicht die Zeit davonlaufen“, so die Forscher. Günstiger wäre daher kleinerer, masseärmerer Stern, da diese länger leben. Rote Zwerge allerdings durchlaufen zu viele starke Strahlenausbrüche, die die ihnen nahen Planeten sterilisieren können. Als am besten geeignet identifizierten die Astronomen einen Stern der Spektralklasse K als Heimatstern – ein orangener, rund 1.000 Grad kühlerer und 20 Prozent kleinerer Stern als die Sonne.

Größer und wärmer als die Erde wäre besser

Auch bei den planetaren Faktoren ist die Erde nicht das Nonplusultra: Ein superhabitabler Planet hätte rund 1,5 Erdmassen – wäre demnach eher eine Supererde. Denn er kann eine Atmosphäre besser halten, erzeugt in seinem Innern mehr Wärme durch radioaktiven Zerfall und bietet dank einer größeren Oberfläche mehr Auswahl für Lebensräume, wie die Forscher berichten. Ebenfalls günstig wären ein großer Mond, eine gleichmäßigere Verteilung von Land und Wasser und eine aktive Plattentektonik.

Optimal wäre auch eine leicht höhere Temperatur: „Basierend auf unserer Erfahrung von der Erde findet sich die meiste Biomasse und Artenvielfalt in den Tropen“, erklären Schulze-Makuch und sein Team. Daher wäre ein Planet ohne kalte Polargebiete und mit warm-feuchtem Klima wahrscheinlich noch optimaler – solche Bedingungen herrschten beispielsweise im Karbon-Zeitalter. Den Berechnungen der Forscher zufolge wäre ein Planet, der rund fünf Grad wärmer wäre als die heutige Erde daher für Leben optimal.

24 potenziell superhabitable Welten

Ausgehend von ihrer Liste der Merkmale für einen superhabitablen Planeten haben Schulze-Makuch und sein Team 24 Exoplaneten aufgespürt, die noch lebensfreundlichere Bedingungen als die Erde bieten könnten. 16 von ihnen sind zwischen fünf und acht Milliarden Jahre alt und neun von ihnen umkreisen K-Sterne. Bei vielen dieser Exoplaneten handelt es sich um Supererden, die doppelt bis gut viermal so groß sind wie die Erde.

Allerdings: Keiner der 24 Kandidaten erfüllt alle Kriterien für eine superhabitable Welt. Dennoch kommen einige dem Ideal zumindest in einigen Aspekten sehr nahe. Auf ihnen könnte außerirdisches Leben demnach sogar noch bessere Bedingungen als auf der Erde vorfinden – falls es dort existiert. Nachprüfen lässt sich dies jedoch mit den heute verfügbaren Teleskopen und Sensoren nicht. Denn alle 24 Planetenkandidaten liegen deutlich mehr als 100 Lichtjahre von uns entfernt.

Größte Chance auf außerirdisches Leben

„Auch wenn diese Exoplaneten damit außerhalb der Reichweite des TESS-Weltraumtelekops liegen, halten wir es für gut möglich, dass es unter den heute bekannten Exoplaneten einige superhabitable Vertreter gibt“, sagen die Astronomen. „Sollte in nächster Zeit eine solche Welt auch in unserer näheren Umgebung entdeckt werden, hätte sie auf jeden Fall eine höhere Priorität für die weitergehende Suche nach extraterrestrischem Leben als die meisten erdähnlichen Planeten.“ (Astrobiology, 2020; doi: 10.1089/ast.2019.2161)

Quelle: Washington State University

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