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Astronomie

Beteigeuze: Drastischer Wandel im Bild

Neue Aufnahmen bestätigen Verdunklung und Formänderung der Sternenoberfläche

Beteigeuze
Diese Aufnahme des Very Large Telescope (VLT) zeigt die Oberfläche von Beteigeuze vor und nach der Verdunkelung. © ESO/ M. Montargès et al.

Drastische Veränderung: Neue Teleskop-Aufnahmen bestätigen die dramatische Verdunklung des Roten Überriesen Beteigeuze – er hat innerhalb eines Jahres zwei Drittel seiner Leuchtkraft verloren. Zudem enthüllen die Aufnahmen gewaltige Staubwolken in der Umgebung des Sterns. Ob dies Anzeichen seiner baldigen Explosion sind oder nur Symptome vorübergehender Prozesse, ist nach wie vor unklar.

Der nur 700 Lichtjahre entfernte Stern Beteigeuze ist am Nachthimmel kaum zu übersehen – er bildet den linken Schulterstern des Orion. Schon länger vermuten Astronomen, dass sich dieser Rote Überriese dem Ende seines Lebenszyklus nähert und bald in einer Supernova explodieren könnte. Doch im letzten Jahr hat sich Beteigeuze dramatisch verändert: Der einst helle Stern hat innerhalb eines Jahres zwei Drittel seiner Helligkeit eingebüßt – diese Verdunklung ist sogar mit bloßem Auge am Himmel sichtbar.

Verdunklung ist nicht gleichmäßig

Jetzt bestätigen Aufnahmen der Oberfläche von Beteigeuze diese drastischen Veränderungen. Ein Team um Miguel Montargès von der Katholischen Universität Leuven hat das Very Large Telescope (VLT) der europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile genutzt, um den Roten Überriesen genauer in Augenschein zu nehmen. „Das Paranal-Observatorium der ESO ist eine der wenigen Einrichtungen, die in der Lage sind, die Oberfläche von Beteigeuze abzubilden“, erklärt Montargès. „Nur so können wir verstehen, was mit dem Stern geschieht.“

Die neuen Aufnahmen im sichtbaren Licht zeigen, wie sehr sich die Oberfläche des Roten Überriesen verdunkelt hat. Im Vergleich zu einer Aufnahme vom Januar 2019 mit dem gleichen Teleskop erscheint der Stern stark abgedimmt. Zudem ist seine Oberfläche nicht mehr gleichmäßig hell, sondern von helleren und dunkleren Stellen geprägt, wie die Astronomen berichten. Beteigeuze scheint dadurch fast schon seine Form verändert zu haben.

Staub um Beteigeuze
Die Infrarot-Aufnahme mit dem VISIR-Spektroskop enthüllt die Staubwolken um Beteigeuze. Der helle Punkt in der Mitte zeigt die Größe des Sterns. © ESO/ P. Kervella, M. Montargès et al., Eric Pantin

Von großen Staubwolken umgeben

Weitere Einblicke geben aktuelle Aufnahmen im mittleren Infrarotbereich, aufgenommen vom VISIR-Spektrometer am Very Large Telescope. Sie machen gewaltige Staubwolken im Umfeld von Beteigeuze sichtbar. Diese Staubwolken wurden höchstwahrscheinlich von dem schwächelnden Stern ausgeschleudert. Dafür spricht, dass Astronomen schon im Jahr 2011 große Mengen an Silikat- und Aluminiumstaub im Umfeld von Beteigeuze nachgewiesen haben. Dieser Staub stammt wahrscheinlich aus der äußeren Hülle des Sterns.

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„Rote Überriesen wie Beteigeuze erzeugen im Laufe ihres Lebens riesige Mengen an Material und stoßen es aus, noch bevor sie als Supernovae explodieren“, erklärt Emily Cannon von der KU Leuven. Innerhalb von nur 10.000 Jahren kann ein Stern dabei so viel Masse verlieren wie insgesamt in unserer Sonne enthalten ist.

Was ist die Ursache?

Doch was bedeutet dies konkret? Könnte dies eine bevorstehende Explosion von Beteigeuze ankündigen? Montargès und sein Team sind in dieser Hinsicht eher skeptisch. Sie halten die aktuellen Veränderungen des Sterns noch nicht für die Symptome einer sich anbahnenden Supernova. Stattdessen suchen sie nach anderen Erklärungen. „Die beiden Szenarien, an denen wir arbeiten, bestehen in einer Abkühlung der Oberfläche durch eine außergewöhnliche Sternaktivität oder durch einen Staubauswurf in unsere Richtung“, sagt Montargès.

Welches dieser Szenarien stimmt, ist bislang allerdings noch unklar – und auch die Zukunft des schwächelnden Sterns bleibt weiter ungewiss. „Natürlich ist unser Wissen über die Roten Überriesen noch unvollständig, und dies ist noch Gegenstand intensiver Forschung, so dass es noch zu Überraschungen kommen kann“, räumt Montargès ein.

Quelle: European Southern Observatory (ESO)

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