Weckruf am Rand des Sonnensystems: Die Raumsonde „New Horizons“ nähert sich dem Zwergplaneten Pluto. Wissenschaftler der NASA haben das Signal empfangen, dass die Sonde aus dem Ruhezustand erwacht ist. Nach rund neun Jahren und fast fünf Milliarden Kilometern Flug wird New Horizons bald einen ersten genauen Blick auf diese entfernte und noch weitgehend unbekannte Region unseres Sonnensystems liefern.
Nach fast neun Jahren Flug durch das Sonnensystem nähert sich die NASA-Raumsonde New Horizons ihrem Ziel: dem Zwergplaneten Pluto und seinen fünf Monden. Beim Start der Sonde am 19. Januar 2006 galt Pluto sogar noch als Planet. New Horizons ist mittlerweile fast 4,8 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. Die astronomisch geringe Distanz von nur noch etwa 260 Millionen Kilometer trennt die Sonde von ihrem Ziel. Pluto ist der bislang entfernteste Himmelskörper, der zum Ziel einer Raumsonde wird.
Anfang einer ganzen Region neuer Welten
Bereits am 6. Dezember um 21:53 Uhr Ortszeit erhielten die Wissenschaftler im Applied Physics Laboratory (APL) der Johns Hopkins University in Baltimore das erwartete Signal: New Horizons ist aus dem Ruhezustand erwacht. Um die Systeme zu schonen und Verschleiß zu minimieren, hatten die Forscher die Sonde in eine Art Winterschlaf versetzt und fast völlig abgeschaltet. Eine vorprogrammierte Sequenz diente als Wecksignal. Wegen der großen Entfernung benötigte das erlösende Radiosignal mit Lichtgeschwindigkeit beinahe viereinhalb Stunden bis zur Erde.
„New Horizons ist auf einer Reise zu einer neuen Klasse von Planeten die wir noch nie gesehen haben, an einem Ort, wo wir noch nie vorher waren“, schwärmt Projektwissenschaftler Hal Weaver vom APL. „Jahrzehntelang dachten wir, Pluto ist dieses seltsame kleine Objekt im Randgebiet des Planetensystems“, so Weaver. „Jetzt wissen wir, dass es tatsächlich der Anfang einer ganzen Region neuer Welten im Kuiper-Gürtel ist und New Horizons wird uns einen ersten Blick aus der Nähe liefern.
Routine-Manöver mit Symbolkraft
Das Aufwachen markiert „den Beginn des wichtigsten Missionsziels: die Erkundung von Pluto und seinen vielen Monden ab dem Jahr 2015“, so Missionsleiter Alan Stern vom Southwest Research Institute in Boulder. Jetzt ist die Sonde bereit für ihren großen Einsatz: „Symbolisch ist dies ein wichtiges Ereignis“, so Projektmanager Glen Fountain vom APL, denn nun beginnt der Missionsbetrieb vor der Begegnung mit Pluto.
Davor verbrachte die Sonde rund zwei Drittel des Fluges im Winterschlaf. Zwei- bis dreimal im Jahr weckten die Forscher sie jedoch auf, um Instrumente zu prüfen und neu einzustellen. „Technisch gesehen war es Routine, weil wir die Aufwach-Prozedur schon viele Male vorher durchgeführt haben“, sagt Fountain. In den Ruhephasen dazwischen schickte New Horizons lediglich einmal pro Woche ein Status-Signal zur Erde. Mit dem Winterschlaf schonen die Forscher nicht nur die Sonde – sie halten außerdem das überwachende Deep Space Network der NASA frei für andere Missionen.
Letzte Tests vor dem großen Einsatz
In den kommenden Wochen werden die Wissenschaftler eine ganze Checkliste durcharbeiten – alle Systeme und wissenschaftlichen Instrumente sollen einwandfrei funktionieren. Außerdem werden sie die nötigen Navigationsbefehle in New Horizon’s Bordcomputer hochladen, die die Sonde für ihren Flug um Pluto und seine Monde benötigt.
Zu den Instrumenten gehören mehrere Kameras, darunter auch Infrarot- und Ultraviolet-Spektrometer. Zusätzlich hat New Horizons zwei leistungsfähige Partikelspektrometer und einen Staubdetektor an Bord. Mit dieser Batterie an Instrumenten soll die Sonde das System um den Zwergplaneten Pluto ab dem 15. Januar 2015 unter die Lupe nehmen.
Am nächsten kommt New Horizons ihrem Ziel planmäßig erst am 14. Juli 2015, doch die Forscher erwarten auch davor schon viele neue Erkenntnisse. Bis Mitte Mai soll die Sonde bereits bessere und aussagekräftigere Bilder von Pluto und seinen Monden liefern, als es das Hubble Weltraumteleskop bislang konnte.
(NASA, 09.12.2014 – AKR)