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Tsunami-Katastrophe: Vier Milliarden US-Dollar für Flutopfer

NABU fordert weltweit nachhaltiges Küstenmanagement

500 Millionen Euro an finanzieller Hilfe hat gestern die Bundesregierung den von der Flutkatastrophe in Südostasien betroffenen Ländern in Aussicht gestellt. Die Mittel sollen über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren in die Region fließen. Für welche Projekte das Geld verwendet wird ist noch unklar. Der Großteil der Hilfe soll aber Sri Lanka und der indonesischen Insel Sumatra zugute kommen.

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Weitere 130 Millionen Euro für die Krisenregion stehen aus den Spenden der Bürger zur Verfügung. Auch andere europäische Länder wie Norwegen oder Großbritannien stellen bis zu 170 Millionen Euro für die Flutopfer zur Verfügung. Insgesamt hat die Internationale Staatengemeinschaft bereits rund vier Milliarden US-Dollar zur Soforthilfe und den Wiederaufbau zur Verfügung gestellt. In Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens beraten zurzeit die Geberländer auf einem Gipfeltreffen über mögliche Projekte.

Neue Erdbeben und Pannen bei der Warnung

In vielen Regionen Südostasiens ist die Situation nach dem Tsunami nach wie vor dramatisch. In der Nacht vom 5. auf den 6. Januar 2005 erschütterten zwei weitere schwere Erdbeben mit einer Magnitude von 6,2 und 5,6 auf der Moment-Skala die Insel Sumatra. Berichte über mögliche weitere Todesopfer oder Schäden liegen bisher nicht vor.

Darüberhinaus behindern dort starke Regenfälle die Rettungsmaßnahmen vor allem in der Provinz Aceh. Nach Angaben von Militärs mussten viele Menschen die letzten Nächte im Freien verbringen, weil nicht genug Zelte für die Obdachlosen zur Verfügung stehen.

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Nach Berichten thailändischer Zeitungen hätten vermutlich tausende Todesopfer die Katastrophe überleben können, wenn die einheimischen Experten, die angeblich Kenntnis vom drohenden Tsunami hatten, rechtzeitig Alarm für die Region um Phuket gegeben hätten. Die Warnung unterblieb offenbar aus Angst vor drohenden wirtschaftlichen Schäden nach einer möglicherweise unnötigen Evakuierung ganzer Küstenstreifen.

NABU: Menschen nicht mit den Folgen der Katastrophe allein lassen

Unterdessen hat der Naturschutzbund NABU die Entwicklungsminister der 25 EU-Staaten vor ihrer Sondersitzung am kommenden Freitag in Luxemburg aufgefordert, ein langfristiges Engagement für die Flutopfer der südostasiatischen Länder auf zu bauen. „Die von der Flutkatastrophe betroffenen Länder brauchen eine dauerhafte Wiederaufbauhilfe von Regierungen und Bürgern der so genannten ‚ersten Welt'“, erklärte Olaf Tschimpke Präsident des NABU. Es müsse verhindert werden, dass die große Ergriffenheit und Spendenbereitschaft wie so oft nach einigen Wochen versiegen, wenn die Fernseher ausgeschaltet sind und die Menschen mit den verheerenden Folgen der Katastrophe allein gelassen werden.

Erd- und Seebeben werde man auch in Zukunft weder verhindern noch sicher voraussagen können. „Das internationale Engagement muss aber dazu führen, dass die Auswirkungen dieser Naturkatastrophen minimiert werden“, so der NABU-Präsident. Das fehlende Frühwarnsystem im Indischen Ozean zeige einen deutlichen Mangel an institutioneller Organisation im Rahmen der UNO. „Das von Klaus Töpfer geleitete UN-Umweltprogramm muss endlich finanziell besser ausgestattet und zu einer eigenständigen Organisation weiter entwickelt werden“, sagte Tschimpke.

Am Ausmaß der Katastrophe seien Fehlentwicklungen und falscher Bebauung beteiligt. „Der kontinuierliche Anstieg des Meeresspiegels durch die Klimaerwärmung, der Abbau des natürlichen Küstenschutzes durch Schädigung und Zerstörung von Korallenriffen und Mangrovenwäldern, die ungeregelte Bebauung der Küsten unter anderem durch die Tourismusindustrie und die Isolation großer Regionen durch Bürgerkriege erhöhen das Risiko nicht nur auf große Schäden an der Infrastruktur sondern auch für die Bevölkerung“, betonte Tschimpke, der lange Jahre in Sri Lanka zu Küstenproblemen geforscht hat.

Es sei daher dringend notwendig, nicht nur ein Frühwarnsystem gegen Seebeben, sondern auch ein umweltgerechtes Küstenmanagement aufzubauen. „Auch die Tourismuswirtschaft muss sich den Herausforderungen zum Schutz von Mensch und Natur stellen“, so der NABU-Präsident. Ein natürlicher Schutzgürtel durch intakte Mangrovenwälder und Korallenriffe sei ebenso unentbehrlich wie eine behutsame Bebauung der Küstenregionen. „Regierungen, Wirtschaft und Naturschutzorganisationen müssen jetzt ihre Anstrengungen bündeln, um die vorhandenen Instrumente für einen nachhaltigen Wiederaufbau einzusetzen“, so Tschimpke.

(MMCD/NABU, 06.01.2005 – DLO)

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