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Ökologie

Viel mehr Geld für den Artenschutz

Deutschland stellt mehrere Milliarden Euro zur Verfügung, um das Abholzen der Wälder zu stoppen

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat auf der UN-Konferenz zum Schutz der biologischen Vielfalt ein Zeichen gesetzt und eine kräftige Finanzspritze für den Artenschutz angekündigt. Danach wird Deutschland bis 2012 zusätzlich eine halbe Milliarde Euro zur Verfügung stellen, um das Abholzen der Wälder zu stoppen. Ab 2013 wird es dann jedes Jahr ein halbe Milliarde Euro sein, so Merkel in Bonn.

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Die Kanzlerin forderte zudem eine Trendwende beim Artenschutz und appellierte an alle Staaten, ihre Anstrengungen ebenfalls aufzustocken. „Die Bewahrung der biologischen Vielfalt und die Armutsbekämpfung auf unserer Erde sind zwei Seiten ein und derselben Medaille“, sagte Merkel.

Und weiter: „Zusammen mit dem Zugang zu Wasser und zu fruchtbarem Boden bildet die Vielfalt der Natur die Existenzgrundlage vieler Menschen. Damit leistet sie besonders in den Entwicklungsländern einen unverzichtbaren Beitrag zur Ernährungssicherheit und zur Gesundheitsversorgung. Deshalb müssen wir den Schutz und die nachhaltige Nutzung biologischer Vielfalt auch als Chance für wirtschaftliche Entwicklung und wirksame Armutsbekämpfung verstehen.“

Breite Zustimmung

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel begrüßte in einer ersten Stellungnahme die Rede von Angela Merkel. „Die Festlegung der Kanzlerin ist für den Schutz der Tropenwälder und die Erhaltung der Artenvielfalt von immenser Bedeutung und setzt international Maßstäbe.“

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Auch der WWF und andere Umweltschutzorganisationen zeigten sich zufrieden mit Merkels Ankündigung. „Das ist das von allen erhoffte starke Signal der Kanzlerin an die Staatengemeinschaft“, erklärte Jörg Roos, WWF-Sprecher auf dem UN-Gipfel. „Jetzt müssen andere Länder nachziehen. Denn auch mit diesen neuen Geldern ist das Ziel, den Verlust der biologischen Vielfalt bis 2010 zu bremsen, nicht zu erreichen. Dafür ist die Finanzierungslücke noch immer viel zu groß.“

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„Etwa die Hälfte der globalen Wälder sind zerstört und nicht einmal ein Prozent der Ozeane stehen unter Schutz“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. „Nach Jahren voller Absichtserklärungen bringt die heutige Ankündung frischen Wind in den internationalen Naturschutz. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesumweltminister Sigmar Gabriel haben damit Deutschlands Führungsrolle im Schutz der biologischen Vielfalt eindrucksvoll bestätigt“, so Tschimpke weiter.

WWF fordert verbindlichen Finanzierungs-Fahrplan

Nach einer Berechnung des WWF investiert die Weltgemeinschaft derzeit etwa 3,8 bis 6,3 Milliarden Euro in Schutzgebiete – erforderlich sind jedoch 20 bis 30 Milliarden Euro. Der WWF forderte die Umweltminister deshalb auf, ein klares Regime für die Finanzierung von Schutzgebieten zu schaffen.

„Gerade in diesem Punkt gibt es bislang keine Fortschritte. Was wir brauchen, sind klare Festlegungen der Staatengemeinschaft, wer bis wann wie viel Geld für den weltweiten Schutz der Artenvielfalt, Wälder und Meere gibt. Ohne einen verbindlichen Finanzierungs-Fahrplan wird das Artensterben weitergehen“, so Roos. Ein Modell sei die von Merkel vorgeschlagene Finanzierung des Naturschutzes aus den Geldern des Emissionshandels.

Vorsichtig bewertet der WWF die Fortschritte beim Streit um den Zugang zu natürlichen Ressourcen und der Gewinnaufteilung zwischen Konzernen und Herkunftsländern (Access and Benefit Sharing). Dabei geht es zum Beispiel um Medikamente, die aus tropischen Pflanzen gewonnen werden.

Startschuss für das High Level Segment

„Die Verhandlungen hier in Bonn liefen schleppend und kontrovers. Aber wir sehen eine gute Chance, dass wir bis Freitag zumindest einen Fahrplan haben, mit dem die Staaten bis 2010 zu einer verbindlichen Regelung kommen. Klar ist aber auch: Solange wir diese Regelung nicht haben, werden die Konzerne weiterhin die Gewinne einstreichen, während die meist armen Herkunftsländer in die Röhre schauen“, so WWF-Sprecher Roos.

Seit gestern findet auf der 9. UN-Naturschutzkonferenz das so genannte High Level Segment statt. Über 120 Umweltministerinnen und Minister beraten über weitere Schritte, wie dem Artensterben Einhalt geboten werden kann. Vertreten sind 5.000 Delegierte aus fast 200 Ländern.

(Bundesregierung Online/WWF/BMU, 29.05.2008 – DLO)

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