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Archäologie

Schon die Gallier liebten Bier

Funde aus der Eisenzeit enthüllen Vorliebe für die Braukunst im frühen Frankreich

Französische Forscher haben bei Ausgrabungen eindeutige Hinweise gefunden, die die Herstellung von Bier in Südfrankreich bis ins fünfte Jahrhundert v. Chr. zurückdatieren. Bei ihren Untersuchungen an der Ausgrabungsstätte Roquepertuse stießen sie auf die Überreste von Gerstenkörnern mit Keimansatz sowie die Relikte von Geräten, die auf eine kontrollierte Mälzung des Getreides hinweisen.

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Diese Entdeckungen lassen vermuten, dass die Franzosen neben der Herstellung von Wein auch eine Vorliebe für die Bierbrauerei hatten, schreiben die Wissenschaftler in der Online-Ausgabe der Springer-Fachzeitschrift „Human Ecology“. Bisher fanden Forscher nur Beweise für die Weinproduktion in der Region.

Drei Stichproben analysiert

Laurent Bouby und seine Kollegen von der Abteilung für Bioarchäologie und Ökologie des nationalen französischen Forschungsinstituts (CNRS) in Montpellier analysierten in ihrer neuen Studie drei Stichproben von Ausgrabungen aus den 1990er Jahren: Eine der Proben stammte vom Fußboden eines Wohnhauses in der Nähe einer Feuerstelle und eines Ofens. Die anderen beiden Proben kamen aus einer Grube und aus dem Inhalt eines Keramikgefäßes.

Alle drei Proben enthielten den Forschern zufolge verkohlte Überreste von Pflanzen, hauptsächlich Gerste. Die vorhandenen Gerstenkörner waren schlecht erhalten und überwiegend ausgekeimt – 90 Prozent der Proben -, was darauf hinweist, dass sie nach dem Mälzen verkohlt wurden.

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Körner in Kesseln eingeweicht

Die ausgegrabenen Geräte lieferten den Wissenschaftlern Hinweise darauf, dass die Menschen damals die Körner in Kesseln einweichten, sie anschließend ausbreiteten und sie während der Auskeimung auf einer flachen, gepflasterten Fläche wendeten. Die Körner wurden dann im Ofen getrocknet, um die Keimung zum gewünschten Zeitpunkt zu stoppen, und schließlich als gemalzte Gerste mit einem Mahlstein gemahlen. Die Feuerstellen und Behälter wurden nach dem Mälzen vermutlich für die Gärung und Lagerung des Bieres verwendet.

Bierbrauen gehörte zum Alltag

Die Wissenschaftler kommen zur Schlussfolgerung: „Die Funde von Roquepertuse legen nahe, dass das Bierbrauen damals tatsächlich zum häuslichen Alltag gehörte. Diese Erkenntnis liegt im Vergleich zu anderen archäobotanischen und archäologischen Funden auf der Hand. Wir können nun von einer Gesellschaft ausgehen, bei der verschiedene alkoholische Getränke zum Alltag gehörten. Besonders das Bier hatte wahrscheinlich eine lange Tradition in dieser Region. Der Wein wurde, zumindest teilweise, durch Handelskontakte im Mittelmeerraum eingeführt.“ (Human Ecology, 2011; DOI 10.1007/s10745-011-9395-x)

(Springer-Fachzeitschrift Human Ecology, 15.06.2011 – DLO)

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