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Sonnensystem

Asteroid: Doch kein Einschlag im Jahr 2052

Bisher riskantester Weltraum-Brocken "2021 QM1" wird die Erde wohl doch verfehlen

Bahn von 2021 QM1
Die Bewegung des Asteroiden 2021 QM1 vor dem Sternenhimmel ist hier als rote Linie von Kreuzen dargestellt. Neue Beobachtungen seiner Flugbahn eigen, dass er die Erde wohl verfehlen wird. © ESO/ O. Hainaut

Entwarnung: Bisher stand Asteroid 2021 QM1 ganz oben auf der kosmischen Gefahrenliste – er könnte am 2. April 2052 die Erde treffen. Doch jetzt geben Astronomen Entwarnung: Neue Beobachtungen mit dem Very Large Telescope (VLT) der Europäische Südsternwarten haben gezeigt, dass der 50 bis 80 Meter große Brocken die Erde verfehlen wird. Der erst im Sommer 2021 entdeckte Asteroid ist damit keine Gefahr mehr – zumindest für die nächsten rund 100 Jahre.

Der nächste Einschlag eines größeren Asteroiden auf der Erde ist nur eine Frage der Zeit. Denn im Laufe seiner Geschichte wurde unser Planet immer wieder von kosmischen Brocken getroffen – und im erdnahen All wimmelt es von potenziellen Impaktoren. Umso wichtiger ist es, einen Asteroiden auf Kollisionskurs rechtzeitig zu erkennen, um früh Abwehrmaßnahmen ergreifen zu können. Dafür überwachen Astronomen den erdnahen Weltraum mit Teleskopen und üben gemeinsam mit Katastrophenschützern den Ernstfall.

Doch immer wieder kommt es vor, dass Asteroiden auf Erdkurs erst sehr spät entdeckt werden – manchmal nur Stunden vor oder sogar erst nach ihrem nahen Vorbeiflug. Bei anderen können Bahnveränderungen dazu führen, dass sich ihr Risikostatus kurzfristig ändert.

„Das Risiko wurde immer größer“

Ganz oben auf der Liste der potenziell gefährlichen Asteroiden stand seit Sommer 2021 der Asteroid 2021 QM1. Dieser bis zu 80 Meter große Brocken wurde erst am 28. August 2021 von Astronomen am Mount Lemmon Observatorium in Arizona entdeckt. Als dann andere Teleskope das Objekt näher ins Visier nahmen, zeigte sich Besorgniserregendes: „Je mehr der Asteroid beobachtet wurde, desto größer wurde das Risiko“, berichtet Richard Moissl, Leiter der planetaren Abwehr bei der Europäischen Weltraumagentur ESA.

Die aus den Beobachtungen ermittelte Flugbahn sprach dafür, dass 2021 QM1 auf eine Kollision mit der Erde zusteuerte. „Wir konnten aus den Daten seine künftigen Bahnen um die Sonne prognostizieren und daraus ergab sich, dass der Asteroid im Jahr 2052 der Erde gefährlich nahe kommen würde“, sagt Moissl. Konkret deutete einiges auf einen Einschlag am 2. April 2052 hin. Allerdings beruhten diese Vorhersagen auf nur wenigen Tagen der Beobachtung und waren noch mit großer Unsicherheit behaftet. Dennoch wurde der Asteroid zunächst an die Spitze der Risikoliste für potenzielle Asteroideneinschläge gesetzt.

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Neue Beobachtungen präzisieren Flugbahn

Das Problem jedoch: Gerade zu dem Zeitpunkt, als weitere Beobachtungen entscheidend gewesen wären, bewegte sich der Asteroid in Sonnennähe und wurde damit monatelang für die irdischen Teleskope unsichtbar. „Wir mussten also warten“, sagt Marco Micheli vom Near-Earth Object Coordination Centre (NEOCC) der ESA. „Zu allem Überfluss wussten wir, dass 2021 QM1 sich zurzeit von der Erde wegbewegt. Sobald er wieder aus der Sonne kommt, wird er dadurch zu klein und lichtschwach, um überhaupt noch gesehen zu werden.“

2021 QM1
VLT-Aufnahme des Asteroiden 2021 QM1 vom 24. Mai 2022. © ESO/ O. Hainaut

Trotzdem musste man es versuchen: Am 24. Mai 2022 richtete das Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile – eines der leistungsstärksten Teleskope der Erde – seinen Acht-Meter-Spiegel auf die Himmelsregion, in der der Asteroid wieder auftauchen müsste. „Wir hatten nur ein kleines Zeitfenster, um den Risiko-Asteroiden zu finden“, erklärt ESA-Astronom Olivier Hainaut. Zu allem Überfluss bewegte sich der Brocken direkt vor dem Band der Milchstraße vorbei. „Wir mussten unseren kleinen, schwachen Asteroiden vor dem Hintergrund tausender Sterne aufspüren – es war eine der schwierigsten Asteroiden-Beobachtungen, die wir jemals unternommen haben“, so Hainaut.

Keine Kollision im Jahr 2052

Tatsächlich fingen die scharfen Augen des Teleskops den winzigen, schwachen Lichtfleck des Asteroiden 2021 QM1 ein. Mit einer Magnitude von 27 war der kosmische Brocken 250-mal lichtschwächer als die meisten Sterne – er ist der schwächste Asteroid, der je detektiert wurde, wie die ESA berichtet. Dennoch gelang es den Astronomen, auf Basis der VLT-Aufnahmen genauere Bahnberechnungen für den Asteroiden 2021 QM1 durchzuführen.

Das Ergebnis: 2021 QM1 wird im April 2052 nicht auf der Erde einschlagen, sondern unseren Planeten verfehlen. Damit gibt es erst einmal Entwarnung und der Asteroid konnte von der Liste der potenziellen Einschlagsrisiken entfernt werden. Allerdings: Auf ihr stehen noch weitere 1.377 größere und kleinere Weltraumbrocken, deren Flugbahn sie gefährlich nahe an die Erde oder sogar bis zu Kollision führen könnte.

Quelle: European Space Agency (ESA)

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