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Geowissen

Überraschender Fund im ozeanischen "Wellensalat"

Neues Stromsystem im Indischen Ozean revidiert Theorie

Mittlere Strömung (2001-2004) im südlichen Indischen Ozean © IFM-GEOMAR

Die langsamen, aber großen Strömungen in den Weltozeanen sind für die Stabilität unseres Klimasystems von zentraler Bedeutung. Jetzt sorgt ein vor kurzem neu entdecktes Stromsystem im Indischen Ozean für Überraschung. Denn bisher galten die Süd-Nord-Transporte als entscheidend für die subtropischen Regionen. Doch diese Auffassung muss nun teilweise revidiert werden.

Meeresforscher gewinnen aus Satellitenmessungen Aussagen über die Änderungen der Meereshöhe an verschiedenen Orten und können damit auf die Strömungen schließen. Die Analyse solcher Daten durch Wissenchaftler des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften in Kiel führte jetzt zu dem Schluss, dass im Gegensatz zu bisherigen Annahmen auch West-Ost-Strömungen in den Subtropen eine wichtige Rolle spielen können. Untersuchungen holländischer sowie deutscher und südafrikanischer Autoren führten zur Entdeckung einer bisher unbekannten nach Osten gerichteten Meeresströmung im subtropischen südlichen Indischen Ozean.

Professor Gerold Siedler vom IFM-GEOMAR bestimmte mit seinen Kollegen von der Universität Kapstadt die Struktur und die Quelle dieser Meeresströmung. In dem Seegebiet, das durch überwiegend westliche Strömungen und sehr lange, so genannte planetarische Wellen gekennzeichnet ist, die langsam von Australien nach Madagaskar wandern, fanden sie bei etwa 25°S einen nur 50 – 100 Kilometer breiten und bis zu 800 Meter tiefen ostwärts gerichteten Gegenstrom, der in diesen Wellen verborgen ist. Mittelt man über viele Jahre, zeigt sich ein Stromband, in dem etwa zehn Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde nach Osten transportiert werden.

Seinen Ursprung hat der Strom im südwärts gerichteten Ost-Madagaskar-Strom, der sich im Südwesten von Madagaskar in ein westliches Stromband in Richtung Afrika und in ein östliches Stromband verzweigt. Diese Umkehr des Ost-Madagaskar-Stroms von West nach Ost war früher vermutet worden, konnte jedoch bisher nie schlüssig bewiesen werden. Nun konnte der Nachweis erbracht werden, dass dieser Zweig eine wesentliche Quelle des subtropischen Gegenstroms darstellt, der mehr als den halben Indischen Ozean überquert.

"Aus dem Untersuchungsgebiet gibt es nur wenige von Schiffen oder Bojen gemessene Daten, die außerdem ungleichmäßig verteilt sind." erklärt Siedler. "Erst die Verbindung von neuen Satellitendatensätzen mit direkten Beobachtungen machte diese neue Entdeckung möglich." Die neuen Erkenntnisse liefern auch einen neuen Mosaikstein zum Verständnis der globalen Ozeanzirkulation. "Großräumige Transporte spielen im Meer eine wichtige Rolle für den Energiehaushalt des Ozeans und damit für das Klimasystem", so Siedler.

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(Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, 18.01.2007 – NPO)

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