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Geowissen

Strategien gegen CO2 und Dürre gesucht

Studien untersuchen Landwirtschaft im Zeichen des Klimawandels

Starke Regenfälle und Elbehochwasser im Jahr 2002, Sommerdürre im Jahr
2003: Neben einem allgemeinen Temperaturanstieg prophezeien Klimaforscher, dass solche extremen Wetterbedingungen in den kommenden Jahrzehnten in Mitteleuropa zunehmen werden. Die Land- und Forstwirtschaft bekommt die Folgen des veränderten Klimas aufgrund ihrer Abhängigkeit von den natürlichen Umweltbedingungen ganz besonders zu spüren. Was kommt auf die Bauern und Forstleute zu? Wissenschaftler der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) sind dieser Frage nachgegangen

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Ist es möglich, Kulturpflanzen zu züchten, die Trockenheit tolerieren und gleichzeitig hohe, stabile Erträge liefern? Christiane Balko von der Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen (BAZ) erläutert, dass bei Ackerbohnen unter Trockenstress die Ertragsstabilität leidet. Bei Kartoffeln hingegen scheint es eher möglich, Sorten zu züchten, die bei Trockenheit nicht nur hohe, sondern auch stabile Erträge liefern. Der Grund dafür: Die Pflanzenarten haben unterschiedliche Strategien, mit dem vorhandenen Wasser umzugehen.

Das Team um Professor Hans-Joachim Weigel von der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) hat untersucht, wie Pflanzen auf eine erhöhte CO2-Konzentration in der Atmosphäre reagieren. Der Clou dabei: Sie simulierten das nicht an Modellpflanzen im Labor, sondern setzten im Freiland ganze Bereiche eines Ackers den Bedingungen einer veränderten Atmosphäre aus. Diese aufwändige Versuchsanordnung gibt es nur an einigen wenigen Stellen auf der Welt, so in den USA, in China und eben auf dem Gelände der FAL in Braunschweig.

CO2 wirkt nur auf einige Pflanzen „beflügelnd“

Die mehrjährigen Untersuchungen ergaben Überraschendes: Konnte man theoretisch davon ausgehen, dass der erhöhte CO2-Anteil in der Luft die Photosynthese und damit das Wachstum der Pflanzen beflügeln würde, so zeigte sich in der Praxis ein differenziertes Bild: Die Biomasseproduktion legte bei Getreide und Zuckerrüben nur um relativ geringe 6-14 Prozent zu. Zudem sank bei den untersuchten Pflanzen der Proteingehalt, in den Körnern der Wintergerste zum Beispiel um rund zehn Prozent. Das heißt: Die Qualität des Ernteguts verändert sich – mit Auswirkungen nicht nur für den Landwirt und die weiterverarbeitenden Betriebe, sondern möglicherweise auch für Schädlinge und die Erreger von Pflanzenkrankheiten.

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Dass die Landwirtschaft in gewissem Maße auch in der Lage ist, aktiv dem Klimawandel entgegenzusteuern, zeigen Professor Gerhard Flachowsky und Dr. Peter Lebzien von der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) am Beispiel der Tierernährung. Rund 15 Prozent der Emission des klimarelevanten Spurengases Methan gehen auf das Konto von Nutztieren, speziell Rindern und anderen Wiederkäuern, in deren Pansen das Gas beim Abbau von Kohlenhydraten entsteht.

Durch eine geschickte Gestaltung der Futterrationen kann die Methanbildung reduziert werden. Auch die Nutzung leistungsfähiger Rassen spielt hier

hinein: Bei Kühen mit einer Milchleistung von 4.000 Litern pro Jahr beträgt die Methanausscheidung pro Liter Milch rund 28 Gramm, bei Hochleistungskühen mit 10.000 Litern pro Jahr sind es nur noch 13 Gramm.

Wald: Mischkulturen gegen Trockenstress

Die deutschen Wälder leiden noch heute unter der Dürre des Jahres 2003. Prekär ist die Lage zum Beispiel im nordostdeutschen Tiefland, das heute großflächig mit Kiefernforsten bestanden ist. Die sandigen Böden lassen das Wasser rasch versickern, sodass es in Trockenzeiten schnell zu Stresssituationen für die Bäume kommen kann. Deswegen wird in diesen Gebieten auch über den Anbau trockenheitstoleranter Kiefernrassen nachgedacht.

Ein falscher Ansatz, meinen Experten der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH), denn der Wasserhaushalt würde dadurch weiter in Schieflage geraten. Die lichten Kiefernforste lassen eine dichte Bodenbedeckung mit Pflanzen zu, die ihrerseits erhebliche Mengen an Wasser verbrauchen. Besser wäre es, die naturfernen Kiefern-Reinbestände in standortangepassten Laub /Nadel-Mischwald mit geschlossenerem Kronendach umzuwandeln. Dies würde den Wasserhaushalt verbessern und bereits verloren geglaubten Spielraum bei der Bewirtschaftung der Wälder zurück gewinnen.

(Senat der Bundesforschungsanstalten im Geschäftsbereich des BMVEL, 08.07.2005 – NPO)

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