Ein unberechenbares Klima fördert das Fremdgehen und den Partnerwechsel bei Vögeln: Je stärker das Klima schwankt und je unsicherer die Wetterbedingungen sind, desto häufiger wechseln Spatzen, Schwalben, Enten und andere Vögel ihre Partner. Auch Kuckuckskinder kommen dann häufiger vor. Das berichten US-amerikanische Forscher im Fachmagazin „PloS ONE“.
Grund für diese klimabedingte Polygamie sei eine Anpassung der Vögel an ihre Umwelt, erklären die Wissenschaftler: Wenn Weibchen ihren Partner häufiger wechseln, haben ihre Nachkommen verschiedene Väter – ihre genetische Vielfalt ist größer. „Die Paarung mit mehreren Partnern erhöht die Chance, dass mindestens ein Junges die Gene haben wird, um mit zukünftig wechselnden Bedingungen zurechtzukommen“, sagt Erstautor Carlos Botero, der die Studie während seiner Zeit am National Evolutionary Synthesis Center in Durham durchführte.
Durch den Klimawandel könnten Untreue und Partnerwechsel im Vogelreich zukünftig noch zunehmen, meinen die Forscher. „Als Folge des Klimawandels sind die Wettermuster unberechenbarer geworden, extreme Wetterereignisse häufen sich“, sagt Botero. Es sei daher wahrscheinlich, dass die Vögel sich in ihrem Paarungsverhalten daran anpassen.
Attraktivität von den Umweltverhältnissen abhängig
Wie gut ein Partner als Vater des Nachwuchses geeignet ist, sei immer von den Umständen abhängig, sagt der Forscher. Auf den Galapagos-Inseln beispielsweise sind Finken mit großen, kräftigen Schnäbeln überall dort im Vorteil, wo das Klima eher trocken ist. Denn dann müssen vor allem große, hartschalige Samen geknackt werden, um an Nahrung zu kommen. Anders aber in regenreicherem Klima: Dann ist ein kleinerer Schnabel günstiger.
Für die Vogelweibchen ist es vorteilhaft, den Partner zu suchen, der optimal an die herrschenden Bedingungen angepasst ist. Denn er vererbt seine guten Eigenschaften an den Nachwuchs. Wechseln aber die Klimabedingungen sehr stark, wird dies schwieriger: „Je unberechenbarer die Umwelt ist, desto wahrscheinlicher machen die Vögel Fehler bei ihrer Partnerwahl – und desto wahrscheinlicher werden sie sich wieder trennen“, sagt Botero.
Suche nach Kuckuckskindern und Scheidungsfällen
Für ihre Studie hatten die Forscher Daten zu mehr als 200 Vogelarten gesammelt und ausgewertet, bei denen die Partner ein oder mehrere Jahre zusammenbleiben und den Nachwuchs gemeinsam aufziehen. Über mehrere Jahre hinweg prüften sie dabei zwei Faktoren: Wie viele Kinder in den Nestern Kuckuckskinder waren – also nicht von dem momentanen Partner des Vogelweibchens stammten. Und ob das Weibchen von einer Brutsaison zur nächsten ihren Partner wechselte. Außerdem sammelten die Wissenschaftler für alle Brutstätten die Klimadaten der nächstgelegenen Wetterstation.
„Die meisten scheinbar monogamen Vögel haben letztlich doch wechselnde Partner“, fasst Botero das Ergebnis zusammen. Besonders polygam waren dabei die Vögel, die an Orten mit starken saisonalen oder unberechenbaren Wetterveränderungen lebten.
(National Evolutionary Synthesis Center, 17.02.2012 – NPO)