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Psychologie

Vertrautheit macht schlechte Schenker

Warum wir gerade denen, die wir am meisten lieben, so oft das Falsche schenken

Geschenk © IMSI MasterClips

Der Weihnachtseinkauf ist bereits in vollem Gang. Passend dazu fragten sich Forscher, warum wir beim Schenken oft bei den Menschen am weitesten daneben liegen, denen wir am nächsten stehen. Die Erklärung: Gerade bei diesen Menschen neigen wir dazu, uns auf unsere Vorstellungen ihrer Präferenzen zu verlassen – so sehr, dass wir manchmal übersehen, wo diese vielleicht doch von der Realität abweichen.

Alle Jahre wieder das gleiche Spiel: Wir machen uns tagelang Gedanken, wollen etwas ganz besonders Schönes, etwas ganz persönliches und passendes finden – und quälen uns mit der Auswahl des Geschenks für unsere Liebsten. Und dann ist es doch das Falsche. Aber warum? Warum finden wir oft viel leichter etwas Passendes für Menschen, die wir weitaus weniger gut kennen?

Zu wenig oder zu viel Information?

Vorhergehende Studien gingen meist davon aus, dass Geschenkirrtümer passieren, wenn diagnostische Information über den Beschenkten fehlt. Doch Davy Lerouge von der Tilburg Universität in den Niederlanden und Luk Warlop von der Katholieke Universität in Belgien haben jetzt herausgefunden, dass wir selbst dann unbeliebte oder unpassende Geschenke machen, wenn wir jede Mengen Information über den Beschenkten besitzen. Tatsächlich ist es sogar so, dass wir die meisten Schwierigkeiten damit haben, ein passendes Geschenk für diejenigen zu finden, über die wir sehr viel wissen.

Ursache dafür ist, so die Ansicht der Forscher, dass wir einerseits sehr zuversichtlich sind, dass wir etwas auswählen, dass die Beschenkten einfach mögen müssen. Gleichzeitig neigen wir dazu, anzunehmen, dass wir denjenigen, die wir lieben ähnlich sind. Dies wiederum führt dazu, dass wir die Signale des anderen, die nicht in unser Bild passen, tendenziell ausblenden oder nicht wahrnehmen.

Wichtige Hinweise missachtet

Tatsächlich ergab eine Reihe von Experimenten an Paaren, die sich alle bereits seit mindestens sechs Monaten kannten, dass die Versuchspersonen immer dann besonders aufmerksam auf Hinweise zu den Präferenzen eines anderen Menschen reagierten, wenn ihnen gesagt wurde, dass dies die Verhaltensweisen und Eigenschaften eines vollkommen Fremden waren. Wurde ihnen eine gleiche Liste vorgelegt mit dem Hinweis, sie stamme von ihrem jeweiligen Partner oder Partnerin, dann neigten die Versuchspersonen dazu, selektiv nur bestimmte Aspekte wahrzunehmen.

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“Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Vertrautheit die Personen dazu brachte, sich zu stark auf bereits vorhandenen Informationen zu verlassen”, berichten die Forscher. „Diese umfangreichen gespeicherten Informationen wiegen die Schenkenden in einer trügerischen Sicherheit, die dazu führt, dass sie manche spezifischen Signale nicht beachten.“

(University of Chicago, 06.12.2006 – NPO)

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