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Umwelt

Verpackungsmüll nimmt zu

23 Prozent mehr Verpackungsmüll und 79 Prozent mehr Plastikmüll in Deutschland seit dem Jahr 2000

Verpackungsmüll
Seit dem Jahr 2000 ist die Menge an Verpackungsmüll in Deutschland um 23 Prozent gestiegen, beim Plastikmüll sind es sogar 79 Prozent. © Mukhina1/ iStock.com

Tendenz weiter steigend: Der Trend zu immer mehr Verpackungsmüll ist in Deutschland offenbar ungebrochen. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Menge an weggeworfenen Verpackungen um 23 Prozent erhöht, der Plastikabfall sogar um 79 Prozent, wie das Umweltbundesamt (UBA) berichtet. Allein im Jahr 2017 fielen hierzulande insgesamt 18,7 Millionen Tonnen Verpackungsabfall an – das entspricht 226,5 Kilogramm pro Kopf.

Das Problem ist sattsam bekannt: Wir produzieren zu viel Plastikmüll, vor allem durch Kunststoffverpackungen. Diese Abfälle werden größtenteils nicht recycelt, sondern werden unter Treibhausgas-Ausstoß verbrannt, landen auf Deponien oder in Gewässern, Böden und Ozeanen. Sogar wir selbst nehmen über Nahrungsmittel und Getränke längst jede Menge Mikroplastik in uns auf.

Verpackungsmüll
Verpackungsverbrauch seit dem Jahr 2000. © Umweltbundesamt

226,5 Kilogramm pro Kopf und Jahr

Wie viele Verpackungen allein in Deutschland jedes Jahr produziert und weggeworfen werden, dazu hat nun das Umweltbundesamt (UBA) neue Daten veröffentlicht. Demnach fielen in Deutschland im Jahr 2017 insgesamt 18,7 Millionen Tonnen Verpackungsabfall an. Pro Kopf und Jahr entspricht dies durchschnittlich 226,5 Kilogramm, nur knapp die Hälfte davon geht allerdings auf das Konto der privaten Verbraucher.

Insgesamt hat sich damit die Menge an Verpackungsmüll seit dem Jahr 2000 kontinuierlich erhöht – bei Plastikmüll insgesamt um 79 Prozent, bei Verpackungen um 23 Prozent. „Wir verbrauchen viel zu viele Verpackungen“, sagt UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. „Das ist schlecht für die Umwelt und für den Rohstoffverbrauch.“ Das gelte sowohl für Verpackungen bei privaten Endverbrauchern als auch für Industrie und Gewerbe.

Recycling gerade beim Plastik noch unzureichend

Das Problem: Zwar wird ein Teil dieses Verpackungsmülls recycelt, aber bei weitem nicht genug. So liegt die Recyclingquote bei Glas, Papier/Karton und Stahl zwischen 84 und 92 Prozent und ist damit schon ziemlich hoch. Doch ausgerechnet beim Plastikmüll hinkt die Wiederverwertung noch hinterher, wie der UBA-Bericht aufzeigt. Demnach wird nur rund die Hälfte der Kunststoffabfälle recycelt, der Rest landet größtenteils in der Müllverbrennung.

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Ursachen für das mangelnde Recycling sehen die UBA-Experten vor allem in der Beschaffenheit der meisten Plastikverpackungen: Sie bestehen oft aus Verbundmaterialien, die aus mehreren verschiedenen Kunststoffsorten bestehen und daher schwer oder gar nicht sortenrein zu trennen sind. „Und auch eine schwarze Farbgestaltung mit Rußfarbstoffen führt dazu, dass diese Kunststoffe in Sortieranlagen nicht erkannt werden können und nicht dem Recycling zugeführt werden können“, erklärt Kotschik.

Mehr Konsum, mehr Singles und mehr Online-Handel

Warum aber fallen immer mehr Verpackungen an? „Ein Grund ist das Wirtschaftswachstum, denn mehr Produkte führen auch zu mehr Verpackungen. „Zum anderen gibt es aber auch zunehmend Seniorenhaushalte, Singlehaushalte und kleinere Haushalte, die kleinere Verpackungseinheiten verwenden“, erklärt Gerhard Kotschik vom UBA. Weitere Gründe sind der Trend zu Fertiggerichten und dem Essen und Trinken „To-Go“. Und auch der Onlinehandel führt dazu, dass immer mehr Verpackungen anfallen.

„Um Umweltbelastungen durch Verpackungen deutlich zu verringern, reicht es meist nicht, bei Einwegverpackungen nur andere Materialien zu verwenden. Besser ist es, Mehrwegverpackungen zu nutzen, weniger Verpackungsmaterial einzusetzen, die Verpackungen weniger aufwändig zu gestalten und gleichzeitig an die Recyclingfähigkeit zu denken“, sagt Krautzberger. „Häufig sieht man aber das Gegenteil und selbst die Zahnpastatube ist nochmal verpackt.“

Strengere Regeln seit Januar 2019

Seit dem 1. Januar 2019 ist in Deutschland ein neues Verpackungsgesetz in Kraft. Ziel des Gesetzes ist es, die Recyclingfähigkeit von Verpackungen zu verbessern und die Förderung von Mehrweg zu stärken. Außerdem legt es höhere Recyclingquoten fest. So müssen Kunststoffverpackungen ab 2019 zu mindestens 58,5 Prozent der werkstofflichen Verwertung zugeführt werden, an deren Ende wieder neue Kunststoffprodukte stehen. Ab 2022 liegt die Quote bei 63 Prozent.

Seit 2019 gibt es außerdem das öffentliche Verpackungsregister LUCID. Es erfasst alle Unternehmen, die Verpackungen in den Verkehr bringen und sich finanziell an den dualen Systemen und damit am Recycling der Verpackungen beteiligen. Dadurch können Verstöße nun besser geahndet werden, wie das UBA erklärt. Ob diese Änderungen greifen und die Menge an ungenutztem Verpackungsmüll zurückgeht, werden künftige Erhebungen zeigen müssen.

Quelle: Umweltbundesamt (UBA)

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