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Urzeitliches Arten-Potpourri in Bernstein

Forscher entdecken erstmals Einschlüsse von Mikroorganismen aus dem Meer

Marine Kieselalge im Bernstein der Kreidezeit © Mit freundlicher Genehmigung der National Academy of Sciences, PNAS (2008)

Erstmals haben Göttinger Wissenschaftler in einem fünf Zentimeter großen Bernsteinstück winzig kleine Einschlüsse von Meeresbewohnern gefunden. Zu den aus der Kreidezeit stammenden marinen Mikroorganismen gehören unter anderem Algen und schalentragende Amöben.

Zusammen mit einer Vielzahl weiterer Einschlüsse, darunter waldbewohnende Insekten, Pflanzenreste sowie mikroskopisch kleine Federn von Dinosauriern oder Vögeln, bilden sie die „wohl ungewöhnlichste Gemeinschaft, die jemals in einem Bernsteinstück entdeckt wurde“, betont Alexander Schmidt. Der Paläontologe von der Universität Göttingen hat die fossilen Überreste aus Südwestfrankreich mit französischen Kollegen untersucht und berichtet über seine Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS).

Kreidezeitliche Bernsteinwälder

Die kreidezeitlichen Bernsteinwälder Frankreichs wuchsen direkt an der Küste des vor etwa 100 Millionen Jahren noch jungen Atlantiks. Es waren Mischwälder, die von Nadelholzgewächsen wie Araukarien dominiert wurden. Schmidt vermutet nun, dass die winzigen Schalen und Stacheln der Meeresbewohner damals wahrscheinlich durch Wind oder Gischt vom Strand her in die nahen Küstenwälder getragen worden sind.

Dort kamen sie mit flüssigem Harz in Kontakt. Zusammen mit Insekten und anderen Organismen wurden sie in den fossil gewordenen Baumharzen eingeschlossen. Als einer der ersten Wissenschaftler hat Schmidt Mikroeinschlüsse in Bernsteinen zum Gegenstand der geobiologischen Forschung gemacht.

Araukarienwald an der Küste Neukaledoniens: Harzreiche Wälder archaischer Koniferen direkt an der Küste © Universität Göttingen

Zersägt in 30 Scheiben

Unter den mikroskopisch kleinen Inklusen fanden die Wissenschaftler Kieselalgen und Foraminiferen – das sind schalentragende Amöben – sowie Schwammnadeln und Strahlentierchen. Erhalten wurde aber auch der Stachel einer Seeigellarve. Bei den Insekten identifizierte das Forscherteam rund 80 verschiedene Arten in dem nur fünf Zentimeter großen Bernsteinstück, das für die Detailuntersuchungen in 30 Scheiben zersägt wurde.

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„Diese Organismen bieten heute wertvolle Einblicke in die Lebenswelt vergangener Erdzeitalter“, sagt Schmidt. Der Wissenschaftler beschäftigt sich im Courant Forschungszentrum Geobiologie der Universität Göttingen mit der Landpflanzenevolution und der Entwicklung terrestrischer Ökosysteme.

(idw – Universität Göttingen, 18.11.2008 – DLO)

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