Fünf der weltweit am stärksten bedrohten Flüsse befinden sich in Asien: Jangtse, Mekong, Saluen, Ganges und Indus führen die entsprechende Top-10-Liste an, die der WWF zum Weltwassertag am 22. März 2007 präsentiert. Auch für die anderen Kontinente hat die Umweltschutzorganisation die am schlimmsten durch menschliche beziehungsweise Umwelteinwirkungen gefährdeten Ströme aufgespürt. Dazu gehören: Donau, La Plata, Rio Grande, Nil sowie der australische Murray/Darling.
Der WWF will mit dieser Liste verdeutlichen, dass die Flüsse weltweit durch die folgenden sechs Faktoren besonders gefährdet sind: Infrastrukturmaßnahmen wie zum Beispiel Staudämme sowie der Ausbau für die Schifffahrt und den Hochwasserschutz, Verschmutzung, massive Wasserentnahme – vor allem für die Landwirtschaft und als Trinkwasser -, aggressiv auftretende exotische Arten, Überfischung und Klimawandel.
„Flüsse sind die Hauptwasserlieferanten der Erde. Die zehn genannten sollen stellvertretend auf die globale Wasserkrise aufmerksam machen, die sich schon seit Jahren abzeichnet. Mit unserer Top-10-Liste wollen wir erreichen, dass die Alarmzeichen frühzeitig erkannt werden und nicht wie beim Klimawandel auf die lange Bank geschoben werden“, erläutert WWF-Süßwasserexperte Martin Geiger.
Donau als Mahnmal schlechter Flusspolitik
Als europäisches „Mahnmal schlechter Flusspolitik“ benennt der WWF die Donau – mit 2.500 Kilometern Länge der zweitlängste Fluss Europas. 80 Prozent ihrer Feuchtgebiete und Auen seien bereits seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts durch den Bau von Deichen zerstört worden. 78 Prozent des Flusslaufs selbst seien aufgrund menschlicher Eingriffe umfassend und irreparabel geschädigt.
„Nur 15 Prozent der Fließstrecke der Donau und ihrer Zuflüsse werden voraussichtlich die ökologischen Kriterien der EU-Wasserrahmenrichtlinie erfüllen, die alle europäischen Flüsse bis 2015 erreichen sollten“, warnt Geiger. Der WWF macht darauf aufmerksam, dass die weitere Kanalisierung der Donau nicht nur die Natur schädige, sondern auch die Fisch- und Trinkwasserversorgung für Millionen Menschen in der Region gefährden. Der Verlust weiterer Auenflächen verschärfe zudem die Gefahr extremer Hochwasser.
Geiger: „Der Mensch denkt, dass er die Natur nach Lust und Laune umgestalten und nutzen könnte. An den zehn am meisten gefährdeten Flüssen der Welt zeigt sich, wie viel dabei zu unserem eigenen Schaden unwiederbringlich zerstört wird.“
Flussauen als Baugebiete
Der WWF setzt sich weltweit dafür ein, dass Flüsse wie zum Beispiel die Donau oder der noch weitgehend intakte Mekong lange erhalten bleiben. Letzterer deckt dank seines weltweit einzigartigen Fischreichtums den Eiweißbedarf von rund 70 Millionen Menschen.
Doch am Mekong wie auch in anderen Entwicklungsländern bedroht das rasante Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum den Wasserhaushalt und damit das gesamte Ökosystem. Die Flussauen werden für neue Baugebiete zugeschüttet oder durch schlecht angelegte Straßen und Hochwasserdeiche von der natürlichen Überflutung ausgeschlossen.
In der Folge gibt es immer weniger Laichplätze und dadurch immer weniger Fische. Außerdem werden Abwässer meist ungeklärt eingeleitet und die ohnehin schrumpfenden Fischbestände mithilfe illegaler Fangmethoden ausgeplündert. Staudämme führen dazu, dass der natürliche Sedimenttransport und die „Wanderwege“ vieler Fische unterbrochen werden.
(WWF, 21.03.2007 – DLO)