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Psychologie

Schlafen macht schlau

Nickerchen von Babys unterstützen das Lernen von abstrakten Zusammenhängen

Babys sind wirklich zu beneiden: Sie bekommen Nahrung, bedingungslose Liebe und jede Menge Schlaf wann immer sie wollen. Jetzt haben Wissenschaftler herausgefunden, dass die häufigen Nickerchen nicht nur erholsam sind, sondern auch die Lern- und Abstraktionsfähigkeit der Kleinkinder verbessern.

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Die Psychologen Rebecca Gomez, Richard Bootzin, und Lynn Nadel von der Universität von Arizona berichten in der Fachzeitschrift „Psychological Science“ über die Ergebnisse ihrer Studie an 48 Kleinkindern im Alter von 15 Monaten. In den Experimenten spielten sie den Kindern jeweils Phrasen einer künstlichen Sprache vor und wiederholten dies so lange, bis die Kinder sich an sie gewöhnten. Bevor die Wissenschaftler aber die Lernfähigkeit der Kinder anhand dieser Phrasen testeten, teilten sie diese in zwei Gruppen ein: Die Hälfte von ihnen durfte die gesamte Zeit über normale Nickerchen machen, die Tests der anderen wurden zeitlich so gelegt, dass die Babys dazwischen nicht schliefen.

Abstrakte Wortbausteine mit innerer Logik

Die Phrasen, beispielsweise „pel – wadim – jic“ umfassten immer drei Bausteine, von denen der erste und letzte in immer im gleichen Verhältnis zueinander standen. Im Beispiel stand „pel“ immer vor „jic“. “Obwohl das sinnlose Töne sind, hat diese Kunstsprache einige Ähnlichkeit zur Struktur des englischen Satzbaus“, erklärt Gomez. Wenn die Kinder nach einem ersten Versuchsdurchgang in das Labor zurückkehrten, wurden ihnen die bekannten Phrasen zusammen mit neuen Phrasen, aber der gleichen inneren Logik vorgespielt.

Die Wissenschaftler beobachteten die Augenbewegungen und Blickrichtung der Kinder während der akustischen „Bespielung“. Je nachdem, ob und wie lange die Kinder ihren Blick auf eine gleichzeitig zu den abgespielten Phrasen aufleuchtende Lampe richteten, schlossen die Forscher auf eine mehr oder weniger große Aufmerksamkeit. Ob den Kindern die Phrasen bekannt vorkamen oder nicht, entnahmen sie dem Verhalten ebenfalls.

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„Schläfer“ konnten generalisieren

Die Versuche ergaben deutliche Unterschiede zwischen den „Schläfern“ und „Nichtschläfern“: Die Babys, die nicht geschlafen hatten, erkannten zwar die bereits gehörten Phrasen, nicht aber die bekannte innere Logik bei den neuen Phrasen. Anders bei den „Schläfern“. Die Babys, die zwischen den Versuchen Nickerchen gehalten hatten, erkannten auch die neuen Wortkombinationen als bekannt. Sie hatten offenbar die die Grundlogik erkannt und auf die neuen Phrasen übertragen.

Nach Ansicht der Forscher ist dies ein Hinweis darauf, dass Nickerchen das abstrakte Lernen und speziell die Fähigkeit allgemeine Muster auch in neuer Information zu entdecken, unterstützt. Das abstrakte Lernen stellt dabei einen Wandel in der Entwicklung des Gedächtnisses dar. „Diese Veränderung spielt eine entscheidende Rolle in der kognitiven Entwicklung“, erklärt Gomez. „Sie erhält die Sensibilität für die bereits bekannte Information und befähigt die Lernenden gleichzeitig dazu, bei neuen Fällen zu generalisieren.“

(Association for Psychological Science, 18.08.2006 – NPO)

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