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Geowissen

Wassermangel oft nicht Hauptschuld an Hunger

Bessere Ausnutzung der Ressourcen könnte weltweite Nahrungsproduktion verdoppeln

Am Fluss Niger in Afrika © Challenge Program on Water and Food CPWF

Wassermangel ist nicht der Hauptgrund dafür, dass heute in vielen Regionen der Erde nicht genügend Nahrung angebaut werden kann. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam nach Analyse der Lage in zehn großen Flusseinzugsgebieten der Erde. Schuld sei stattdessen die ineffiziente Nutzung und die ungleiche Verteilung des vorhandenen Wassers, konstatieren sie in einem Bericht, den sie jetzt auf dem 14. Weltwasserkongress im brasilianischen Porto de Galinhas vorstellen. Damit seien viele Wasserprobleme letztlich eine politische Herausforderung und beruhten nicht auf einem Mangel an Ressourcen.

Für die Studie analysierte das Forscherteam fünf Jahre lang die Situation am Ganges, Mekong, Indus, Karkheh und dem Gelben Fluss in Asien, am Niger, Nil, Limpopo und Volta in Afrika sowie am Sao Francisco und im Andengebiet in Südamerika. Man habe diese Gebiete ausgewählt, weil sie die volle Bandbreite der mit der Wasserversorgung verbundenen Probleme in Entwicklungsländern repräsentieren, sagt Vidal. Sie deckten zusammen 13,5 Millionen Quadratkilometer der Erdoberfläche ab und seien Heimat für gut 1,5 Milliarden Menschen.

„Ja, es gibt Mangel in einigen Gebieten. Aber unsere Ergebnisse zeigen, dass das Problem vor allem in der Unfähigkeit liegt, das Wasser in diesen Flussgebieten effektiv und fair zu nutzen“ sagt

Alain Vidal, Leiter des internationalen Challenge Program on Water and Food (CPWF), in dessen Rahmen die Studie durchgeführt wurde. Wenn man diese Situation ändere, könnte die Nahrungsmittelproduktion vieler Flusseinzugsgebiete in den nächsten Jahrzehnten sogar verdoppelt werden, prognostizieren die Forscher.

Regenwasser versickert oft ungenutzt

Die Analyse habe ergeben, dass vor allem in Afrika ein Großteil der Vegetation über Regenwasser versorgt werden könnte. Doch nur vier Prozent dieser Ressource werde aufgefangen und für die Bewässerung und zum Tränken des Viehs genutzt, sagen die Forscher. Aber auch in Teilen Asiens und Lateinamerikas bleibe die Pflanzenproduktion teilweise um die Hälfte hinter dem Möglichen zurück. Relativ effektiv sei die Wasserwirtschaft unter anderem bereits am Ganges, Nil und dem Gelben Fluss, sagen die Forscher. Dort hätten Farmer und Regierungen bereits auf die Situation reagiert und man habe die Menge der mit dem verfügbaren Wasser erzeugten Nahrung deutlich erhöht.

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„Wenn wir uns mehr bemühen, die Regenwasser-Landwirtschaft zu intensivieren, könnten wir die Welt ernähren, ohne den Druck auf die Flusssysteme noch zu verstärken“, sagt Studienleiter Simon Cook vom International Center for Tropical Agriculture (CIAT). Die Nahrungsmenge könnte dann auch für die rund 9,5 Milliarden Menschen reichen, die den Bevölkerungsprognosen nach bis zum Jahr 2050 auf der Erde leben sollen.

Zunehmende Konflikte um Wasser

Cook und seine Kollegen identifizierten auch „Hot Spots“ – Flussgebiete, wie am Indus, Nil oder Limpopo, wo es zu wachsenden Konflikten über die Verteilung der Wasserressourcen kommt. Eine Ursache solcher Konflikte sei die völlige Fragmentierung des Wassermanagements, sagen die Forscher. Die Anrainerstaaten vieler Flusseinzugsgebiete regelten die Verteilung des Wassers getrennt voneinander. Meist werde sogar jeder Sektor – Landwirtschaft, Industrie oder Umwelt – gesondert betrachtet, anstatt alle im Zusammenhang zu sehen.

„Der Blick auf das gesamte Flussgebiet ist entscheidend, um die Auswirkungen der jeweiligen Verteilungspolitik flussauf- und flussabwärts berücksichtigen zu können“, sagt Dennis Wichelns, Stellvertretender Generaldirektor des International Water Management Institute (IWMI), einem der Partner des Projekts. Erst dieser ganzheitliche Blick ermögliche es, Optimierungen zu finden, die allen Anrainern und ihren Bedürfnissen zugute kämen.

(Challenge Program on Water and Food (CPWF), 26.09.2011 – DLO)

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