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Archäologie

Speckstein als prähistorischer Exportschlager

Inuit handelten bereits vor 600 Jahren mit dem Gestein

Specksteinbruch © Universität Jena

Die Bevölkerung Grönlands hat früher keineswegs nur vom Robbenfang und der Rentierjagd gelebt. Die Inuit, die etwa vor 600 Jahren von Norden kommend das Gebiet um die heutige Hauptstadt Nuuk besiedelten, haben möglicherweise schon in größerem Maßstab Speckstein abgebaut und damit gehandelt. Dies hat jetzt ein internationales Forscher-Team herausgefunden.

Hinweise darauf, dass der auch als Talkschiefer bezeichnete Stein von den Grönländern und vielleicht bereits zuvor von den hier siedelnden Wikingern gewonnen wurde, fanden die Urgeschichtler um Professor Clemens Pasda bei einer gerade beendeten Expedition auf der Insel am Polarkreis viele gefunden. Drei Wochen war Pasda mit seinen Kollegen Mikkel Myrup vom Grönländischen Nationalmuseum und Martin Appelt vom Dänischen Nationalmuseum in der Region Nuuk unterwegs.

Ein Dutzend Specksteinvorkommen untersucht

„Wir haben dort mindestens ein Dutzend Specksteinvorkommen besucht, Abbaustellen dokumentiert und Gesteinsproben genommen“, erklärt der Jenaer Wissenschaftler. Die Auswertung soll unter anderem Erkenntnisse darüber bringen, zu welcher Zeit an einzelnen Fundorten Gestein gebrochen wurde. „Eine genaue geologische Bestimmung der Gesteinsvorkommen ermöglicht uns die Zuordnung von Specksteingefäßen und anderen -gegenständen, die in Museen aufbewahrt oder bei archäologischen Grabungen gefunden wurden und werden“, ergänzt er. Bekannt seien Specksteingefäße, die über 3.000 Jahre alt sind.

Die Funde und neuen Erkenntnisse sollen in ein Forschungsprojekt „Handel und Tausch im prähistorischen und historischen Grönland“ münden. Dies will Pasda gemeinsam mit seinen grönländischen und dänischen Kollegen, aber auch mit schwedischen und kanadischen Forschern bearbeiten. Anträge auf Forschungsfördermitteln werden bereits formuliert.

Speckstein-Verarbeitung direkt am Steinbruch

„Unsere Expedition hat viele Fakten und Daten geliefert, die eine Fortsetzung der Arbeiten unbedingt anzeigen“, sagt Pasda. So seien nur wenige hundert Meter von einem der Rohstoffvorkommen Reste von Behausungen gefunden worden, die auf eine Verarbeitung des Specksteins direkt am Steinbruch hindeuten.

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„Eine Untersuchung der Schuttmengen lässt Rückschlüsse auf Produktionsmengen zu. Und Tierknochenfunde erzählen uns, ob die Grönländer dort im Sommer oder Winter lebten.“

Grönland uralte Kulturlandschaft?

Die Aufklärung der historischen Produktions- und Handelswege der Grönlandbewohner wird „unsere Vorstellung von ‚Wildbeutern‘, die nur als Jäger und Sammler unterwegs waren, möglicherweise deutlich verändern“, ist Pasda überzeugt.

„Das allgemein verbreitete Bild von Grönland ist sehr exotisch und mit dem Mythos Wildnis verbunden. Vieles dort – so etwa die mit historischen Ereignissen oder alten Mythen verbundenen Namen von Seen, Bergen, Landmarken oder Jagdanlagen – zeigt jedoch, dass dies keine Wildnis, sondern eine uralte Kulturlandschaft ist“, formuliert Pasda Erfahrungen, die er bei inzwischen sechs Grönland-Expeditionen gemacht hat.

(idw – Universität Jena, 31.08.2005 – DLO)

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