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Umwelt

Umweltgifte vermindern Spermienqualität

Greenpeace: Bundesregierung soll sich für unbedenkliche Alltags-Chemikalien einsetzen

Menschliche Spermien © University of Utah

Alltags-Chemikalien, die aus Produkten wie Kleidungsstücken, Lebensmittelverpackungen, Kosmetikartikeln, Computern, Teppichen oder Konservendosen entweichen, können die menschliche Fortpflanzungsfähigkeit massiv beeinträchtigen. So hat beispielsweise die Qualität der Spermien in den letzten fünfzig Jahren rapide abgenommen. Das geht aus einer neuen Greenpeace-Studie hervor, in der die Organisation den Stand der Forschung darstellt.

Die Chemikalien gelangen über die Haut, die Nahrung oder beim Atmen in den menschlichen Körper. Die seit längerem umstrittene europäische Chemikalienverordnung REACH (Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien) bietet nun nach Ansicht von Greenpeace die Chance, Männer und Frauen besser vor fruchtbarkeitsschädigenden Stoffen zu schützen. Greenpeace forderte die Bundesregierung auf, sich bei den im Sommer anstehenden Verhandlungen in Brüssel dafür einzusetzen, gefährliche Chemikalien durch unbedenklichere Alternativen zu ersetzen.

"Die Regierung beklagt, dass in Deutschland zu wenig Kinder geboren werden. Aber sie unternimmt viel zu wenig gegen die chemischen Gefahren für die Fortpflanzung und scheut vor der Industrie zurück", sagte Chemieexpertin Ulrike Kallee von Greenpeace. "Es ist kriminell, Chemikalien in Verbraucherprodukten einzusetzen, die das Kind im Mutterleib schädigen oder zu Krebs führen können."

Sinkende Spermienqualität und Hodenkrebs

Nach der neuen Studie "Our reproductive health and chemical exposure" ("Fruchtbarkeit und Chemikalienbelastung") ist in den letzten Jahrzehnten nicht nur die Spermienqualität gesunken auch Hodenkrebs wird immer häufiger diagnostiziert. Zudem nimmt die Anzahl von Missbildungen der Geschlechtsorgane bei Neugeborenen laut Greenpeace stetig zu. Mehr als doppelt so viele Paare als noch in den sechziger Jahren bleiben ungewollt kinderlos.

Im Mittelpunkt der Greenpeace-Studie stehen die Schadstoffe Phthalate, Alkylphenole, bromierte Flammschutzmittel, künstliche Moschusverbindungen, Organozinn-Verbindungen und Bisphenol A. Diese Chemikalien machen aber nur einen Bruchteil des Problems aus: Schätzungsweise 100.000 Chemikalien werden weltweit produziert. "Die meisten Chemikalien wurden nie auf ihre gesundheitlichen Auswirkungen geprüft. Trotzdem werden sie in großen Mengen in Produkten eingesetzt, die man im Supermarktregal oder im Badezimmerschrank findet. Die Politiker müssen die chemische Industrie endlich zur Räson bringen", fordert Kallee.

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Die REACH-Verordnung der EU soll zukünftig die Herstellung und Verwendung von Chemikalien regeln. REACH könnte die Belastung mit einigen der gefährlichsten Chemikalien verringern, wenn diese – wie vom Europaparlament im November 2005 entschieden – durch weniger gefährliche Alternativen ersetzt werden müssten. Die Minister im EU-Wettbewerbsrat hatten sich Ende letzten Jahres gegen eine solche Regelung ausgesprochen. Nach ihrem Willen sollen gesundheitsschädliche Chemikalien auch weiterhin vermarktet werden können. Im Oktober 2006 wird REACH in zweiter Lesung im Europaparlament verhandelt. Die chemische Industrie setzt nach Ansicht von Greenpeace alles daran, die Verordnung aufzuweichen, und verharmlost die Gefahren der Chemie im Alltag.

(Greenpeace, 04.05.2006 – DLO)

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