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„Steine klopfen“ auf dem Mars

Wissenschaftler entschleiern Meteoritenfunde

Vom Mars Rover Opportunity gefundener Eisenmeteorit auf dem Mars mit einem Durchmesser von ungefähr 30 Zentimetern © NASA/JPL

Schon seit zwei Jahren erkunden die Raumfahrt-Missionen der ESA und NASA unseren Nachbarplaneten und stoßen dabei immer wieder auf neue Geheimnisse. So sorgte vor einigen Monaten der Fund eines rätselhaften Gesteinsbrockens auf dem Mars für Aufregung und erst unlängst gelang mithilfe modernster Geräte ein Blick unter die staubige Oberfläche des Roten Planeten. Vor allem Wissenschaftler aus den USA aber auch aus Deutschland sind an der Entschlüsselung dieser steinigen Rätsel beteiligt.

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“Ich habe niemals gedacht, dass wir unsere Instrumente an einem Gestein einsetzen, das von woanders als vom Mars kommt”, erläutert Steve Squyres von der Cornell Universität in New York seine Überraschung, als der Mars Rover Opportunity vor einigen Monaten auf einen rund 30 Zentimeter großen Gesteinsbrocken stieß. Dieser unterschied sich von allen bisherigen Funden und zeigte keinerlei Ähnlichkeit zu bekannten Marsgesteinen. Bereits die ersten Untersuchungen an dem basketballgroßen und von Dellen übersäten Brocken deuteten auf eine ungewöhnlich hohe metallische Konzentration hin – vielleicht ein Meteorit?

Mineralogische Spurensuche

Die Wissenschaftler unterbrachen daraufhin die geplante Fahrtroute des Rovers und lotsten ihn näher an den Fund heran. Mithilfe der so genannten Mössbauer- und Alphateilchen-Röntgen-Spektrometer (APXS), zwei in Deutschland entwickelte und gebaute Geräte, führten sie während der folgenden Tage genaue Messungen über die Zusammensetzung des Gesteinsklumpens durch. Neben Experten der NASA waren hieran auch deutsche Wissenschaftler wie Jutta Zipfel von der Abteilung für Kosmochemie des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz beteiligt.

Schon nach wenigen Tagen lies die mineralogisch-chemische Auswertung keine Zweifel mehr aufkommen: Opportunity hatte den Rest eines Kleinplaneten gefunden. Denn was aussah wie ein Gesteinsbrocken, war in Wirklichkeit ein Stück Metall aus einer Eisen-Nickel-Legierung – ein Eisenmeteorit von einem anderen Planeten. Das in Mainz entwickelte APXS-Gerät an Bord von Opportunity war sogar in der Lage, die Konzentration des Spurenelements Germanium zu bestimmen. Mit dessen Hilfe konnten die Wissenschaftler das metallhaltige Bruchstück sogar eindeutig einer Gruppe von Eisenmeteoriten zuordnen, die auch aus irdischen Funden bekannt ist. „Denken Sie nur mal daran, woher ein solcher Eisenmeteorit stammt: Von einem zerstörten Planeten oder einem Planetesimal, das groß genug war, um einen metallischen Kern und einen steinigen Mantel auszubilden”, erläutert Squyres die Bedeutung des Fundes.

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Marsmeteoriten auf der Erde

Seit diesem spektakulären Fall gab es zahlreiche weitere überraschende Entdeckungen auf dem Mars, wie beispielsweise Hinweise auf plattentektonische Bewegungen oder einen geheimnisvollen Wassereiskrater am Nordpol. Auch für Jutta Zipfel hat der Mars nach der Enträtselung des Eisenmeteoriten längst nichts von seiner Faszination eingebüßt. Denn die Geologin leitet heute die Sektion Meteoritenforschung am Forschungsinstitut Senckenberg. Neben zahlreichen Meteoriten unbekannter Herkunft betreut Sie hier im wahrsten Sinne des Wortes auch „alte Bekannte“: Marsmeteoriten.

Marsmeteorit ALH 84001 © NASA

Im Gegensatz zum Eisenmeteoriten bestehen diese Funde allerdings tatsächlich aus Marsgestein. Denn wenn ein Asteroid oder größerer Himmelskörper auf dem Mars einschlägt, können durch die Wucht des Aufpralls Trümmerstücke des Planeten bis in den Weltraum geschleudert werden. Bei ihrer Reise durch das All treffen einige davon auch schon einmal auf die Erde. Die wenigen Gesteinsklumpen, die nicht in der Atmosphäre verdampfen sondern die Erdoberfläche erreichen, gelten unter Wissenschaftlern als wahre Kostbarkeiten. Nicht nur, da von den schätzungsweise 30.000 Meteoritenfunden weltweit nur rund 35 Gesteinsbrocken auch nachweislich vom Mars stammen, sondern da sie als einzige direkte Quelle auch mehr über den Aufbau und die Zusammensetzung der Marsoberfläche verraten.

(NASA; Sektion Meteoritenforschung am Forschungsinstitut Senckenberg, 23.12.2005 – AHE)

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