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Geowissen

Startschuss für Internationales Polarjahr

Ziel: Polargebiete erforschen, Klima verstehen

Eine Feldexkursionsgruppe besucht die Abbruchkante des Comfortless-Gletschers. © Anne Hormes / Alfred-Wegener-Institute

Mehr als 50.000 Wissenschaftler aus 60 Nationen sind im Einsatz, wenn am 1. März 2007 der offizielle Startschuss für das Internationale Polarjahr 2007/2008 gegeben wird. Die Forscher werden in zahlreichen Projekten in Eis und Schnee die Bedeutung der Arktis und Antarktis für das Klima und die Ökosysteme der Erde untersuchen.

“Dass gerade jetzt eine der größten international koordinierten Forschungskampagnen in den Polargebieten stattfindet, ist eine einmalige Chance. Nur wenn wir das globale Klima verstehen, können wir gute Vorhersagen machen und uns auf mögliche Veränderungen angemessen vorbereiten“, sagt Professor Reinhard Dietrich, Vorsitzender der Deutschen Kommission für das Internationale Polarjahr.

Das Internationale Polarjahr wird in Deutschland mit einer Veranstaltung am 1. März 2007 in Berlin eröffnet. Zahlreiche Wissenschaftler werden über ihre Projekte sprechen und einen Eindruck von der Vielfalt der Forschungsvorhaben im Polarjahr geben. Eine Live-Schaltung zur deutsch-französischen Arktis-Forschungsstation sowie eine Präsentation der neuen Antarktis-Forschungsstation Neumayer-Station III gehören ebenfalls zum Programm.

Doch nicht nur in Deutschland, auch in Japan und Australien, China, oder Brasilien wird es am 1. März Eröffnungsveranstaltungen geben, um den Start des Internationalen Polarjahres zu feiern.

Klima verändert sich dramatisch

Das System Erde und Klima zu verstehen, ist eine der größten Herausforderungen für den Menschen. Die Polargebiete nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein. Hier zeigt sich der Klimawandel mit seinen ökologischen und ökonomischen Folgen schon heute besonders deutlich. Das Abschmelzen der Eismassen der Arktis führt dazu, dass die dort lebenden Menschen und Tiere ihre gewohnten Lebensweisen aufgeben müssen. Eisbären finden weniger Eisschollen, die Rentierherden der Nomadenvölker versinken im Schlamm. Allerdings werden auch neue Seewege erschlossen, die bislang von Meereis versperrt waren.

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Logo für das Internationale Polarjahr. © Internationales Polarjahr

Das Internationale Polarjahr 2007/08 fällt in eine Zeit, in der die Diskussion um den Klimawandel in den Medien und in den Köpfen der Bevölkerung fest verankert ist. Der gerade veröffentlichte Weltklimabericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) zeigt einmal mehr, dass der Mensch das Klima dramatisch verändert.

Polargebiete als Klimaindikatoren

Ziel des Internationalen Polarjahres ist es nun, die Rolle der Arktis und Antarktis für das Klima und die Ökosysteme der Erde zu untersuchen. Schmilzt das Festlandeis, steigt der Meeresspiegel und große Küstengebiete werden unbewohnbar. Tauen die Dauerfrostgebiete, werden riesige Mengen des Klimagases Methan freigesetzt. Ökosysteme verändern sich, Pflanzen, Tiere und auch der Mensch müssen sich anpassen oder werden verdrängt.

Der Mensch kann aber nur dann auf Umweltveränderungen reagieren, wenn Wissenschaftler die Zusammenhänge kennen und gute Vorhersagen machen können, so das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung. Dazu sind Daten nötig, die das heutige und das vergangene Klima wiedergeben. Dazu ist eine Vielzahl von Expeditionen notwendig. Im ewigen Eis ist die Klimageschichte von Hunderttausenden von Jahren gespeichert. Aus winzigen Einschlüssen im Eis und aus den Sedimenten des Meeresbodens können die Wissenschaftler das Klima der Vergangenheit rekonstruieren.

Die größte internationale Forschungskampagne der letzten 50 Jahre

Trotz ihrer großen Bedeutung sind die Polargebiete noch weitgehend unerforscht. Dies liegt zum einen am hohen logistischen Aufwand, der notwendig ist, um in den lebensfeindlichen Gebieten der Arktis und Antarktis zu leben und zu arbeiten. Zum anderen gibt es zwischen einzelnen Staaten manchmal unterschiedliche Prioritäten, die eine Zusammenarbeit erschweren können.

Das Polarjahr 2007/08 bietet nun eine einmalige Gelegenheit, das Wissen, das Können und die logistischen Möglichkeiten von Instituten und Universitäten aus mehr als 60 Ländern zu bündeln, um gemeinsam einen wissenschaftlichen Durchbruch in der Polar- und Klimaforschung zu erreichen. Die gewonnenen Daten werden beispielsweise für alle zugänglich und einsehbar sein.

Erstmals werden in großem Ausmaß die Öffentlichkeit und besonders die Schulen mit in die Forschungskampagnen eingebunden. Damit soll nicht nur ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, wie bedeutend die Polargebiete für unser Klima sind, sondern auch eine neue Generation von Wissenschaftlern für die Forschung begeistert werden.

Bei der Eröffnungsveranstaltung in Berlin werden einige Aktivitäten für Schulen vorgestellt und die Preisträger des Malwettbewerbs „Wie stellen sich Kinder die Polargebiete der Erde vor?“ geehrt. Zahlreiche der eingesandten Bilder werden zu sehen sein.

Von Entdeckungsreisen zu internationalen Forschungskampagnen

Die international koordinierte Polarforschung begann vor 125 Jahren mit dem ersten Internationalen Polarjahr 1882/83, eine Initiative des aus Hessen stammenden Carl Weyprecht. Dass mehrere Nationalstaaten sich zusammenschlossen, um gemeinsam ein Forschungsvorhaben durchzuführen, war damals eine Sensation. Zuvor dienten die gefährlichen Expeditionen vor allem dem Ruhm und den politischen und wirtschaftlichen Interessen einzelner Länder: Neue Gebiete sollten beansprucht und Seewege entdeckt werden. Jetzt erkannte man jedoch die Notwendigkeit der internationalen und interdisziplinären Zusammenarbeit.

Auf das erste Internationale Polarjahr folgte das zweite Internationale Polarjahr (1932/33) und das Internationale Geophysikalische Jahr (1957/58). Diese großen wissenschaftlichen Ereignisse erbrachten mit einer Vielzahl von Expeditionen, der Errichtung neuer Forschungsstationen und international koordinierter Beobachtungsprogramme entscheidende Kenntnisfortschritte über die Polarregionen. Das Internationale Polarjahr 2007/08 will an diese Tradition anknüpfen. Es wird getragen durch den Internationalen Wissenschaftsrat (ICSU – International Council for Science) und die Welt-Meteorologische Organisation (WMO – World Meteorological Organisation).

(Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft, 27.02.2007 – DLO)

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