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Wie groß ist die Gefahr aus dem All?

Experten diskutierten in Heidelberg über die Bedrohung durch Asteroiden und Kometen

Spätestens seit Hollywood-Filmen wie „Armageddon“ oder „Deep Impact“, in denen riesige Meteoriten auf die Erde zurasen und die Erdbevölkerung bedrohen, wird über die „Gefahr aus dem Weltall“ immer wieder eifrig diskutiert. Was steckt aber wirklich dahinter? Wie real ist die Bedrohung durch Objekte aus dem Weltall? Und vor allem: Wie können wir uns davor schützen? Mit diesen und vielen anderen Fragen haben sich vor kurzem Wissenschaftler, Versicherungsfachleute, Ökonomen und Psychologen während des Symposiums „Kollisionen mit Asteroiden und Kometen“ in der Heidelberger Villa Bosch beschäftigt.

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„In unserem Sonnensystem sind alle planetaren Körper mit festen Oberflächen von Einschlagskratern übersät“, so der Organisator der Tagung, Mario Trieloff vom Institut für Geowissenschaften der Heidelberger Universität. Er machte damit gleich zu Beginn deutlich, dass Kollisionen von festen Objekten im Weltall nichts Ungewöhnliches sind.

100 Tonnen kosmischer Staub täglich

So gehen beispielsweise auf der Erde täglich 100 Tonnen kosmischer Staub sowie jährlich einige metergroße Meteoriten nieder, die allerdings nicht besonders gefährlich sind. Seltener sind dagegen Einschläge von einigen zehn Meter großen Objekten, wie beispielsweise der Meteorit, der im Jahr 1908 das Tunguska-Ereignis in Sibirien verursachte, bei dem in einem Umkreis von 30 Kilometern Bäume entwurzelt wurden.

„Nur alle 100 bis 1.000 Jahre kommt so etwas vor“, erklärte der Geowissenschaftler Trieloff auf der Tagung. Der Einschlag größerer Objekte mit einem Durchmesser von etwa einem Kilometer, von denen sogar eine globale Gefahr ausgeht, passiert dagegen nur etwa alle eine Million Jahre.

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Dennoch gibt es auch auf der Erde einige größere Meteoritenkrater. Einer davon ist das Nördlinger Ries in Süddeutschland. Hier ging vor 14,8 Millionen Jahren ein Steinmeteorit mit einem Durchmesser von rund einem Kilometer nieder, der einen 24 Kilometer großen Krater hinterließ. „Durch den Einschlag verdampfte das Gestein und es entstand eine Glutwolke mit Temperaturen mit bis zu 2.000 Grad Celsius“, schilderte Professor Wolfgang Stinnesbeck, ebenfalls vom Heidelberger Institut für Geowissenschaften, auf dem Symposium die Folgen dieses Meteoriteneinschlags. Gleichzeitig bildete sich eine geschlossene Decke aus Gesteinsschutt rund um den Krater bis in eine Entfernung von 40 Kilometer.

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Massenaussterben sind die Ausnahme

„In der zeitgleich gebildeten niederrheinischen Braunkohle finden sich jedoch keinerlei Spuren von dem Meteoriteneinschlag im Nördlinger Ries“, so Stinnesbeck. Der Meteorit hatte demnach doch nur recht regionale Auswirkungen.

Eher kritisch sah der Geowissenschaftler auf der Tagung den Zusammenhang von Massenaussterben und Meteoriteneinschlägen. So zeigte er auf, dass eigentlich nur bei dem globalen Artensterben an der Kreide-/Tertiär-Grenze vor 65 Millionen Jahren, bei dem auch die Dinosaurier von der Erde verschwanden, ein Meteorit niedergegangen war.

Mit „Don Quijote“ gegen Meteoriten?

Diskutiert wurde auf der Veranstaltung aber auch über moderne Möglichkeiten einen auf die Erde zurasenden Meteoriten abzuwehren. So stellte beispielsweise Michael Kahn vom European Space Operations Centre (ESOC) in Darmstadt die „Don Quijote Mission“ der Europäischen Weltraumorganisation ESA vor. Dabei soll ein 500 Kilogramm schweres Projektil auf einem kleinen Asteroiden zum Einschlag gebracht werden, um diesen aus seiner Bahn zu lenken. Das Projekt steckt allerdings noch in der Planungsphase.

Vor jeder Aktion zur Meteoritenabwehr steht aber ohnehin die genaue Beobachtung der durch das Sonnensystem sausenden Objekte. Wie im so genannten „Near Earth Object“-Programm der NASA, das Alan Harris vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin vorstellte. Er betonte allerdings, dass bisher nur größere Objekte rechtzeitig erkannt werden können, um sie möglicherweise von einem Kollisionskurs mit der Erde abzubringen.

Meteoriten beschäftigen Medien

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass in den nächsten Jahren ein großer Meteorit auf der Erde einschlägt, relativ gering ist, wird dieses Katastrophenszenario die Menschen immer wieder beschäftigen. Das liegt vor allem an dem großen Schaden, der damit verbunden wäre. „Ein großer Meteoriteneinschlag liegt jenseits unserer Lebenswirklichkeit und ist deshalb so interessant“, gab Ulf von Rauchhaupt von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung eine Erklärung für das Interesse der Medien an Meteoriten.

(idw – Universität Heidelberg, 02.12.2008 – DLO)

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